Donnerstag, 9. Februar 2017
Tag 25 - aufs Land
Gestern Abend bekam ich noch einige Tipps bezüglich meiner weiteren Tourenplanung und Reinhard war so nett, mir ein paar Tracks zu schicken, mit seiner favorisierten Wegführung. Nach dem Aufstehen warf ich also erst mal den PC an und schaute mir seine Strecke an. Ja, die unterscheidet sich erheblich von der von mir geplanten Route. Man soll lokalen Radfahrern vertrauen und deshalb übernahm ich Reinhards GPS-Track und passte nur noch Start- und Zielort an. Dann an-/umziehen, alles einpacken und los.
Es war ziemlich kalt. Der Velocomputer zeigte -6,5° Grad an und natürlich fuhr ich auch heute wieder gegen den Wind. Aber ich will mich überhaupt nicht beklagen. Der Wind war schwach, oft schützten mich Hecken und Sträucher und kurz vor Mittag setzte sich auch die Sonne gegen den Hochnebel durch. Mir ist unter Null, Gegenwind und trocken tausendmal lieber als über Null, Rückenwind und Regen.
Ich merkte sehr bald, dass ich von der Stadt aufs Land fahre und Bäckereien oder Einkaufsmöglichkeiten zur Mangelware werden. Für Pausen muss ich also auf meinen Reiseproviant zurückgreifen und windgeschützte Orte suchen. Ich denke, das wird auch in den nächsten Tagen so bleiben und deshalb heisst das, dass ich kurz vor dem Hotel wieder meine Vorräte auffüllen muss.
Die Fahrt selbst war angenehm. Es ist halt ähnlich wie am Rhein oder an der Nordsee. Meist fährt man hinter dem Deich und hat keine Sicht aufs Wasser. Viele Radwege sind wohl in erster Linie für den Deichunterhalt gebaut worden und stehen nun auch als Radweg zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass man eigentlich nie einem Auto begegnet und dass die Fahrbahn meist glatt und gut ausgebaut ist. An dieser Stelle möchte ich mal ganz generell das Fernradwegnetz in Deutschland loben. Diese Hauptrouten sind zu geschätzten 90% Prozent verkehrsfrei, meist gut unterhalten und gut ausgeschildert. Von so etwas können wir in der Schweiz nur träumen (zugegeben, es gibt auch mehr Platz hier).
Nach über 50 Kilometer sehe ich in Artlendorf zum ersten Mal die Kombination Lebensmittelgeschäft/Cafe. Ich halte an, finde es aber nicht so der Bringer. Ich will schon weiterfahren und nach einer Bäckerei suchen als mir eine Frau mit Hund entgegenkommt. Ich frage sie, wo im Ort es denn eine Bäckerei gäbe. Ihre Antwort: «Seit über 5 Jahren gibt es hier keine Bäckerei mehr, im Lebensmittelgeschäft auf der gegenüberliegenden Strassenseite kriegen Sie jedoch Brotprodukte.» Danke. Also dann doch hier… es tut gut, 15-20 Minuten in einem geheizten Raum zu sitzen und einen Milchkaffee zu trinken.
Mein heutiges Tagesziel, Bleckede, war nach meiner Einschätzung der grösste Ort seit Hamburg. Hier gab es sogar zwei Bäckereien .
Ich hatte noch genügend Zeit und besichtigte deshalb auch das Schloss Bleckede, welches zu einem Biosphaerium umgebaut wurde. Es bietet eine Ausstellung über die Elbauen, deren Fische und Biber. In grossen Aquarien kann man Fische bewundern (ich kriegte gleich Hunger) und in einem Aussengehege sollen Biber zu sehen sein. Als ich vorbeischaute waren die nachtaktiven Tiere wohl am Mittagsschläfchen und deshalb nicht zu sehen. Mein Interesse galt jedoch dem Aussichtsturm. Weil es auch hier ziemlich flach ist, hat man eigentlich nur von einem Turm aus eine halbwegs gute Aussicht. Ich fand’s ganz o.k. Nicht berauschend, aber o.k.
Ich machte mich dann auf zu meinem Hotel, welches leicht ausserhalb liegt, aber einfach zu finden war. Die Türe war verschlossen, nirgends brannte Licht. Ich klingelte. Nichts. Ich rief die Nummer an, die auf meiner Buchungsbestätigung angegeben war. «Dieser Teilnehmer ist momentan nicht erreichbar.» Super. Es ist unter Null, es windet, ich friere mir hier vor der geschlossenen Türe den Arsch ab! Was tun? Ich fahre zurück nach Bleckede und trinke Kaffee in der zweiten Bäckerei.
Nach etwa 15 Minuten klingelt mein Handy. Am anderen Ende eine gebrochen deutsch sprechende Frau. Ja, zu dieser Jahreszeit sei die Rezeption nicht besetzt. Ich könne einfach ins Nebengebäude, die Haustüre sei offen, mein Zimmer 22 sei im ersten Stock und der Zimmerschlüssel stecke innen. Wann ich denn frühstücken wolle. Aha. Restaurant geschlossen, Rezeption unbesetzt und Hotelbezug als Self-Service. Ganz toll. Ich denke mir, dass ich bei der Kälte später wohl keine Lust habe, wieder in den Ort zu fahren um etwas zu essen. Ich kaufe mir lieber hier in der Bäckerei ein paar Sandwiches und mache mir dann einen gemütlichen Abend am PC und im Internet. Tja, dachte ich mir…
Der WLAN-Empfang im Zimmer ist so schwach, dass ich weder eMails abrufen noch im Internet surfen kann. Ich rufe die Frau der Rezeption wieder an und frage, wo ich besseren Empfang habe. Ja, es täte ihr leid, doch besseren Empfang gäbe es nur im Hauptgebäude und dieses sei halt um diese Jahreszeit geschlossen. Es ist nicht das erste Mal dass ich denke, solche Hotels sollten genug ehrlich sein und den Betrieb im Winter ganz einstellen. Mit ihrem Minimalservice können sie keine Kunden zufrieden stellen. Hier hiess es: Gutes Restaurant mit mediterraner Küche und WLAN im ganzen Haus. Pustekuchen.Da muss man sich doch einfach ärgern. Oder, da lobe ich mir die Billig-Absteige in Hamburg. Da wurde sehr wenig geboten, doch alles was versprochen wurde, wurde auch eingehalten (und es kostete die Hälfte der heutigen Übernachtung).
Ich schreibe also diesen Beitrag offline und werde wohl später doch noch ins Dorfzentrum gehen. Vielleicht finde ich ein Restaurant mit freiem WLAN. Ansonsten muss die Veröffentlichung halt einen Tag warten.
Hier die aufgezeichnete Strecke des Tages (83,7km, 169Hm) und der Link zum ersten Bild des Tages.
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