Dienstag, 2. Juni 2020
Corona-Pandemie - war's das?
In den letzten Wochen wurden die Corona-Massnahmen nach und nach gelockert und in einer Woche soll der "Notstand" aufgehoben werden. Wir befinden uns also auf dem Weg in eine neue Nach-Corona-Zeit. Denn eines ist ganz klar: So wie es einmal war, wird es nicht mehr werden. Denn dieser Virus hat sich in unseren Köpfen festgesetzt und wir werden vermutlich noch sehr lange Körperkontakt meiden (Social Distancing), häufig Händewaschen und uns generell mehr misstrauen als zuvor. Und es ist ja auch nicht so, dass nach dem 6. Juni alles wieder aufgehoben ist. Wie lange noch Masken tragen in öffentlichen Verkehrsmitteln empfohlen wird, oder Plexiglasscheiben an der Supermarktkasse oder zwischen Restauranttischen stehen, das weiss noch gar niemand. Nicht wenige finden ja auch, dass diese Lockerungen viel zu früh erfolgen und uns wohl eine weitere Erkrankungswelle bevorsteht.
Wenn man auf das oben dargestellte Diagramm schaut kann man klar sagen, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind. Die über 1'900 Corona-Toten sind tragisch und bedauernswert. Die Grafik zeigt aber auch, dass die Übersterblichkeit im Frühjahr 2015 und auch im Winter 2016/2017 infolge einer starken Grippewelle zwar nicht so steil anstieg wie jetzt durch Corona, dass in absoluten Zahlen damals aber mehr Menschen gestorben sind (weil es länger dauerte). Aber eben: Noch wissen wir nicht, ob die Corona-Pandemie wirklich überstanden ist oder ob es schon bald wieder mehr Fallzahlen geben wird.
Man weiss heute auch nicht, ob die Fallzahlen dank der behördlichen Massnahmen so schnell abflachten oder ob wir einfach Glück hatten. Gesundheitspolitisch waren die Entscheide bestimmt nicht schlecht, denn das Resultat ist doch ansprechend gut. Ganz anders sieht hingegen die wirtschftliche Situation aus. Noch immer sind zwischen 30 und 40 Prozent der arbeitenden Bevölkerung zur Kurzarbeit gemeldet. Das kostet Millionen (oder besser Milliarden) und kein Mensch weiss, wie lange die Wirtschaft brauchen wird um sich von diesem Lock-Down zu erholen. Und ja: Die Schweiz ist keine Insel. Die Wirtschaft hätte ohne diesen Lock-Down wohl genauso gelitten, denn alle Länder um uns herum kämpften ebenfalls mit Corona und legten weite Teile der Wirtschaft lahm. Ich bezweifle auch, dass jemals wieder alle an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können. Viele Betriebe schnüren nun Sparprogramme und sobald der Staat nicht mehr den Grossteil der Lohnkosten übernimmt, werden Entlassungen wohl zunehmen. Ganz zu schweigen von den Betrieben, die bereits insolvent sind oder infolge einer nur zögerlich wieder anziehenden Nachfrage noch Konkurs gehen werden.
Es ist aktuell generell eine etwas komische Situation. Fast jedem ist derzeit bewusst, dass vor Corona viele Marktübertreibungen vorhanden waren, die schlicht Nonsens sind und die es eigentlich gar nicht braucht (z.B. eine Flugreise nach London für Fr. 29.00). Alles (vor allem Luxus) war billig und jederzeit verfügbar. Das führte ja auch dazu, dass wir ökologisch völlig über unsere Verhältnisse lebten und das nur tun konnten, weil wir die Erde, die Natur und ganze Völker in fernen Ländern gnadenlos ausgebeutet haben. Falls jeder Mensch auf der Erde so leben wollte wie der Durchschnittsschweizer, müsste die Erde dreimal so gross sein und dreimal so viele Ressourcen bereitstellen. Ein Ding der Unmöglichkeit.
So könnte man diesen Corona-Lock-Down nun als Chance sehen um unsere schiefe Optik etwas zu korrigieren. Könnte... Denn nun sehnen wir uns alle zurück nach dieser schönen Zeit vor Corona. Wir wollen alles zurück, denn nur so haben alle wieder Arbeit und Geld um wie gewohnt zu konsumieren... es ist ein Dilemma. Und es ist zu befürchten, dass die Wirtschaft, das Geld und der Egoismus siegen wird, und wir alle wieder Vollgas geben, frei nach dem Motto: "Nach uns die Sinnflut!" Oder wie es die Klima-Jugend ausdrückt: "Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut!" Ja, mit der Neuverschuldung des Staats mit etwa 100 Milliarden Franken, haben wir den jungen Menschen gleich wieder ein Stück Zukunft geklaut... so sind wir alten Hedonisten nun mal. 🙄
Ich will nicht orakeln doch mich dünkt schon, dass wir im Spätherbst des Kapitalismus angelangt sind. Wir steuern auf einen Feudalismus mit wenigen Reichen und vielen Armen zu. Und vor den menschgemachten klimatischen Veränderungen können wir wohl auch nicht noch Jahrzehnte die Augen verschliessen. Auf lange Sicht kommen gesellschaftliche Veränderungen auf uns zu, die vermutlich nicht schmerzlos von Statten gehen werden. Irgendwann werden sich die Armen ihrer Überzahl bewusst sein und nicht länger ihre Unterdrückung dulden oder sich mit Brosamen abspeisen lassen. Oder, das weltweite Finanzsystem, so wie wir es heute kennen, kollabiert vorher (was auch keine schöne Perspektive ist).
Was mich letztendlich wieder zum (aus meiner Sicht) grössten Problem hinführt: Die Überbevölkerung. Mittlerweile leben auf diesem Planeten schlich zu viele Menschen. Das bedeutet zwangsläufig Mega-Städte, Umweltverschmutzung, Slums mit schlechten hygienischen Bedingungen und vieles andere, was Pandemien oder Epidemien begünstigt. Das Krebsgeschwür Mensch wuchert so lange, bis der Wirt tot ist. Wobei die Chance gross ist, dass der Wirt nicht stirbt, jedoch die Lebensbedingungen für die Menschen so schlecht werden, dass sich deren Anzahl zwangsläufig drastisch reduziert. Schade nur, dass es anscheinend soweit kommen muss. Aus eigenem Willen oder aus eigener Kraft scheint die Menschheit nicht fähig, dieses Problem zu lösen. Da nützt es so ziemlich gar nichts, dass viele meiner Freunde, und auch wir selbst, ganz bewusst keine Kinder gezeugt haben...
Trackbacks
Trackback-URL für diesen EintragDieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/2697-Corona-Pandemie-wars-das.html«
-
| Weiter: "Corona-müde"
Quelle: Bundesamt für Statistik – Todesursachenstatistik Ganz ehrlich: Es widerstrebt mir, diesen Blogeintrag zu schreiben. Ich mache es eigentlich nur, damit ich Jahre später darüber nachlesen kann. Das ganze Corona-Theater geht mir mittler […]