vor einem Jahr
Genau vor einem Jahr brachte meine Schwester meine Mutter ins Altersheim. Sie konnte (oder wollte) nicht mehr selbständig in ihrer Wohnung leben und wir hatten zunehmend Bedenken, dass ihr aus Vergesslichkeit und Unachtsamkeit etwas passiert. Ausserdem hatten wir auch nicht die Zeit und Kraft um uns so regelmässig um Mutter zu kümmern, wie es nötig gewesen wäre.
Es war uns klar, dass dies keine ideale Lösung ist, doch es war ein gangbarer Weg und wir sahen auch keine andere, sinnvollere Möglichkeit. Nun lebt also unsere Mutter seit genau einem Jahr in einem Altersheim. Sie kriegt dort all die Unterstützung die sie braucht und wir sind auch wirklich sehr zufrieden mit der Institution und dem breiten Angebot, welches den dort lebenden Senioren geboten wird. Seit Mutter im Altersheim lebt, versuche ich sie jede Woche zu besuchen, auch wenn es mir (zeitweise) schwer fällt. Sie hat es verdient.
Wie das so ist, Altersheime kosten Geld. Und zwar nicht wenig. Um den Aufenthalt möglichst langfristig finanzieren zu können war bald klar, dass die Wohnung (die sie ja nun nicht mehr braucht und die leer steht) verkauft werden soll. Meine Schwester bekundete Interesse und so setzte sich ein längerer Prozess in Gang. Die Wohnung wurde leergeräumt und der Verkaufswert durch eine Fachstelle ermittelt. Dann begann der recht aufwändige Papierkram, der heute seinen Abschluss auf dem zuständigen Notariat fand. Wir trafen uns da alle um die nötigen Dokumente zu unterschreiben.
Ich bin absichtlich mit dem Velo da hingefahren. Die 30 Minuten Wegstrecke geben mir etwas Zeit um den Augenblick zu würdigen und das Geschehene zumindest ansatzweise zu verarbeiten. Ich bin überzeugt, dass dies der richtige Schritt ist. Die Wohnung bleibt so in der Familie und die Finanzierung von Mutters Altersheim ist nun auf viele Jahre hinaus gesichert.
Was mich am Thema sterben/Tod immer wieder nachdenklich stimmt ist die Erkenntnis, dass meist schon kurze Zeit nach dem Tod eines Durchschnittsmenschen nichts mehr übrigbleibt. Alles Materielle ist verteilt und alle Bekanntschaften sterben auch nach und nach weg. 50 Jahre später gibt es niemanden mehr, der sich überhaupt an diese Person erinnert. Es ist, als ob es ihn/sie nie gegeben hätte...