Fazit - Winterradreise 2017
- Start am 16.01.2017, in Embrach, Ziel am 16.02.2017 in Leipzig
- Gesamt 32 Tage, davon 4 Ruhetage = 28 Reisetage à 80km = 2’240km
- 30 Hotel-Nächte in 26 verschiedenen Hotels, 2x Privatunterkunft
- Kosten total = 3'000 Euro, pro Tag = 60 für Hotel + 34 für Verpflegung
- Tage mit Regenbekleidung = 2
- Tage mit Durchschnittstemperaturen unter Null Grad = 24
- Kältester Tag: -6,4°Grad (23.1. Mannheim-Mainz)
- Wärmster Tag: +7,4°Grad (16.2. Delitzsch-Leipzig)
Jahreszeit, Wetter
Wie zu erwarten war, war es kalt, manchmal sogar sehr kalt. Es gab oft trübe und graue Tage, doch meist zeigte sich nachmittags die Sonne. Ich musste nur an zwei Tagen für wenige Stunden die Regenkleider anziehen und deshalb ist klar festzuhalten, dass ich grosses Wetterglück hatte. Die Tage waren kurz, weshalb ich meist zwischen 15 und 16 Uhr mein Tagesziel erreichte und der gefahrene Tagesdurchschnitt «nur» 80 Kilometer betrug.
Gewählte Strecke, Vegetation
Die Routenplanung war soweit o.k. Die genutzten Radwege sind sehr gut ausgebaut, meist ohne jeglichen motorisierten Verkehr. Diesbezüglich ist Deutschland wirklich vorbildlich. Obwohl fast immer asphaltiert, gab es aber jeden Tag kürzere Abschnitte auf Naturstrassen oder unbefestigten Wegen, die im Winter oft schneebedeckt und vereist sind. Da galt es vorsichtig zu fahren und das Tempo anzupassen.
Wie bereits im Vorfeld gedacht, war es meist flach. Entlang grosser Flüsse ist es nunmal flach. Das macht es zeitweise aber auch langweilig. Zu kämpfen hatte ich öfters mit permanentem Gegenwind. Von Bremerhaven weg fuhr ich eine Woche lang täglich gegen den (kalten) Ostwind. In diesen flachen, teils waldlosen Gegenden, ist man sehr windexponiert und es gibt kein entrinnen. Die Vegetation war, bedingt durch die Jahreszeit, im Winterschlaf und sehr karg. Es dominierten die Farben braun und grau. Alle Felder waren abgemäht, die Bäume blattlos und die meisten Seen zugefroren. Visuell deshalb nur wenig spannend.
Etwas ungewöhnlich für eine Radreise, so fand ich auf dieser Tour die Städte am spannendsten. Dies hängt jedoch vermutlich auch mit der Jahreszeit zusammen, da es «auf dem Land» halt nicht viel zu sehen gab.
Bekleidung, Velo, Technik
Natürlich war ich kleidungsmässig auf Winter eingestellt. Trotzdem kaufte ich mir unterwegs noch zusätzlich warme Unterwäsche dazu. Die im Vorfeld gekauften Winterwanderschuhe haben sich bewährt. Natürlich hatte ich ab und zu kalte Füsse, doch nie dramatisch. Das grösste Problem waren eigentlich die Hände. In den dünnen Handschuhen hatte ich oft kalt und in den dickeren begann ich rasch zu schwitzen.
Als Kopfbedeckung trug ich meist ein dickes Fleece-Stirnband und darüber eine Fleece-Mütze. Hals, Kinn, Mund und Nase schützte ich mit einem Buff (auch aus Fleece). Gerade bei sehr kalten Bedingungen war es wichtig, den Buff bis über die Nase hochzuziehen. Dadurch kann man die Atemluft etwas anwärmen.
Das Velo funktionierte völlig problemlos. Unterwegs brach mir eine Gepäckträgerhalterung, was ich jedoch schon im Voraus dachte und deshalb auch Ersatz mitführte. Also kein Problem. Zweimal das Rad putzen und alle 500km die Kette ölen war alles, was es zu tun gab. Die montierten Winterreifen haben gut funktioniert und waren die richtige Wahl.
GPS, Fotoapparat und Handy hatten Mühe mit den eisigen Temperaturen. Die Akkus sind schnell leer und deshalb führte ich auch einen kleinen Pufferakku mit, mit dem ich vor allem das GPS unterwegs laden konnte. Die ersten paar Tage musste ich etwas herumprobieren und das beste Handling finden, danach klappte auch dies problemlos.
Alle Hotels buchte ich über booking.com und dabei achtete ich immer auf «WLAN inklusive», damit ich abends meine Blogeinträge schreiben und die Fotos hochladen konnte. Natürlich gab es diesbezüglich grosse Unterschiede und auch ein paar Enttäuschungen, im Grossen und Ganzen war es aber ganz o.k. WLAN und Internet nutze ich auch für die tägliche Kommunikation mit zu Hause via Skype.
Persönliches Fazit
Für Flussradwege bin ich noch zu jung. Die ewig flache Gegend beginnt mich rasch zu langweilen und Aussichtspunkte fehlen mir. Hügel oder Berge geben da einfach viel mehr her. Dies hängt jedoch bestimmt auch mit meiner Herkunft und Prägung zusammen. Ich bin mir flache Gegenden halt nicht gewohnt und erkenne deren Reiz auch nicht wirklich.
Es gibt deshalb so wenige Radreisende im Winter, weil die Vegetation visuell wenig hergibt und auch kurze Pausen unterwegs bei Kälte und Wind nicht sehr viel Spass machen. Man hat wenig Lust etwas zu verweilen und zu gucken. In gewissem Grad ist man auf Zivilisation und geheizte Räume angewiesen.
Ich fand die Reise ganz o.k. Für mich waren die Highlights Mannheim, Mainz, Bonn, das Ruhrgebiet, die Schlösser um Münster, Hamburg mit seinem Hafen, die Bergbaumaschinen von Ferropolis und zum Schluss natürlich Leipzig und das Treffen mit Freunden. Ich machte neue Erfahrungen und habe ein paar Dinge dazugelernt. Die wichtigste Erkenntnis -so komisch es klingt- ist, dass ich nicht mehr länger als einen Monat von zuhause weg will. Das kann ich auch für die Zukunft nutzen, denn dies wird ganz sicher nicht meine letzte Radreise gewesen sein.