husch husch
Wenn es im September noch einen Blogbeitrag geben soll, dann muss ich mich langsam beeilen... Ich könnte jetzt schreiben, wie beschäftigt ich seit dem letzten Eintrag war und wie anstrengend das reale Leben so ist, doch das wären alles nur Ausreden. In Tat und Wahrheit starte ich den PC jeden Tag und dieser Blog ist die Startseite meines Browsers. Ich werde also täglich daran erinnert und Zeit hätte sich bestimmt gefunden. So ist es nicht...
Es ist eher so -wie schon früher geschrieben- dass vieles unausgegoren in meinem Kopf rumschwirrt und ich dies A) selbst nicht so genau fassen kann und B) ich das nicht gleich in die Welt hinausposaunen will.
Anyway...
Es geht mir gut. Ich geniesse mein Dasein. Ich versuche weniger zu kämpfen und mehr zu fliessen. Und da ist natürlich die Sache mit dem Verstand, den Gedanken, den Bewertungen und dem Urteilsvermögen. Daran arbeite ich noch... man muss da sehr vorsichtig und genau sein. Es wäre zu einfach, den Verstand nur schlecht zu reden. Es geht eher um das "zu viel". Zu viel nachdenken, zu viel beurteilen, zu viel vergleichen und zu viel kommentieren. Dieses "zu viel" gilt es zu korrigieren. Es geht also eher darum, den Verstand etwas zurück zu binden und den richtigen Platz für ihn zu finden. Damit ich den Verstand als sinnvolles Werkzeug nutzen kann, ohne von ihm beherrscht zu werden.
Eine gute Übung dafür finde ich "Akzeptanz dessen, was ist". Das heisst, das Leben, die Erscheinungen, die Geschehnisse als das was sie sind zu erleben und nach Möglichkeit auch zu geniessen. Nicht immer zu bewerten, rum zu mäkeln und sich eine "andere" Realität wünschen. Hier ein kleines Beispiel aus meinem täglichen Erleben: Ich stehe mit meiner Rikscha vor einem Rotlicht und neben mich fährt ein Maserati Cabriolet mit röhrendem Sportauspuff. Ich denke: Viel zu laut das Ding (erste Bewertung). Viel zu teuer (zweite Bewertung). Braucht unnötig viel Benzin (dritte Bewertung). Dem mangelt es wohl an Selbstbewusstsein, dass er so eine Ego-Karre mit Super-Laut-Auspuff braucht (vierte Bewertung). Es wird grün und der Sportwagen schiesst mit irrem Sound vorwärts, bis zum nächsten Rotlicht. Ich denke: Armer Irrer (fünfte Bewertung und eigene Ego-Überheblichkeit). Tja... so läuft das zeitweise in meinem Kopf ab... fast schon etwas peinlich...
Nun kann ich (leider) meine Gedanken nicht einfach so abschalten. Aber wenn man seine Gedanken eine Weile betrachtet merkt man, dass man in immer wiederkehrenden Mustern denkt. Der erste Gedanke zieht einen zweiten, dritten und vierten nach sich. Wenn es mir also ab und an gelingt, diese Gedankenkette zu durchbrechen kriege ich Raum und Zeit für Akzeptanz (oder für neue Gedanken).
Wichtig sind für mich folgende Erkenntnise:
- meine Beurteilung ändert nichts an den Tatsachen.
- ob richtig oder falsch ist irrelevant. "es ist" -> nur das zählt, also ist es wahr (und somit auch richtig).
- meine Beurteilung erzeugt Widerstand, Reibung und dadurch verbrauche ich unnötig Energie.
Das heisst nun nicht, dass ich alles gut finden und akzeptieren muss. Es heisst nur, dass ich nicht jedes Mal, wenn ein lauter Sportwagen vorfährt dieses ganze Gedankentheater abziehen muss. Ich muss kein gedanklicher Widerkäuer sein. Auch hier lautet das Motto: Loslassen! Let it go and let it flow!
Des weiteren beschäftigt mich meine Entpersonalisierung oder Ent-Identifikation noch ziermlich. (Siehe diesen Beitrag). Noch bin ich mir völlig unsicher, wie sich das weiter entwickelt. Hier fühle ich eine gewisse Angst um wirklich Loszulassen. Vielleicht aus Gewohnheit und Vertrautheit. Über 50 Jahre pflegte ich eine gewisse Ego-Identität, ein Selbstbild welches nun zerfällt (oder zumindest zu zerfallen droht). Wer bin ich dann? Was bleibt übrig? -> da arbeite ich noch dran...