Sonntag, 26. September 2021
bleischwerer Mist
An meinem Morgenjob hat sich herumgesprochen, dass ich mir einen Bike-Keller eingerichtet habe und gerne an Fahrrädern herumschraube. So ergab sich, dass mich Ende Woche ein Mitarbeiter ansprach, ob ich nicht mal das Mountainbike seines Sohnes ansehen könne, da dieser das Schaltwerk abgerissen habe, das Rad aber möglichst schnell wieder brauche. "Na klar, mach ich gerne. Bring das Fahrrad doch am Wochenende mal vorbei."
Heute gegen Mittag wurde das Fahrrad dann gebracht und der Schaden sah schon ziemlich heftig aus. Das Schaltwerk baumelte lose an der Kette und es war auch gleich ersichtlich, dass das Schaltauge ziemlich verbogen war. Ich war jedoch noch mit der Steuererklärung beschäftigt und deshalb konnte ich mich nicht gleich drum kümmern.
A propos Steuererklärung. Die müssen wir bis Ende September abgeben Also am nächsten Donnerstag. Da bleibt ja noch Zeit 😆. Spass beiseite, das klopft schon lange in meinem Hinterkopf und ich muss das dann anpacken, wenn Karin zuhause ist, denn dazu braucht es ja auch ihre Finanzdaten. Das mühsame ist, für Karin ist das immer ein rotes Tuch. Ich muss ihr mehrmals sagen, dass ich die Unterlagen brauche, doch das nützt so ziemlich gar nichts. Im letzten Moment (oder am letzten Wochenende vor der Abgabe), gibt es dann kein Entrinnen mehr. Es muss dann halt einfach sein.
In der Zwischenzeit habe ich herausgefunden, dass man die Steuererklärung neuerdings auch online ausfüllen und alle notwendigen Unterlagen in digitaler Form einreichen kann. Sehr gut, so machen wir das. Viele Bankbelege und -bestätigungen liegen ja schon elektronisch vor und die übrigen Unterlagen sind schnell eingescannt. Ich muss/darf wirklich sagen: Dieser Service funktioniert ausgezeichnet. Man kann die Vorjahressteuererklärung einlesen und als Grundlage verwenden. Zu fast jedem Feld gibt es Info- oder Erklärungstexte und die Menüführung ist ziemlich selbsterklärend. Passt! So verliert das leidige Thema an Schrecken. Vielleicht schaffen wir es nächstes Jahr ja mal etwas früher... wer weiss. 🤨
Zurück zu der Kinderfahrrad-Geschichte. Nach den Büroarbeiten verziehe ich mich also in den Bike-Keller, legte flotte Musik auf und spanne das Rad in den Montageständer. Beim Hochheben dachte ich kurz: "Ganz schön schwer für ein Kinderrad". Der Schaden war klar ersichtlich, doch die Reparatur war nicht ganz einfach. Viele Teile des Schaltwerks sind aus Plastik, andere aus Stahlblech. Alles ist billigst produziert, ist wenig präzis und hat Spiel. Klar, wenn das gesamte Fahrrad im Baumarkt kaum 300 Franken kostet, kann es ja auch nicht viel wert sein ☹. Dennoch bin ich erstaunt, wie lieblos solche Kinder-Fahrräder zusammengedengelt werden. Es scheint, dass es einfach nur gut aussehen und dem Verkäufer ein paar Argumente liefern muss: Federgabel, Scheibenbremsen, 3x7 Gang Schaltung. Alles da, doch alles von äusserst bescheidener Qualiät.
Irgendwie schaffe ich es dann doch, das Schaltauge ziemlich gerade auszurichten und das Schaltwerk wieder anzuschrauben. Als ich die Spannung des Schaltzugs einstellen will stelle ich fest, dass es nirgends eine Stellschraube dafür gibt. Ehrlich? Man muss also den Schaltzug an der genau richtigen Stelle klemmen, damit die Schaltung so halbwegs sauber funktioniert. Wobei... die drei vorderen Kettenblätter lassen sich mit diesem "Witz von Umwerfer" nie, wirklich gar nie, sauber schalten respektive schleiffrei in allen Gängen fahren. Ich bin wirklich enttäuscht. Das ist vorproduzierter Schrott! Das funktioniert vielleicht für den Weg zur Schule, doch in's Gelände damit würde ich wirklich niemandem empfehlen. Auch die Laufräder sind schlicht nicht dafür gebaut und schlackern jetzt schon ziemlich lässig in den allerbilligsten Radlagern. Es ist einfach ein Graus! 😱
Ich tat, was ich tun konnte und mit dem Resultat von etwa 90% der gewünschten Funktion muss man dann wohl einfach zufrieden sein. Ich schaltete allles nochmal durch, prüfte noch kurz die Bremsen und nahm dann das Rad vom Montagestäner. Ja, das Teil ist wirklich schwer. Bevor ich es rausschiebe, hänge ich es noch kurz an die Waage. Ich bin perplex. 16,7 Kilo! Und das soll/muss ein Kind von etwa 40 Kilo bewegen? Eine Frechheit! Ich kanns kaum glauben und hänge deshalb zum Vergleich noch kurz das TREK an die Waage. Da zeigt die Waage die gewohnten 12,5 Kilo an. Die Waage stimmt also. Das Kinderfahrrad ist tatsächlich mehr als vier Kilo schwerer... (und funktioniert dazu noch Scheisse).
Natürlich ist mir klar, dass es sich nicht lohnt, für ein Kinderfahrrad mehrere tausend Franken auszugeben. Die Kinder wachsen so schnell und brauchen nach zwei, drei Jahren schon wieder ein neues, grösseres Rad. Ausserdem gibt es in den meisten Familien ja mehr als nur ein Kind und so summiert sich das Ganze. Und zu guter letzt wird ein gutes Bike auch viel schneller geklaut. Diese Gefahr ist bei diesem Billig-Panzer natürlich viel kleiner. Trotzdem... Mit so einem Geschwür dürfte es schwierig werden, Kinder fürs Radfahren zu begeistern. Mit diesem Klotz am Bein kann Radfahren gar keinen Spass machen. Da wundert es mich auch nicht mehr wirklich, dass man heute schon oft Jugendliche auf e-Bikes sieht. Da spielt das Gewicht nicht mehr eine grosse Rolle, den der Vortrieb wird ja vom Motor erzeugt.
Ich finde es einfach Scheisse, dass solcher Plunder überhaupt produziert und vertrieben wird. Wer hat denn noch etwas davon, wenn ein Fahrrad für unter 300 Franken verkauft wird? Da werden X Teile in Fernost produziert, jemand muss so ein Rad zusammenbauen, dann wird es verpackt und nach Europa verschifft, mit dem Lastwagen in den Baumarkt geliefert, wo es jemand auspackt und in den Verkaufsraum stellt, der ja auch nicht gratis ist. Und as alles für unter 300??? Das ist Nonsens-Kapitalismus! Reine Ressourcenverschwendung und ja: vorproduzierter Müll!
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/3046-bleischwerer-Mist.html«
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
Martin Blank am :
Ich ich gebe dir vollkommen recht. Wir haben irgendwann angefangen "teure" Kinderräder zu kaufen (woom, Naloo und co). Natürlich muss man am Anfang etwas mehr investieren. Dafür werden die Räder in der Famile wietervererbt und zum Schluss verkauft. Ein Beispiel: Unser WOOM 3 hat ca 400€ gekostet. Viel Geld für ein 16" Kinderrad. Erst hat es unsere Tochter gefahren, dann unser Sohn und dann habe ich es im Freundeskreis für 280€ weiterverkauft. Auf dem freien Markt wäre sicher mehr drin gewesen. Aber so war es letzlich gar nicht teuer und es wurden quasi 3 schotträder weniger produziert:)