herbstlich
Diese Woche war ich nur am Dienstag mit der Rikscha in Zürich unterwegs. Dauernd trübes und kaltes Herbstwetter hat mir unerwartet viel Ruhe- und Bürozeit beschert. Einerseits finde ich das schade, denn im letztjährigen Oktober machte ich noch richtig gut Umsatz und das wird wohl dieses Jahr deutlich weniger werden. Andererseits ist es natürlich auch sehr angenehm, wenn man administrativ aufräumen kann.
Anfang der Woche beendete ich alle Vorbereitungsarbeiten für die Fondue- und Raclette-Touren. Der Flyer ist bestellt und sollte Ende nächster Woche eintreffen. Dann aktualisierte ich noch weitere Internetseiten, so dass der Internetauftritt nun bis auf die Fotos wieder ziemlich aktuell ist. Gegen Ende der Woche kümmerte ich mich um die Geschäftsbuchhaltung. Heute nun ist auch diese Arbeit abgeschlossen und somit wieder auf aktuellem Stand.
Es lag dann natürlich nahe, eine erste Bilanz für die Saison 2015 zu ziehen und das ganze Rikschaprojekt seit dem Start im März 2012 zu überblicken. Vereinfacht gesagt sieht es so aus:
- 2012 war ein Anfängerjahr mit vielen Fehlern.
- 2013 war gut, vor allem die verschiedenen Fernsehberichte haben extrem geholfen.
- 2014 war dann ein wirklich gutes Jahr, sowohl von den Fahr- wie auch von den Werbeeinnahmen.
- 2015 ist ziemlich vergleichbar mit 2014. Die geringeren Werbeeinnahmen konnten mit mehr Bareinnahmen wettgemacht werden. Ein "wirklicher" Fortschritt ist aber nicht zu erkennen.
Was dieses Jahr anders war als in den Jahren zuvor ist, dass Mitbewerber aufgetaucht sind. Deren Wirkung auf unser Geschäft ist schwierig abschätzbar. Es wird dadurch sicherlich noch schwieriger, die Werbeflächen dauerhaft zu vermieten. Auf der anderen Seite glaube ich, dass Konkurrenz das Geschäft belebt und dadurch auch mehr Nachfrage geweckt wird.
Unser Plan für 2016 ist, von derzeit 4 Rikschas auf neu 7 Rikschas aufzustocken. Dafür werden wir neue/andere Rikschas anschaffen müssen. Das ist zwar spannend, aber auch mit finanziellen Risiken verbunden. Denn in den letzten 2 Jahren lernten wir, dass es vor allem schwierig ist, "gute" Fahrer zu finden. Rikschas ohne Fahrer sind wertlos... Fahrer die einen laschen Eindruck machen, unpünktlich oder unfreundlich sind, sind auch schlecht für's Geschäft. Und die grösste Schwierigkeit liegt darin, dass man an den zusätzlichen Rikschas/Fahrern auch noch etwas verdient und sich nicht nur Mehrarbeit und Zusatzinvestitionen aufbürdet.
Die Idee für 2016 ist, dass wir eine Tages- und eine Nachtflotte aufbauen. Die Tagesflotte soll aus den bisherigen 4 Rikschas bestehen, weil diese über gute Werbeflächen verfügen. Offiziell werden es aber nur 3 und nicht 4 Rikschas sein. Die vierte dient a) als Hochzeits-Rikscha und b) als Ersatz. Die neu zu kaufenden Rikschas werden vorwiegend nachts eingesetzt. Hier ist die Idee, dass wir in England möglichst robuste und dennoch leichte Rikschas kaufen, resp. bauen lassen. Wir werden dabei mit Bugbugs (Rikscha-Anbieter in London) zusammenarbeiten und von deren Erfahrungen profitieren. Blöd ist diesbezüglich nur, dass Rikschas in der Schweiz maximal 1,0m breit sein dürfen und die Standard-London-Rikschas alle ca. 1,25m breit sind. Deshalb müssen wir wohl spezielle CH-Rikschas bauen lassen.
Es wird also sicher spannend weitergehen.
Hier möchte ich dennoch anmerken, dass ich der Entwicklung "immer grösser" doch auch skeptisch gegenüber stehe. Die letzten zwei Jahre haben ziemlich gut funktioniert. Arjun und ich sind mittlerweile etabliert und das Geschäft läuft an sich, so wie es jetzt ist. Wozu also etwas ändern? Mehr Rikschas heisst nicht nur mehr Möglichkeiten, sondern auch mehr Kosten, mehr Organisation, mehr Umtriebe/Defekte und mehr Administration.
Aber: Ich werde ja auch nicht jünger! Solange ich gesund und fit bin, könnte es so bleiben wie bisher. Doch was ist, wenn nicht? Ist es nicht besser jetzt -in guten Zeiten- dafür zu sorgen, dass man auch schlechte Zeiten überstehen kann? Dann müssten Andere fahren und ich müsste an Ihnen, resp. an der Werbung auf Ihren Rikschas meinen Lebensunterhalt verdienen können. Das klappt noch nicht mit einem oder zwei zusätzlichen Fahrern oder Rikschas. Ich denke, dass man etwa fünf gut ausgelastete Fahrer braucht, damit man ein zusätzliches Gehalt finanzieren kann. Wenn man diese Überlegung auf Arjun und mich ausdehnt, sollten wir irgendwann über eine Flotte von etwa 10-12 Rikschas verfügen. Ich glaube auch, dass der Markt in Zürich genügend Potential für so viele Rikschas bietet. Wenn nun also neue Mitbewerber im Markt auftauchen, so müssen wir aufpassen, dass wir nicht gleich überholt und stehen gelassen werden. Noch sind wir quasi Marktführer doch das bleiben wir nicht, wenn wir uns nicht weiter entwickeln...