Mit dem heutigen Tag bin ich genau 100 Tage im Amt als Nichtraucher. Der richtige Zeitpunkt um ein erstes Fazit zu ziehen 😆.
Der Ausstieg aus dem Raucherleben wurde mir mit der Lungenembolie, nur etwa eine Woche nach dem Rauchstopp, natürlich vereinfacht. Ganz zu Beginn hatte ich schon etwas Angst, dass es schon zu spät sei und ich nun den Anfang einer Lungenkrebserkrankung erlebe. Glücklicherweise widerlegte das die Lungen-Aufnahme mit dem Computertomographen. Ich habe also noch einmal Glück gehabt, doch die anhaltenden Brustschmerzen liessen die Lust nach der nächsten Zigarette doch deutlich in den Hintergrund treten. Ich hatte jetzt wahrlich andere Probleme und somit fiel es mir in den ersten Wochen relativ leicht um auf das Rauchen zu verzichten.
Generell möchte ich hier festhalten, dass -selbst nach 40 Raucherjahren- praktisch keine körperlichen Entzugserscheinungen zu spüren waren. Die ersten zwei, drei Tage war ich vielleicht etwas kribbelig, doch das war es dann schon. Die Schwierigkeiten lagen von Beginn weg auf der psychischen Ebene und den antrainierten Verhaltensmustern. Es war oft schwierig Ersatzhandlungen für all die verschiedenen Momente zu finden, in denen ich mir früher eine Zigarette angezündet habe.
Nicht alles in Bezug auf die Raucherei war schlecht. Es gab durchaus auch Genussmomente, die mir immer noch fehlen. In den letzten Wochen hatte ich mehrmals ganz schwierige Momente, wo ich mir einfach so, eine gemütliche Zigarette auf dem Sitzplatz gönnen wollte. Tabak, Filter und Papierchen liegen noch im Regal... ich hätte mir einfach eine drehen und anzünden können. Ich war nahe dran, doch (zum Glück) habe ich es dann doch nicht getan. Ich hatte (und habe) Angst, wieder in die Falle zu tappen. Ich würde nicht gleich wieder anfangen. Doch zuerst wäre es wohl nur eine Sonntagszigarette, dann mal eine Zweite unter der Woche, dann eine jeden Abend und dann, ja dann wäre ich wohl wieder dabei.
Weil ich immer noch solch schwache Momente überwinden muss, bezeichne ich mich auch noch nicht wirklich als Nichtraucher. Aktuell bin ich wohl eher noch im Stadium des "nicht praktizierenden Rauchers" 🙄 😄. Doch immerhin habe ich nun mal 100 Tage geschafft, ohne einen einzigen Schuss Nikotin. Mein psychologisches Waffenarsenal zur Verteidigung der Gesundheit ist angewachsen und ich bin mittlerweile recht gut gerüstet um Rauchgelüste abzuwehren. Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass diese Suchtmomente abnehmen, immer weniger werden und irgendwann ganz verschwinden.
Ich will die positiven Aspekte nicht unterschlagen. Am Besten finde ich, dass ich mich nicht mehr dauernd um Tabak, Filter, Papierchen und Feuerzeug kümmern muss. Ich muss all das Zeugs nicht immer mit mir herumtragen und der ganze Beschaffungsstress ist weggefallen. Als Nächstes bin ich natürlich sehr dankbar, dass der Raucherhusten verschwunden ist. Das ging relativ schnell. Als Drittes schätze ich sehr, dass meine Kleider nicht mehr nach Rauch riechen (wobei ich das früher, als Raucher, gar nie negativ bemerkt habe). Als Viertes geniesse ich es heute, nicht mehr zu der Gruppe der selbstzerstörerischen Raucher zu gehören, die vorsätzlich Gifte konsumiert. Und Fünftens ist es einfach ein gutes Gefühl, ein Stück weit die Kontrolle über sein Verhalten zurückgewonnen zu haben.
Was ich nicht bestätigen kann ist, dass das Geschmacksempfinden zunimmt oder sich verbessert. Ebenfalls hat sich meine Ausdauerleistung nicht verbessert. Berghoch auf dem Rad keuche ich noch genauso wie früher. Es ist eher so, dass ich mich heute rascher von einer Belastung erholen kann. Das habe ich durchaus registriert. Die verbesserte Fitness hat mehr damit zu tun, dass ich einfach mehr gemacht habe, mehr Gymnastik, mehr Radfahren, mehr Nordic-Walking, etc. Dies unter Anderem auch, um die Rauchgelüste zu vertreiben.
Genug davon. Mein nächstes Ziel ist nun "ein Jahr" lang nicht zu rauchen. Dann sehen wir weiter.
Noch kurz zum heutigen Rikscha-Tag. Um 09:30 Uhr holte ich ein Paar zuhause ab und fuhr mit ihnen zum Standesamt. Es war wie versprochen ziemlich kalt (+4° Grad) und ziemlich windig. Das Paar war froh, dass ich wärmende Decken dabei hatte. Wir waren eher zügig unterwegs und so musste ich noch eine Zusatzschleife einlegen, damit wir nicht zu früh vor dem Stadthaus ankamen (ich hatte da genaue Zeitvorgaben). Es hat dann bestens geklappt und die Beiden hatten an der Fahrt auch wirklich Freude.
Dann fuhr ich nur kurz in die Garage um die Herz-Rikscha gegen eine normale Rikscha zu tauschen und dann machte ich mich auf den Weg zum Treffpunkt für eine 90 Minuten Stadtrundfahrt. Ich habe mich im Vorfeld etwas gewundert, dass diese Fahrt unbedingt heute stattfinden soll, den bei der Anfrage am Anfang der Woche war schon absehbar, dass es ein eher trüber Tag werden wird. Das Rätsel wurde rasch gelüftet, denn das Ehepaar feierte heute seinen 28. Hochzeitstag (ich habe daraufhin nicht erwähnt, dass ich schon bald 31 Jahre verheiratet bin).
Der Mann machte einen etwas griesgrämigen Eindruck, doch das kenne ich ja schon. Oft sind ältere Männer etwas grummlig und werden von ihren Frauen zu einer solchen Aktion mitgeschleppt 😊. Ich gab mir Mühe um ihnen eine gute Tour zu bieten und auch um mich selbst motiviert zu halten. Es war kalt und windig und so können eineinhalb Stunden doch lang werden. Also viel fahren, viel erzählen und viel gute Laune verbreiten. Das hat genützt, denn auch meiner Sicht ging die Zeit flott herum und schon bald fuhren wir wieder vor dem Hauptbahnhof vor. Und siehe da: Der liebe Mann sagte, dass ihm die Fahrt ausgezeichnet gefallen habe und er das gerne weiterempfehlen will. Mit einem Lächeln drückt er mir eine 20er Note 💶 als Trinkgeld in die Hand. Schön 😉. Das freut mich natürlich. Zufriedene Kunden machen auch mich zufrieden...
Auf dem Weg zu der Rischagarage fielen dann erste Regentropfen. Ziemlich genau so, wie es der Wetterbericht vorher gesagt hatte. "Gegen Mittag setzt der Regen ein". Es war kurz nach zwölf Uhr. Passt. Ich fackelte deshalb nicht lange, fuhr direkt in die Garage, zog mich um und machte mich mit dem Motorrad auf den Heimweg. Auf den letzten paar Kilometern begann es dann tatsächlich zu regen, doch ich schaffte es noch halbwegs trocken nach Hause zu kommen.
Es hat alles gepasst 🙏! Der Wettergott hat es gut mit mir gemeint. Danke!