Donnerstag, 12. März 2020
Milch-Tankstelle

In Zeiten wie diesen, kriegt man als Fleischesser und Milchtrinker rasch ein schlechtes Gewissen aufgedrückt. Kann man die überaus klimaschädliche Produktion von Fleischprodukten überhaupt noch verantworten? Können Milchprodukte halbwegs tiergerecht und ethisch verantwortungsvoll erzeugt werden oder ist das reine Tierquälerei? Ganz abgesehen davon, dass mittlerweile breite Bevölkerungsschichten den Milchkonsum als etwas Schädliches und völlig Unnatürliches betrachten. Kein anderes Lebewesen trinkt nach dem Babystadium noch Milch (und schon gar keine Fremd-Milch). Daraus wird dann geschlossen, dass dies völlig falsch und ungesund ist. So erfahre ich den heutigen Zeitgeist zu diesen Themen...
Trotzdem trinke ich gerne und viel Milch. Im Schnitt trinke ich wohl einen Liter Milch pro Tag. Wenn man dies auf die letzten 40 Jahre hochrechnet, so habe ich wohl schon ganze Herden von Milchkühen leergetrunken und müsste schon lange an den schädlichen Folgen dieses übermässigen Milchkonsums leiden. Früher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, denn früher war auch der Zeitgeist anders.
Mich beschäftigt heutzutage eher die Frage, inwieweit der Milchpreis fair ist. Und mit fair meine ich: Kann der Milchbauer seine Kühe gut behandeln, ihnen Auslauf gewähren, ihnen das richtige, natürliche Futter zuführen und am Ende sich selbst und seine Familie mit dem erzielten Verkaufspreis ernähren? Die Preisspanne im Supermarkt ist gewaltig. Ich kann einen Liter teilentrahmte und pasteurisierte Trinkmilch zwischen 1.00 und 1.90 Franken kaufen. Bei 1.00 Franken denke ich eher "Nein", da kriegt der Milchbauer zu wenig Geld und wird durch die Verarbeiter und Vermarkter ausgebeutet, denn auch diese Unternehmen wollen gewinnbringend arbeiten. Das Problem bei der Milch zu 1.90 Franken liegt dann dort, dass man zwar all den schönen Worten auf der Verpackung glauben kann/möchte, in der heutigen Zeit jedoch nicht wirklich weiss, ob das Produkt in der Flasche nicht das genau gleiche ist, wie das für 1.00 Franken und dass man mit dem Mehrpreis nicht nur die Taschen derer, die zwischen dem Produzenten und dem Endkonsumenten stehen, reichhaltiger füllt. Es gibt da keine wirkliche Transparenz und das ist ein Dilemma.
Vor etwa einem halben Jahr habe ich eher zufällig entdeckt, dass es in fast unmittelbarer Nachbarschaft eine Milch-Tankstelle gibt, von der man rund um die Uhr frische Trinkmilch zapfen kann. Darauf ist die Herkunft der Milch (ein lokaler Bauernbetrieb) klar deklariert. Die Milch ist auf 4° Grad gekühlt und schmeckt ausgezeichnet. Sie kostet 1.10 Franken pro Liter. Dabei bringt man seinen eigenen Behälter mit und füllt ihn auf (fast wie in alten Zeiten, als der Milchmann noch vorbei kam). Das finde ich eine gute Sache. Das "Problem" meines Milchkonsums ist deshalb nicht gelöst, doch ich brauche dafür weniger Verpackung und ich weiss, dass ein lokaler Bauer davon profitiert. Mein schlechtes Gewissen wird dadurch zumindest ein ganz klein wenig gemindert... 😇
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