ü107 war mein heutiges Ziel. Das ist die Abkürzung für eine Velotour über mindestens 107 Kilometer. 107 deshalb, weil am 3. April das Velorennen in Cervia über diese Distanz geht. Ich wollte das nochmals austesten, denn in eineinhalb Wochen ist es ja schon so weit.
Ich bin deshalb schon kurz nach neun Uhr losgefahren. Bei Königswetter! Strahlender Sonnenschein, noch letzte Dunstwolken vor einem blauen Himmel, perfekte Frühlingsbedingungen, bei etwa fünf bis sechs Grad über Null. Gegen Mittag sollte es an die 15, 16 Grad warm werden. Wirklich perfekt.
Mein Plan war, diese Tour in die andere Richtung zu fahren. Über Brütten zur Kyburg, dann Sitzberg, Sternenberg, Hulftegg und zurück im Tösstal dann entscheiden, wie weiter. Da gibt es noch viele Oprionen. Ein guter Plan, fand ich.
Die erste Fahrstunde, bis hoch zur Kyburg war ein gutes Einfahren mit erstem Schwitzen. Oben machte ich nur einen kurzen Fotohalt bevor ich ins Tösstal runter fuhr. Es folgte der angenehme Radweg entlang der Töss bis nach Tablat, wo ich Richtung Sitzberg abbog. Ich erinnerte mich an eine steile Abfahrt also musste nun gleich ein steiler Anstieg folgen. Da kann man schon mal die Jacke etwas öffnen und etwas runterschalten. Was dann auch wirklich nötig war. Die Strasse hoch zum Sitzberg ist wirklich steil und anstrengend. Etwa 15 Minuten lang liegt der Puls immer über 150. Die Maschine Mensch läuft auf Hochtouren, ich schwitze und leide.... nur 15 Minuten.
Dies reicht jedoch um mich zu verwirren, denn prompt biege ich wo falsch ab und verliere den Sternenberg aus dem Gesichtsfeld. Immerhin, ein Schild zeigt nach Fischingen, da will ich ja auch hin. Sehr gut. In der Abfahrt schaue ich auf den Computer. Nun bin ich gute zweieinhalb Stunden im Sattel. Langsam etwas müde und hungrig. Ich entschliesse mich, auf der Hulftegg ins Restaurant einzukehren um da etwas zu essen. Vorher machte ich unten beim Kloster Fischingen noch das nebenstehende Foto.
Die Sonnenterasse war schon gut besetzt und überall standen leckere Speisen auf dem Tisch. Das machte richtig Appetit und so musste ich mich schon etwas zurück halten, damit ich nicht auch gleich eine grosse Portion bestelle. Ich einigte mich dann auf einen Wurst-/Käsesalat mit einem halben Liter Rivella. Herrlich war es hier. Man konnte ganz locker im Kurzarmshirt an der Sonne sitzen und hatte angenehm warm.
Nach der Abfahrt nach Steg fuhr ich das Tösstal weiter aufwärts und spielte mit dem Gedanken, bis nach Rapperswil zu fahren und dann dem Zürcher Seebecken entlang zurück. Das Problem daran war, dass ich bereits 70 Kilometer und weit über 1'000 Höhenmeter in den Beinen hatte. Ich war ehrlich gesagt schon etwas müde, nach nun drei Stunden im Sattel. Nochmal 50 Kilometer, nein, das ist mir zu viel. Heute brauche ich einen kürzeren Heimweg.
Etwa bei Kilometer 85 hat mich dann der Unlust-Blitz getroffen. Plötzlich war die Luft draussen. Die Beine schmerzten nur noch, ich begann eckig zu treten, die Lust auf Velo fahren war völlig weg. Ich wollte oder musste anhalten, brauchte Zucker, Red Bull und Schoggistängeli als Sofortmassnahme, also ab an die nächste Tankstelle.
Zucker war nun drin, doch wirklich Flügel konnte mir das Red Bull nicht verleihen. Ich rollte deshalb eher gemütlich, eher flach und eher einfach nach Hause. Die Beine waren schwer, der Hintern schmerzte, die 100 Kilometergrenze wurde geknackt, soweit wurden also alle Ziele erfüllt. Wobei... So richtig als Test für den 3. April kann das nun nicht dienen. Da kann ich nicht eine Stunde Mittagspause machen und bei einer Tankstelle einen Zwischenhalt einlegen. Da wird erwartet, dass ich die 107 Kilometer durchfahre und mich nur an den zwei offiziellen Verpflegungsposten ernähre. Das ist dann etwas ziemlich anderes, als die heutige Tour. Das GPS sagt: 112 km., 5:29 Std., 1'400 Hm.
Abends war ich dann mit Peter verabredet. Er hatte sich ein neues Bike, ein Specialized Epic 29er, gekauft und dieses wurde nun letzte Woche geliefert. Das wollte ich mir natürlich ansehen und danach wollten wir lecker Essen gehen. Das Bike ist wirklich sehr schön gemacht und Peter hat natürlich schon Einiges auf seine genauen Bedürfnisse abgeändert. Unter anderem wollte er die Bremsanlage tauschen und die Originalbremse danach verkaufen. Dies passte dann auf meinen Wunsch, die Bremsanlage am Kish zu verbessern. Statt an meiner Bremse rumzubasteln könnte ich seine Bremse kaufen und anbauen. Dies hat auch den Vorteil, dass dann wieder beide meine Fahrräder die selben Scheibenbremsanlagen haben und ich so nur eine Sorte Bremsbeläge als Ersatzteile halten muss. Gesagt getan. Peter hat mir die Avid Elixir CR SL dann auch gleich mitgegeben. Da freue ich mich schon drauf.
Der Tag war lang und anstrengend. Deshalb schrieb ich dieses Beitrag erst am Freitagabend.