Freitag, 17. Dezember 2021
ausgedehnte Testrunde
Schon im Verlauf der Woche nahm ich mir vor, dass ich heute eine längere Tour mit dem neuen CANYON Neuron unternehmen werde. In der Zwischenzeit sind Schutzbleche montiert und auch die Federelemente habe ich in etwa auf mein Körpergewicht abgestimmt. Zudem wollte ich endlich mal die neuen Heizsohlen testen.
Seit ich Mitte der 90er Jahre mit dem Mountainbiken begann, war ich mit jedem Bike (mehrmals) auf den Lägern. Der höchste Punkt, die Hochwacht, liegt 853 m.ü.M. und ist somit der höchste Punkt, den ich direkt von zuhause aus anfahren kann. Früher wohnten wir direkt am Fuss der Lägern, seit wir 2003 umgezogen sind, muss ich etwa 20 Kilometer Anfahrt rechnen. Hin und zurück ergeben somit deutlich über 50 Kilometer, was dann einer ausgewachsenen Trainingstour entspricht.
Die Chance, über den Hochnebel und somit an die Sonne zu kommen war nur minimal. Laut Meteo Schweiz lag die Nebeldecke auf 1'000 bis 1'200 m.ü.M., die Temperatur unter dem Hochnebel erreicht höchstens +3° Grad. Die Hauptmotivation waren deshalb die vielen tollen Singletrails, die von der Hochwacht ins Tal führen. Da sollte ich die Voll-Federung gut austesten können.
Vor der Abfahrt nahm ich die Originalsohlen aus den Winterschuhen und legte die Heizsohlen ein. Da die erste Stunde ja nicht das Problem ist und ich nicht genau weiss, wie lange die Akkus halten, starte ich auf der tiefsten Stufe mit 25% Leistung. Die Klettband-Halterung der Akkus schnalle ich mir direkt über die Fussgelenke. Alles lässt sich gut tragen und stört in keiner Weise.
Ich benötige etwa eineinhalb Stunden bis an den Fuss der Steigung. Die Füsse werden zwar kühl, doch ich spüre die Heizwirkung und "kühl" finde ich voll erträglich und o.k. Berghoch entwickle ich ja genug Wärme. Bald stelle ich fest, dass ich den Schnee überhaupt nicht auf dem Radar hatte. Am Wohnort, auf 450 m.ü.M. ist der Schnee ja schon lange wieder weg doch schon ab etwa 650 m.ü.M. geht es los mit nassem und schwerem Schnee an schattigen Stellen. Ab 700 m.ü.M. waren die Forststrassen dann durchgängig schneebedeckt. Je höher ich komme, desto schwieriger wird es mit fahren. Man muss sich festgefahrene Stellen suchen, sonst verliert man im Schneematsch rasch den Grip. An zwei oder drei Stellen muss ich kurz absteigen und ein paar Meter schieben, bis ich wieder eine feste Unterlage finde, auf der ich losfahren kann. Das macht dann den Anstieg richtig schwer und anstrengend. Auch wird mir bald klar, dass es wohl nichts mit den Singletrails werden wird. Abseits der Forststrassen ist der Schnee zu schwer und zu rutschig, so wird das definitiv nicht klappen (und schon gar keinen Spass machen).
Die Aussichtsplattform auf der Hochwacht war menschenleer, was angesichts von einer Sichtweite von geschätzten 30 Metern ja auch kein Wunder war. Ab etwa 800 m.ü.M. fuhr man direkt in die Nebeldecke und steckte dann darin fest. Nicht sehr gemütlich also. Ich suchte eine trockene Stelle auf einer Aussichtsbank und setzte mich hin. Ich war ziemlich geschafft, meine Fitness war schon deutlich besser 🙄. Mittlerweile hatte ich nun doch kalte Füsse und so erhöhte ich die Leistung der Heizsohlen auf 50 Prozent. Das spürte ich gleich deutlich, was richtig angenehm war. Die Dinger scheinen wirklich zu funktionieren.
Es blieb mir nichts anderes übrig, als die selbe Forststrasse runter zu eiern, auf der ich mich hochgekämpft hatte. Auf etwa 700 m.ü.M. konnte ich dann doch auf ein paar Singletrails abbiegen und somit die Federung etwas testen. Gut. Plüschig aber dennoch mit Feedback vom Untergrund. Bei harten Schlägen schlägt das hintere Schutzblech auf den Reifen, ansonsten funktioniert alles perfekt. Das Setup scheint ziemlich gut zu passen. Obwohl ich die Dämpfepumpe dabei habe, sehe ich keinen Grund um etwas zu ändern. Macht wirklich Spass das Teil. Und ja, auch die SLX-Bremsen machen einen tollen Job. Sie sind besser zu modulieren als die Level T am TREK 1120, welche eher digital funktionieren und viel Gefühl in den Fingern erfordern. Das Bike überzeugt mich wirklich. 👍
Der Rückweg gestaltet sich wellig bis flach. Ich habe angenehm warme Füsse, obwohl ich nun schon mehr als drei Stunden draussen bin. Herrlich, so muss das sein. Da kann man auch noch eine kleine Schleife anhängen und bei der Imbisbude am Pistenende vorbeifahren. Mittlerweile habe ich doch etwas Hunger und die Aussicht auf "Mad-Dog mit Mexicansauce" motiviert mich zusätzlich. Dazu meinen obligaten Milchkaffee und ich bin glücklich!
Frisch gestärkt fallen dann die letzten zehn Kilometer bis nach Hause auch nicht mehr schwer. Und weil ich noch immer warme Füsse habe, putze ich das Bike auch noch, bevor ich es wieder in den Bike-Keller stelle. Die Schutzbleche funktionieren unauffällig aber gut. Vorne nahezu perfekt. Hinten ist es halt schwierig. Das Schutzblech ist zwar lang, doch ein paar Dreckspritzer sind dennoch am Rucksack zu sehen. Lässt sich wohl nicht vermeiden, genausowenig, wie das Aufschlagen auf den Reifen. Wenn ich jedoch sehe, wie sauber die Federelemente und die Gelenke der Hinterradfederung geblieben sind, so ist auch das eine gute Investition. Das GPS sagt: 63 km., 4:03 Std., 1'040 Hm.
Es klingt etwas doof, wenn ich zum Schluss sage, dass die Heizsohlen das Beste an der ganzen Tour waren. Doch hey: ich war insgesamt fünf Stunden draussen, bei weniger als +3° Grad und ich hatte KEINE kalten Füsse! So etwas kenne ich gar nicht und deshalb werte ich das als einen vollen Erfolg. Die Akkus werde ich gleich wieder aufladen, denn morgen Nachmittag werde ich etwa vier Stunden mit der Rikscha unterwegs sein und da freue mich schon auf die angenehm warmen Füsse. Dann werde ich direkt mit wohligen 50 Prozent Heizleistung starten. 😉
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| Weiter: "auf die Lägern"
Immer wieder lohnenswert! Kann es wirklich sein, dass ich mit dem CANYON Neuron erst ein einziges Mal auf den Lägern war? Hmmm... 🤔 Höchste Zeit also um das zu ändern und wenn heute wirklich der wettermässig beste Tag der Woche sein soll […]