MEINE grössten Denkfehler
Nachdem ich den gestrigen Beitrag nochmals gelesen habe, will ich heute noch etwas anfügen.
Denkfehler Nr. 1 = körperliches Leben.
Lebewesen sind keine Maschinen. Es macht zwar den Anschein, dass genügend Treibstoff und etwas Wartung ausreichen, doch das stimmt so nicht. Das Leben wurde uns eingehaucht und nach dem letzten Atemzug bringt auch frisches Wasser und bestes Essen den Körper nicht mehr in Gang. Die Lebensenergie, was sie auch immer sein mag und woher sie auch immer kommen mag, macht uns erst zu Lebewesen. Ohne sie sind wir nur Kadaver.
Denkfehler Nr. 2 = geistiges Leben oder "ich"
Der Geist ist ein wunderbares Ding, solange es ums praktische (Über-)Leben geht. Es ordnet unsere direkten Sinneseindrücke und entscheidet in Sekundenbruchteilen ob Flucht oder Angriff die richtige Strategie ist. Für alles Andere ist der Geist eher wenig brauchbar, wenn nicht gar hinderlich.
Das grösste Problem ist, dass der Geist alle Sinneseindrücke auf sich (seinen Körper) bezieht. Er kann nicht einfach nur sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken, sondern er ehebt sich zum Seher, zum Hörer, zum Fühler, zum Riecher und zum Schmecker. Dabei wendet er einen Trick an und der geht so: Blitzschnell (und unbemerkt) verdeht er die zeitliche Abfolge. Es geschieht sehen und schon macht der Geist daraus: Ich sehe! Wo nur eine Tätigkeit war, nämlich sehen, stellt der Geist das Subjekt "ich" davor und hängt ein beliebiges Objekt, zB. "einen Baum" an. In Tat und Wahrheit gab es aber nur sehen. Subjekt und Objekt sind nur geistige Abstraktionen. Das ist Dualität. "ich" erkenne "etwas".
Der menschliche Geist ist unersättlich und bezieht alles auf sich und seine Person. Da gibt es dann nicht einfach nur noch Gedanken, sondern es sind "meine" Gedanken, "meine" Gefühle, "meine" Entscheidungen. Man bezieht alle direkten Sinneserfahrungen auf sich selbst.
Einer wirklichen Überprüfung hält dieses Setting jedoch nicht stand. Und zwar deshalb nicht, weil das Subjekt "ich" oder "mein" nicht gefunden werden kann. Es ist eine Fiktion. Und es wird durch den Umstand, dass diese Fiktion allgemein akzeptiert wird, nicht besser oder zu einer Realität.
In Tat und Wahrheit gibt es gar nichts persönliches. Nichts, was diesem Körper/Geist-Konstrukt gehört. "Das letzte Hemd hat keine Taschen".
Die Lebensenergie, das Licht des Lebens, Gott, Geist, Atman, Allah, das wahre Ich... wie man es auch immer nennen will, durchdringt uns, ist ohne Meinung, ohne Sinn und ohne Zweck. Es ist ein reines Träumen oder Spielen. Eine zeitlose Tätigkeit. Formlos, geruch- und geschmacklos, unbeschreiblich, unerklärlich und ganz sicher kein "Ding".
Man könnte sagen: Meine zwei grössten Denkfehler kennen EINE Lösung und die liegt jenseits dieser Dualität. Sie scheint durch uns hindurch und leuchtet in unseren Augen. 🙏