Montag, 8. November 2010
sprachgewandt
Heute Abend konnte ich ein letztes Geburtstagsgeschenk einlösen. Karin schenkte mir zwei Tickets für ein Livekonzert von Konstantin Wecker, im Volkshaus Zürich, und sie erlaubte mir auch, dass ich mit Jürg und nicht mit ihr hinging (Danke!). Vor etwa 25 Jahren hörten Jürg und ich viel Musik von Wecker und wir waren zu der Zeit an selber Stelle auch schon an einem Konzert. Ein super Geschenk also, um alte Erinnerungen aufzufrischen.
Wobei, das mit den Erinnerungen ist so eine Sache. Vieles hat sich verändert in 25 Jahren, die eigenen Interessen und Ansichten haben sich gewandelt und einiges, was ich in jungen Jahren ganz toll fand, interessiert mich heute überhaupt nicht mehr. Und dazu gehören irgendwie auch sozial-politisch-psychologisch-philosophisch angehauchte Liedermacher wie Konstantin Wecker. Na ja, neugierig war ich auf alle Fälle und ich freute mich auch auf diesen Abend.
Der Herr Wecker ist mittlerweile ja auch über 60 und dementsprechend war auch das Publikum. Alt-68er, Linke, Intellektuelle oder solche wie wir, die dafür etwas spät geboren sind, mit dem Gedankengut aber sympathisieren... Viel Handgestricktes, Selbst-Gebliebenes, um Originalität ringendes...
Das Programm war eine Art Karriererückblick und so bis etwa zur Pause hin hätten wir fast jedes Lied mitsingen können. Da war sie wieder, die geistige Revoluzzer-Zeit. Auch wenn wir heute über vieles nur noch schmunzeln. Später kamen dann die neueren Stücke, die wir nicht mehr kannten. Das Muster und der Grundtenor blieb sich dabei jedoch gleich, denn Wecker bleibt Wecker und seine Energie reicht noch lange um aufmüpfig und unbeugsam zu sein.
Das fand ich generell sehr spannend. Ich habe diesen Mann also 25 Jahre nicht mehr gesehen, er ist ü60, doch die Energie und Präsenz die von ihm ausgeht, ist noch immer so stark wie früher. Er brennt noch immer, sprüht und lebt sein "leben im Leben" (Titel des Abendprogramms). Oder aber, er kann sich an der Konzertsituation derart aufladen, dass er sich in die Welt seiner Lieder versenkt und dadurch die entsprechende Stimmung und Athmosphäre zum Publikum transportieren kann. Seine Konzerte sind Handwerk, Arbeit, die nötige Geldmaschine um den angestrebten Lebensstandard zu ermöglichen. Er rackerte sich ab, schwitzte, bot ehrliche Arbeit und liess uns an seiner Sprach- und Musikkunst teilhaben.
Nach fast drei Stunden Konzert sind wir zufrieden nach Hause gefahren. Es war ein gelungener Abend, der ein paar alte Saiten wieder zum schwingen brachte (und das durchaus in einem angenehmen, positiven Sinn).
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