Vor langer Zeit waren Lenkerhörnchen ein MUSS an jedem Mountainbike. Damals waren die Lenker flach und schmal. Ganz aussen wurden die Hörnchen angebracht und je nach Nutzung zeigten sie mehr nach vorne oder nach oben. Freizeitbiker stellten sie lieber etwas höher um sie entspannt greifen zu können und Sportler montierten sie fast waagrecht um weiter nach vorne zu kommen und damit gut im Wiegetritt fahren zu können.
Heute sind Lenkerhörnchen (Barends) völlig OUT. Bei Lenkerbreiten von 700 bis über 800mm machen sie auch kaum noch Sinn. Wer will denn schon so weit aussen greifen? Ausserdem können sie da unter Umständen auch gefährlich werden, denn man kann bei diesen Lenkerbreiten mit dem Hörnchen schnell irgendwo einhaken und hängenbleiben. Zudem sehen Hörnchen an aufwärts geschwungenen Lenkern (Riserbar) einfach schrecklich aus.
Trotzdem. Ich mochte die Hörnchen immer. Selbst am SANTA CRUZ Tallboy montierte ich ab und zu Hörnchen. Da war der Lenker jedoch maximal 660mm breit. Der grosse Vorteil liegt schlicht und einfach darin, dass man nebst der normalen Griffposition weitere Griffpositionen zur Verfügung hat. Man kann das Hörnchen nur unten, am lenkernahen Teil, greifen und mit dem Handballen auf dem Lenker aufliegen oder man kann es weiter oben und vollständig greifen und dreht so die Hand fast 90° Grad nach vorne.
Ich denke mir nämlich, dass meine Probleme mit tauben Fingern vor allem davon kommen, dass ich zu lange mit der gleichen Hand- und Halteposition fahre. Ich kann nur etwas weiter nach innen oder nach aussen greifen, ein Abdrehen der Hand ist jedoch nicht möglich. Und jedesmal, wenn ich mit dem KISH fahre stelle ich fest, wie angenehm Lenkerhörnchen sind und wie man dadurch einfach mehr Möglichkeiten hat.
So überlegte ich, ob ich trotz allen Vorbehalten auch an den TREK-Lenker mit 750mm Breite Lenkerhörchen schrauben und das Ganze einfach mal ausprobieren soll. Ich hatte aber grosse Bedenken von wegen "irgendwo hängenbleiben". Das kann zu bösen Stürzen führen.
Im Internetzeitalter findet man immer irgendwelche Leute, die mit den selben Problemen kämpfen oder sich ähnliche Gedanken machen. So bin ich schon vor Monaten auf die sogenannten "Inner-Barends" gestossen. Ein eigentlicher Widerspruch. Barend heisst ja Lenkerende. Wird das Hörnchen jedoch auf der Innenseite des Lenkergriffs montiert, ist es ja nicht mehr an dessen Ende... Wie auch immer. Diese neuen Inner-Barends sind meist etwas kürzer als die ursprünglichen Hörchen und werden direkt auf der Innenseite des Griffs, vor der Bremsschelle montiert. Aussehen tut das Ganze immer noch sehr bescheiden, doch die Vorzüge von mehr Griffmöglichkeiten leuchten ein. Ich habe übrigens schon vor 8 Jahren, vor der Italienreise am KISH damit experimentiert (siehe hier).
Am kommenden Sonntag werde ich das TREK komplett zerlegen, da Rahmen und Gabel dann zum Lackierer gehen. Da kann ich also locker noch ein Experiment durchführen. Ich kramte also ein paar alte Hörnchen aus der Teileschublade und montierte sie auf der Innenseite der Lenkergriffe. Danach musste klarerweise eine Testrunde her...
Hmmm... was soll ich sagen? Hat Vorteile. Sieht scheisse aus.
Die Hörchen sind -wie oben abgebildet- 48cm auseinander. Das ist nicht schlecht, auch wenn mehr besser wäre. Doch da gibt es kein Spielraum. Entweder aussen = 74cm oder innen = 48cm. O.K. meine Hand ist nur etwa 10cm breit. Ich könnte die Griffe also noch etwas kürzen, doch das bringts vermutlich auch nicht. Gut nutzen kann ich die innenliegenden Hörnchen vor allem bergauf. Weiter vorne zu greifen bringt mehr Gewicht nach vorne und erhöht die Körperspannung. Ich kann gut an den Hörnchen ziehen. Im Flachen bieten Sie einfach eine angenehme Alternative. Bergrunter sind sie sinnlos (was vorher schon klar war).
Ich weiss nicht...
Ich hoffe, dass ich vor dem Auseinanderbau noch eine Runde fahren kann. Dann muss ich mich entscheiden, ob ich die Hörnchen abschleifen und schwarz lackieren soll, bevor das Bike dann wieder aufgebaut wird. Oder, ob sie einfach wieder in der Teileschublade verschwinden...