Heute war ich gleich zur Eröffnung des Frühstücksbuffets anwesend um möglichst zeitig aufs Rad zu kommen. Bei der Abrechnung des Hotels musste ich etwas schmunzeln, als ich 2x 2 Euro für die Bike-Garage aufgelistet sah. Egal, bei 45 Euro pro Nacht ist das noch verschmerzbar.
Es war wieder sonnig und ein warmer bis heisser Tag stand bevor. Es konnte also nicht schaden, den Morgen gut zu nutzen. So quasi beim Ortsausgang von Florenz beginnt die Strasse ein erstes Mal anzusteigen und man hat immer wieder schöne Ausblicke nach Florenz, welches wie in einem Talkessel liegt. Der kleine Ort "Montorsoli" ist der höchste Punkt mit etwa 450 Metern über Meer, bevor es dann wieder auf etwa 150 Meter runter geht. In der Abfahrt machte ich in einer kleinen Bar eine erste Pause und trank wie gewöhnlich einen zweiten Morgen-Cappuccino.
Kurz vor "Barberino di Mugello" kam ich an einem grossen und verzweigten Stausse vorbei, wo auch einige Badestrände mit Boots- und Pedaloverleih zu sehen waren. In Kombination mit den Apenninbergen im Hintergrund sah das echt gut aus. Danach begann der Aufstieg zum Futa-Pass, über den ich am 15. Tag bereits gefahren bin. Damals von West nach Ost, heute kam ich aus dem Süden und wollte nach Norden. Das ist schon fast sechs Wochen her...
Vom Futapass geht es dann wellig bis zum zweiten Pass des Tages, dem "Passo della Raticosa", der nur wenig höher ist. Es besteht überdies kein Zweifel, dass es ein Samstag oder Sonntag sein muss, denn über diese beiden Pässe fahren heute dutzende, wenn nicht hunderte von Motorradfahrern. Viele in voller Rennmontur, mit offenen Auspuffanlagen, dass wohl viele mit Gehörschutz fahren müssen, sonst wären sie abends taub. Manchmal habe ich fast etwas Angst, dass mich eine dieser Raketen abschiesst.
Auf dem "Passo della Raticosa" checke ich das GPS. Bis Bologna fehlen noch knapp 50 Kilometer und 600 Höhenmeter. Weit und breit ist keine höhere Erhebung zu sehen. Woher sollen nun noch die 600 Höhenmeter kommen? Es steigt die Befürchtung auf, dass es wieder so wellig wird wie vor zwei Tagen, zwischen "San Gimignano" und "Florenz". Deshalb beginne ich die Abfahrt vorsichtig und bei der kleinsten Gegensteigung schalte ich runter und halte den Puls konsequent unter 140 Schlägen pro Minute. Wenn ich in sieben Tagen nach Hause will, darf ich mich nicht gleich am ersten Tag überanstrengen.
Meine Vorsicht ist zwar richtig, doch unbegründet. Es folgen nämlich keine wirklichen Steigungen mehr, sondern es geht schön gleichmässig und gemächlich bergrunter, bis man Bologna auf etwa 30 Metern über Meer erreicht. Sehr schön. Da hat sich GPSies.com bei der Berechnung der Höhenmeter etwas vertan. Doch lieber so, als andersherum.
Weil ich nie lange Pausen gemacht habe, treffe ich schon kurz nach drei Uhr mittags im Standzentrum von Bologna ein. Das ist "tote-Hose-Zeit". Die Einkaufsgeschäfte sind bis vier Uhr geschlossen und deshalb sind die Strassen wie leergefegt, was ich doch sehr schätze. Ich bin zudem froh, dass ich meine GPS-Route bis direkt vor das vorreservierte Hotel "Il Guercino" gezeichnet habe, denn sonst hätte ich das garantiert nicht gefunden. Bologna ist eine völlig flache Stadt, ohne See und ohne Fluss. In der Innenstadt sind alle Häuser vier- oder fünfstöckig und für Fremde wie mich, sieht fast alles gleich aus. Ich dankte mir meinen gestrigen Planungsaufwand.
Nach dem Zimmerbezug hatte ich noch genügend Zeit um etwas durch Bologna zu bummeln und mir einen kleinen Eindruck zu verschaffen. Ähnlich wie in Turin gibt es hier sehr viele Arkadengänge. So kann man im Sommer schön im Schatten schaufensterln und ist bei Regen geschützt. Bologna scheint in Sachen Mode auch ein Zentrum zu sein, denn ich habe noch selten so viele Kleidergeschäfte gesehen. Schade ist halt einfach, dass auch hier die Grossfirmen-Monokultur Einzug hält. Wie in jeder Grossstadt Europas gibt es hier Mc Donnalds, H+M, Zara, Swatch, Foot Lockers und all den übrigen Mainstream-Kram. In Zukunft braucht man nicht mehr in andere Städte zu reisen, denn da gibt es nichts, was es in der nächstgelegenen Grossstadt nicht auch gibt.
An sich hat aber Bologna schon noch Charme. Die alten Bauwerke bestehen fast alle aus roten Ziegelsteinen und sind nur ganz wenig geschmückt. Es ist bei weitem nicht so pompös wie Florenz aber doch irgendwie charmant. Derzeit kriegt man etwas den Eindruck dass alles renoviert wird, denn an vielen historischen Bauten stehen Baugerüste und Abschrankungen.
Den heutigen Tag habe ich sehr genossen. Die Überquerung des Apennin war sehr schön und hat mir landschaftlich wieder ausgezeichnet gefallen. Die nächsten zwei Tage führen mich durch die Poebene und das wird dann ein ganz anderes Thema. Ich wünsche mir einfach einmal: "Wenig Gegenwind!" Das GPS sagt: 115 km., 5:33 Std., 1´500 Hm.