Samstag, 4. September 2021
ein Klassiker
Gestern standen zwei und heute drei Stadtrundfahrten auf dem Programm. Das ist nun meine zehnte Saison als Rikschafahrer und da sind schon weit über 1'000 Stadtrundfahrten zusammengekommen. Viele davon sind Gutschein-Fahrten und viele dieser Gutscheine werden von älteren Ehepaaren eingelöst. Für einen kurzen Moment kriegt man dadurch Einblick in eine langjährige Beziehung. Gewisse Muster wiederholen sich und von einem dieser Muster möchte ich heute berichten.
Die Frau lächelt und winkt schon, wenn ich mit der Rikscha vorfahre. Sie übernimmt sofort das Kommando im Gespräch. Er steht ruhig daneben und sucht Halt am Rucksack oder an der mitgebrachten Tasche. Die Wahl der Strecke überlässt er genauso seiner Frau, wie auch 90 Prozent der ganzen Kommunikation. Oft wirken diese Männer desinteressiert, etwas missmutig und vermitteln den Eindruck, dass sie nur mitkommen, weil ihre Frau das will oder weil sie diesen Gutschein nicht verfallen lassen möchten.
Während der Fahrt entspannen sich die meisten dieser verschlossenen Herren. Und sei es auch nur deshalb weil sie klar wahrnehmen, dass es ihrer Frau gefällt und ihr Herz erfreut. Es gibt welche, die es wirklich schaffen, während einer Stunde kein einziges Wort zu sagen. Früher hat mich das zumindest irritiert, manchmal auch etwas verunsichert. Heute begegne ich solchen Stockfischen entspannter. Rikschafahren kann nicht allen gefallen und wenn sich immerhin die Frau freut, dann kann ich recht gut damit umgehen.
Und nun kommt der eigentliche Gag: Was Trinkgeld anbelangt, gibt es kaum grosszügigere Menschen, als ältere, verschlossene Herren. Es gibt nicht wenige, die beim Aussteigen zum ersten Mal die Lippen bewegen. Es gibt sogar welche, die dann klar bekennen, dass sie sich eigentlich nicht auf diese Fahrt gefreut haben, nun jedoch positiv überrascht sind und das gerne weiterempfehlen werden. Und oft etwas versteckt stecken sie mir dann 20 Franken zu. Das ist wirklich grosszügig.
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