Mittwoch, 10. Juni 2020
Corona-Sprache
Die Corona-Pandemie legt sich langsam, in mehreren Schritten wurden bereits Lockerungen vollzogen und ab kommendem Montag, 15. Juni 2020, sollen auch die Grenzen wieder geöffnet werden. Derzeit stehen also viele Zeichen auf Entspannung. Gut so!
Heute möchte ich mich mal zum Thema Kommunikation und offiziellem Sprachgebrauch äussern. Da hat mich doch einiges -sagen wir mal- verwundert 🙄. Es wurden neue Begriffe eingeführt, alte Begriffe umdefiniert und wenn man keine positive deutsche Bezeichnung finden konnte, so weicht man halt auf einen englichen Ausdruck aus. Die offizielle Kommunikation des Bundes wurde hochprofessionell gestaltet und alle Marketingregister wurden gezogen.
Der Leitsatz über jeglicher Kommunikation lautet: So schützen wir uns ✔. Nach dem Motto: Wir sitzen alle im gleichen Boot. Also nicht: "So schützen Sie sich" sondern All-iclusive: WIR. Alle. Ohne Ausnahme. Auch das Check-Symbol ✔vermittelt Zustimmung und Akzeptanz. Clevere Strategie! Ebenso der Imperativ der ersten Kampagne: Wir bleiben zuhause! Alle! Jetzt! Und: "Der Bundesrat und die Schweiz brauchen Sie. Bleiben Sie jetzt zuhause. Retten Sie Leben."
Als schon nach einer oder zwei Wochen die Kurve abzuflachen begann, wurde der rethorische Drohfinger erhoben und nachgedoppelt mit: Jetzt nicht nachlassen!
Immer wieder wurde von einfachen Massnahmen und Regeln gesprochen. Das Virus ist zwar sehr komplex und kompliziert, so dass sich auch Experten laufend korrigieren, wenn nicht gar widersprechen, doch mit "einfachen Massnahmen und Regeln" kriegen wir das alles in den Griff! So die Message. Aus Regeln werden dann auch schnell mal Gesetze oder wie anders kann man es verstehen, wenn die Polizei plötzlich Bussen verteilt, wenn mehr als 5 Personen zusammenstehen? Ach, Du Dummerchen: Verstehst Du nicht mal die einfachsten Massnahmen und Regeln?
Solidarität oder noch schlimmer: Unsolidarisch. Ich kann dieses Solidaritätsgeschwafel nicht mehr hören! Unsolidarisch ist aus meiner Sicht das Unwort des Jahres 2020. Wer nicht zu Hause bleibt, verhält sich unsolidarisch. Genauso, wer sich einem anderen Menschen auf unter 2m Abstand nähert, im ÖV keine Maske trägt, sich nicht mindestens 10x am Tag die Hände wäscht, und so weiter und so fort. Bald wird man sich unsolidarisch verhalten, wenn man keine Contact-Tracing-App auf sein Smartphone installiert oder wenn man sich nicht impfen lässt (falls es denn jemals einen Impfstoff geben wird). Grauenhaft. Eine ursprünglich warme und helfende Bedeutung wird mittels Distanz neu definiert.
Contact-Tracing und Proximity-App - Wow! Contact-Tracing klingt natürlich viel besser als Kontakt-Nachverfolgung. Und auch Proximity-App klingt besser als Annäherungs-Überwachungs-Programm. Privatsphäre? Alter Quatsch von gestern. Sicherheitsbedenken bezüglich Bluetooth? Pfff... keine Bange: die digitalen Bösewichte, die unsere Bankdaten und Passwörter ausspionieren, die bleiben ja jetzt zuhause. Und natürlich werden auch keine Daten an Google oder Apple übertragen, die diese Apps über ihre Software-Stores verbreiten werden. Alles i.O. ✔ Mit diesen englischen Worthülsen vermeidet man bewusst Klarheit, damit möglichst wenig Widerstand entsteht. Wer es nicht versteht, kann auch schlecht dagegen sein.
Isolation und Quarantäne - Ohhh... ich soll mich also auch noch selber einsperren? Wenn der Staat denkt, dass er mich isolieren muss, dann soll er gefälligst auch dafür bezahlen. Er kann ja Hotelzimmer anmieten (die stehen derzeit ja eh leer), denn dadurch wird wenigstens jemand bezahlt um alles immer wieder zu desinfizieren, Essen zu kochen, das Geschirr nach jedem Gebrauch oder die Bettwäsche und getragene Kleider täglich heiss zu waschen (was im offiziellen Video ja alles gefordert wird). Oh, Entschuldigung... welch unsolidarischer Gedanke...
Das sind nur ein paar wenige Beispiele die zeigen sollen, wie wir alle manipuliert werden. Und all die gutbezahlten Marketingstrategen machen Ihre Arbeit wirklich sehr gut. Es funktioniert. Ich misstraue heute jedem, schüttle keine Hand mehr, nähere mich niemandem unangemessen, meide jede Menschenansammlung und spreche nur noch leise, mit gesenktem Kopf, nicht dass ich jemanden mit meinen Aerosolen belästige. Da bin ich voll solidarisch! 😵
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/2702-Corona-Sprache.html«