Es kommt doch eher selten vor, dass wir gleich drei Stunden lang mit drei Rikschas gebucht werden. Es handelte sich heute um eine Familie aus Bern, deren Mutter ursprünglich aus Zürich kommt und die nun, an ihrem 70. Geburtstag, die Stätten ihrer Kindheit und Jugend wieder einmal sehen wollte. Die Fahrt führte uns an Wohn- und Schulhäusern, sowie Museen und Restaurants vorbei, die der Frau in Erinnerung geblieben sind.
Wie erwartet war es sonnig und heiss. Soweit also perfektes Rikscha-Wetter. Wir waren aber auch dankbar dafür, dass es dreimal Stopps gab, wo die Gäste ausstiegen und etwas besichtigten, während wir Fahrer uns im Schatten etwas abkühlen und auslüften konnten. Denn wir wussten: Das Anstrengendste folgt zum Schluss, denn das Tourende war bei einem Aussichtsrestaurant geplant und Aussicht bedeutet nun mal, dass man sich etwas erhöht befindet und da hoch muss man mit einer rein muskelbetriebenen Rikscha auch erst einmal kommen...
Nachdem dieser Auftrag erledigt war fuhren wir zurück in die Garage und genehmigten und danach ein feines Eis im Gelati-Geschäft auf der anderen Strassenseite. Wir plauderten noch etwas und ich bezahlte die Fahrer für ihren Einsatz. Alle waren zufrieden und gut gelaunt. So muss es sein! 🙏
Ich hatte dann noch etwas mehr als zwei Stunden Zeit um einen alten Fall abzuschliessen. Es geht dabei um die zerstörte Rikscha, die nun schon seit über einem Jahr in der Garage rumsteht. Lange wusste ich nicht, ob ich Geld ausgeben und die Rikscha reparieren lassen soll oder ob ich sie ganz einfach entsorge. Ich wollte den letzten Sommer abwarten um festzustellen, wie oft ich überhaupt Bedarf an einer vierten Rikscha habe oder ob die drei noch Vorhandenen ausreichen. Es zeigte sich, dass kein wirklicher Bedarf besteht und somit dachte ich daran, noch brauchbare Teile abzubauen und den Rest zu entsorgen.
Doch ganz so einfach ist es ja dann auch nicht. Wie entsorgt man so ein sperriges, fast 100 Kilo schweres Gerät? Da musste ich mich erstmal schlau machen. So nach und nach baute ich dann die Schaltung und die beiden Scheibenbremsen ab. Das hat als Ersatzteil noch einen gewissen Wert. Das Grundgerüst blieb in der Garage stehen und diente fortan als Wäscheständer 😉.
Vor ein paar Wochen hat mich ein Velomechaniker aus Winterthur angerufen und mich danach gefragt, wo er eine Rikscha herkriegen würde, die er für Werbezwecke einsetzen könnte. Ich habe ihn dann an den Rikscha-Hersteller in Deutschland verwiesen, ihm aber auch erzählt, dass ich noch eine defekte Rikscha in der Garage hätte, die er für kleines Geld übernehmen könnte. Wenn er jemanden kennt, der Aluminium schweissen kann, so kann er sie bestimmt wieder herrichten.
Er war interessiert und so haben wir uns heute auf 20 Uhr verabredet, damit er die Rikscha abholen kommt. Vorher wollte ich noch die zwei hinteren Räder austauschen und zumindest die hintere Bremsanlage musste ich auch wieder montieren, denn ohne die ist er echt aufgeschmissen (Ein Bremshebel am Lenker betätigt zwei Bremszangen an den beiden Hinterrädern). Dann wieder ein paar Pedale dranschrauben und eine Kette montieren, so dass man die Rikscha zumindest aus der Garage fahren kann. Ich habe dann vor der Garage auf den Transport gewartet und (leicht wehmütig) noch ein letztes Bild dieser Rikscha geschossen. Dieses Thema hat sich nun definitiv erledigt. Gut so. 👍