Nachdem Tag 1 + 2 noch viel auf Asphalt gefahren wurde, war der heutige Tag Natur pur. Geschätzte 80% Prozent Naturstrassen und Waldwege. Gekrönt mit ein paar herrlichen Singletrail-Abfahrten, die teils auch technisch richtig anspruchsvoll waren.
A propos anspruchsvoll. Auch die Anstiege hatten es in sich. Extrem ausgewaschene Forststrassen mit tiefen Gräben, losem Schotter und durchsetzt mit Steinen. Oft so steil, dass sie gerade noch im allerkleinsten Gang fahrbar waren, dadurch lag jedoch der Puls immer im roten Bereich (zumindest bei mir). Es war eine echte Herausforderung.
Grob gesagt bestand der heutige Tag aus zwei Bergen, mit einem Hügel dazwischen. Zuerst fuhren wir auf den höchsten Punkt des Kraterrandes des Lago di Vico. Das war der Monte Fogliano mit 935.m.ü.M. Unsere Idee war, dass wir am höchsten Punkt die Aussicht auf den See geniessen und in der Sonne eine erste Panini-Pause machen. Das hat dann aus zwei Gründen nicht funktioniert. Erstens ist auch der höchste Punkt komplett bewaldet und so konnte man kaum auf den See hinuntersehen und zweitens blies auch heute ein teils heftig kalter Nordwind. Wir entschieden uns deshalb etwas bergrunter zu fahren und an einer windgeschützten Stelle zu picknicken. Das hat dann auch wunderbar geklappt.
Es folgte eine erste, herrliche Singletrail-Abfahrt, die uns dann unvermittelt auf eine Aspahltstrasse ausspuckte. Doch nur etwa 200 Meter später folgte der nächste Wanderweg, der uns entlang des Kraterrands, wieder mitten im Wald zum nächsten Anstieg führte. Da wa es richtig angenehm warm. Der Weg lag windgeschützt und die Sonne schien herrlich. Der Anstieg führte uns wieder auf den Kraterrand und leicht verschwitzt kamen wir wieder voll in den kalten Wind. Da ist es sicher besser, wieder eine Windjacke anzuziehen. Da das Wärmeempfinden bei jedem anders ist, hat halt jeder nach Bedarf kurz angehalten, seine Jacke hervorgekramt und angezogen, während die anderen (langsam) weiterfuhren.
Peter zog als Letzter seine Jacke an und wie es der so Zufall wollte, zweigte unser GPS-Track keine hundert Meter später vom vorher befahrenen Weg nach rechts ab. Ein paar Minuten später warteten wir auf Peter. Und warteten, und warteten, doch er kam nicht. Er hat wohl den Abzweiger verpasst und ist gleich talwärts gefahren. Ich verschaffte mir am GPS einen Überblick und stellte fest, dass er weiter unten, über eine Querstrasse im Wald wieder auf den Track fahren kann. Also entschlossen wir uns, bis an diesen Punkt vorzufahren. Da warteten wir wieder... Es dauerte etwas, bis Peter dann aus der selben Richtung kam, wie wir vorher. Als er sein Missgeschick bemerkte hat er gewendet und ist die Strasse wieder hochgefahren, bis er zu besagtem Abzweiger kam. Das hat ihm dann ein paar zusätzliche Höhenmeter eingebracht.
Die Auffahrt zum Monte Nel Cimino war. wie schon vorher angesprchen, ziemlich knackig und deshalb zog sich die Gruppe weit auseinander. Plötzlich klingelte mein Telefon. Lukas hat einen Plattfuss eingefangen. Wir einigten uns darauf, dass wir uns erst oben, am höchsten Punkt wieder treffen (1'053m.ü.M). Unterwegs war sehr klar, dass hier viele MTBiker unterwegs sind, die Waldwege waren kräftig ausgefahren, man sah gebaute Anlieger und Sprungschanzen und so freuten wir uns auf eine ebenso spassige Abfahrt auf der Gegenseite.
Kurz nach dem höchsten Punkt sahen wir an einen Baum auch ein Schlid, auf dem der Einstieg in einen sogenannten Enduro-Downhill angezeigt wurde. Den wählten wir natürlich, mussten aber rasch feststellen, dass einem dabei alles abverlangt wird. Immer wieder ging es über dicke Gesteinsbrocken steil bergrunter, da war viel Mut und Können von nöten. Ein echter Enduro-Trail! Da wäre ein Bike mit 150mm Federweg sowie eine Schutzausrüstung viel geeigneter gewesen als unsere Tourenbikes mit den Packtaschen dran. Wir begrenzten das Risiko soweit wie möglich, in dem wir heftigsten Stellen umfuhren oder halt kurz abgestiegen sind und zu Fuss die schwierigsten Passagen überwanden. Nichts desto trotz hat es super viel Spass gemacht und mir schoss doch ziemlich Adrenalin ins Blut.
Wir kamen dann in das unglaublich malerische Dorf Serano Nel Cimino. Ein kleines Hügeldorf, mit einer riesigen Burg am höchsten Punkt. Diese Burg wollten wir natürlich besichtigen und deshalb kämpften wir uns den steilen Anstieg hoch. Nur um dann vor einem verschlossenen Tor zu stehen. Erst in der Hochsaison ist die Burg öffentlich zugänglich. Wir trösteten uns mit einem feinen Kaffee und Süssigkeiten in der lokalen Pasticceria. Mittlerweile war es schon 17 Uhr und bis zu unserem Tagesziel in Bomarzo waren es noch etwa 12 Kilometer. Wir waren sehr froh, dass es davon neun bergrunter und nur noch drei leicht ansteigende Kilometer waren. Von einem prächtigen Sonnenuntergang begleitet, rollten wir kurz nach halb sechs Uhr vor unser Appartement.
Wir alle waren müde und uns war leicht kalt. Da war es kein Aufsteller, dass es im Appartement nur 13°Grad warm und kein heisses Wasser verfügbar war. Es brauchte ein Telefonat mit dem Vermieter und siehe da, etwa eine Vietelstunde später waren die Heizkörper warm und das heisse Wasser reichte auch soweit, dass sich vier verschwitzte Biker waschen konnten. Nicht nur das. Im Badezimmer entdeckten wir auch noch eine Kleiderwaschmaschine und so konnten wir gleich mal eine erste grosse Kleiderwäsche durchführen. Alles gut.
Das Abendessen war dann irgendwie noch der krönende Abschluss eines sehr schönen Tages. Wir waren im "Piccola Mondo", wo uns die stämmige Mamma in der Küche schon beim eintreten einen sehr guten Eindruck machte. Hungrig wie wir waren, bestellten wir wie die Weltmeister und das Essen war reichlich und von aussergewöhnlicher Qualität. Alle haus- und handgemacht, mit sehr viel Liebe und Können. Zusammen mit etwas Wein und ein paar Bieren wurden wir glückliche Menschen...
Der Verauungsspaziergang zurück zum Appartement war dann genau richtig, bevor wir müde ins Bett sanken.
Wobei... Ganz wider Erwarten gibt es hier doch WLAN. Also nix mit gleich ins Bett sinken... Fotos auf den PC kopieren und ins Fotoalbum hochladen, GPS-Track abspeichern und einen Blogeintrag schreiben... aber jetzt: Gute Nacht!
Der Link zu den Bildern des heutigen Tages. Nachfolgend die GPS-Aufzeichnung.