Die letzten zwei Regentage gaben mir Zeit um wieder einmal tief nachzudenken...
Wenn alles relativ ist, braucht es irgend einen Bezug, wozu es relativ ist. Was ist dieser Bezug? Wir wissen es nicht, haben aber ein Wort dafür: Absolut. Was meinen wir denn mit diesem Wort?
Absolut meint etwas immer Gleichbleibendes. Es bezeichnet "alles in allem", grenzenlos (nicht-Raum), ewig (nicht-Zeit), alles durchdringend, überall, beinhaltet oder umschliesst alle Gegensätze wie leer-voll, schwarz-weiss, hell-dunkel, laut-still, etc., etc...
Dann heisst das auch: Alles Relative befindet sich im Absoluten. Nicht abgetrennt oder als Teil davon. Man könnte auch sagen, das Absolute zeigt sich im Relativen. Zuende gedacht ist alles Relative eine Erscheinungsform des Absoluten. Essentiell nicht davon unterschiedlich. Es erscheint nur so...
Unsere fünf Sinne, die Möglichkeiten unserer Wahrnehmung bewegen sich im relativen, veränderlichen Feld. Unsere Körper, unser Geist ist Teil der relativen, sich stets verändernden Welt. Selbst "die Welt" ist relativ... Es erscheint, als ob die relative Welt auf der absoluten Konstante schwimmt und Wellen wirft.
Mit Worten lässt sich "das Absolute" gar nicht beschreiben. Sprache ist auch nur ein Teil dieses Absoluten und wie sollte das Teil das Ganze beschreiben können? Jede Beschreibung ist ja auch eine Verneinung des Gegensatzes und das Absolute umfasst eben Beides.
Interessant daran finde ich heute, dass ich darüber nicht zum ersten Mal nachdenke und dass ich schon früher dachte, es verstanden zu haben. Aber dem ist nicht so. Oder es ist nur teilweise so. Oder ich habe es nur oberflächlich verstanden und nähere mich nun etwas an. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet dies das Ende jedes Individuums. Es gibt keine eigene Persönlichkeit wie wir denken. Es denkt auch keine Welle im Ozean, sie sei eine eigene, individuelle Welle. Es gibt gar nichts Getrenntes. Jede Erfahrung von Getrenntsein ist eine Illusion. Es gibt nur das Absolute, welches sich unendlich manifestiert. Und nicht mal das stimmt... es erscheint in der relativen Welt nur so...
Das Beruhigende an diesen Überlegungen ist, dass ich eben nicht dieser einzelne, kleine, isoliert lebende Mensch bin, sondern: dass ich genauso zur Vollständigkeit im Meer des Absoluten gehöre, wie eine Welle des Ozeans zum ganzen Meer.