Am Samstagmorgen war ich mit einem Freund auf eine Mountainbiketrainingstour verabredet. Noch immer war ich ziemlich erkältet und dementsprechend schwach war ich unterwegs. Rückblickend muss ich eingestehen, dass ich besser noch pausiert hätte, denn nach der Runde fühlte ich mich richtiggehend ausgelaugt. Und ja, die Erkältung wurde nicht besser...
Ich schleppe mich also so irgendwie über die Runden und deshalb möchte ich hier auch gar nicht mehr allzu viel über mich erzählen.
Ein grosses, wirtschaftspolitisches Thema hat dieses Wochenende die Schweiz bewegt. Die zweitgrösste Schweizer Bank, Credit Suisse, wurde in den letzten zehn Jahren höchst erfolgreich heruntergewirtschaftet und drohte nun zu kollabieren. Nachdem in der letzten Woche schon zwei US-amerikanische Banken liquidiert wurden, wackelte nun ein Global-Player ganz bedenklich und plötzlich stand das Gespenst einer nächsten, grossen Bankenkrise im Raum. Die Krise von 2008 schien von allen vergessen, die damals eingeleiteten Massnahmen zur Stabilisierung der Grossbanken erweisen sich nun als ungenügend und die Bankenaufsicht fand alles immer in bester Ordnung...
Am Freitag versicherte die Schweizer Nationalbank, die Liquidität der Credit Suisse mit bis zu 50 Milliarden Schweizer Franken zu stützen. Nur, das schien Grossinvestoren nicht wirklich zu beruhigen. International wurde zunehmend Druck aufgebaut, dass "die Schweiz" dieses Problem in den Griff kriegen soll, weil man sich vor einem Ansteckungseffekt auf andere Banken fürchtete. Es wurde also (wieder einmal) die "to big to fail"-Karte gespielt...
Das Leitmotiv unserer Regierung lautet generell: "Wir beobachten die Lage". Und das macht man dann so lange, bis der Druck schlicht zu gross wird. Und dies war dann am Sonntag soweit. Per Notrecht (wer erinnert sich noch an die Corona-Massnahmen, die per Notrecht ergriffen wurden?) wurde entschieden, dass die grösste Schweizer Bank, die UBS, die CS übernehmen soll. Zum Schnäppchenpreis von 3 Milliarden Franken. Hinzu kommt eine Staatsgarantie von bis zu 9 Milliarden Franken (für Papiere, die die UBS nicht übernehmen will). Die Nationalbank hat Ihr Liquiditätsversprechen auf bis zu 200 Milliarden Franken ausgedehnt. Somit kann ein (schneller) Konkurs vermieden werden.
Da sage ich nur: Willkommen in der 🍌 Bananenrepublik! 🍌 Oder: Was interessiert uns unser leeres Geschwätz von gestern? 🤑
Für das angeschlagene Rentensystem findet man seit Jahren keine Lösung und beobachtet weiterhin die Lage. Eine Sanierung auf zehn Jahre würde ja auch nur schlappe 2 Milliarden kosten... Den Ausbau von alternativen Energieversorgungen wirklich fördern ist auch eher eine Geschichte zu "Wir beobachten die Lage", Genauso wie das längst obsolete Thema der "bedingungslosen Neutralität" oder auch die Stabilisierung der Beziehungen zur Europäischen Union kann man genauso gut beobachten wie den Klimawandel. 🙄
Rechtsstaatlichkeit und Demokratie? Da pfeifen wir drauf. Per Notrecht ist fast alles möglich. Es ist ganz einfach eine Schande! Es würde mich auch nicht wundern, wenn in den kommenden Jahren die ehemaligen Grossaktionäre (wie z.B. der saudiarabische Staat) den Schweizer Staat verklagen würde. Da wurde willkürlich ein Aktientauschkurs festgelegt, der nur etwa der Hälfte des zum Schluss gehandelten CS-Aktienkurses entspricht. Man könnte dem auch Enteignung sagen. Oder aber: Glück gehabt, bei einem Konkurs hätte es gar nichts mehr gegeben...
Als kleiner Bürger kann man sich nur die Augen reiben. Da haben X verschiedene Manager in den letzten zehn Jahren Millionengehälter und -Bonis erhalten, weil sie eben so viel Verantwortung tragen. Keiner von Ihnen muss auch nur einen Franken zurückzahlen und auch keiner muss sich vor einem Richter fürchten. Ungetreue Geschäftsführung ist bei solch grossen Firmen kaum auf Einzelpersonen herunterzubrechen, geschweige denn zu beweisen. Man war sicher guten Willens, doch es ist einfach schlecht gelaufen...
Und immer muss der Steuerzahler in die Bresche springen. Natürlich ist die Nationalbank unabhängig und wird nicht über Steuern finanziert, trotzdem gehört sie zu 66% dem Bund (also dem Steuerzahler).
Der ganze Mist bestärkt mich (leider) in meiner Ansicht, dass wir in einer Pseudo-Demokratie leben. Der kleine Bürger darf nur über Nebensächlichkeiten abstimmen um sich wichtig zu fühlen. Wirklich entscheidende Dinge werden von der Wirtschaftselite, zusammen mit den Politikern, entschieden und uns dann als "alternativlos" verkauft. Notfalls per Notrecht. Diese Büchse der Pandorra wurde ja schon einmal geöffnet. Nun wieder. Wann das nächste Mal?