Montag, 27. Juni 2011
Kopfgeschichten: Vorurteile
Gestern Sonntag war auf den Strassen sehr viel los. Sonntag und schönes Wetter, das trieb Alle hinaus. Ich war nicht so angestrengt und konnte schön meinen Vorurteilen fröhnen.
Als erstes die Motorradfahrer. Da gibt es viele verschiedene Kategorien. Hier in Italien gibt es viele kleine Valentino Rossi's. Ducati Super Corsa und andere Rennraketen sieht man unglaublich viele. Das sind die Leute, die sich die Freiheit nehmen, auch mal zu schnell zu fahren. Dann die vielen Harley Fahrer (Typ John Travolta, Red Hawk Ledergilet über Jeansjacke, wie in dessen Film Easy Rider). Die sind alle entweder schon taub oder sie sind mit Gehörschutz unterwegs. Gerne in Gruppen. Die nehmen sich die Freiheit, es mal so richtig knattern zu lassen. Dann die BMW- und andere Tourenfahrern mit vielen Koffern am Motorrad. Oft mit Sozius, mit Gegensprechanlage und mit der Freiheit alles dabei zu haben, was der sicherheitsliebende Mensch von heute so braucht. Des Weiteren gibt es hier viele Enduro- und Crossfahrer die sich die Freiheit nehmen auch mal abseits öffentlicher Strassen Gas zu geben. Dann die vielen Rollerfahrer, oft mit starken Motoren unterwegs. Die Kategorie der Praktiker. Unter der Woche mit einem Motorrad zur Arbeit und am Wochenende auf Tour. Am liebsten in kurzen Hosen und T-Shirt. Und ein paar Rat-Biker habe ich auch gesehen. Das sind die Harleyfahrer, die ihr Motorrad vergammeln lassen und möglichst nie putzen. Dazu dreckige Jeans, Bart und irgend eine Schüssel als Helm. Der moderne Outlaw. Putzen und waschen ist etwas für Hausfrauen aber nichts für wahre Männer...
Nun zu den Autofahrern. Die schlimmsten Hindernisse sind die Wohnmobile. Sperrig und meist schlecht motorisiert. Zudem schaut die ganze Familie aus dem Fenster und macht schon während der Fahrt Ferien. Dann die Cabriolet-Fahrer, entweder mit Hut oder Stirnband, meist über 50. Tja, man kann es sich halt leisten und Motorrad fahren ist ihnen zu gefährlich. Eine üble Kategorie sind die SUV-Fahrer (die Bürgersteigspanzer à la BMW X5, Audi Q7, Mercedes ML, etc.). Mir ist schleierhaft, weshalb die meisten während dem Fahren am telefonieren sind und weshalb einem gerade diese Autos meist ganz knapp überholen. Vermutlich denken sie einfach, dass neben ihnen niemand mehr Platz hat. Positiv fallen mir die vielen Kleinwagenfahrer auf, von denen es hier viel mehr gibt als bei uns. Einfache Menschen mit Anstand.
Und ich will es nicht verschweigen, es gibt auch genauso viele Kategorien von Velofahrern. An der Spitze stehen die helmlosen Rennradfahrer mit verspiegelter Sonnenbrille und Teamtrikot. Dazu das neuste Karbonvelo und Hightech-Laufräder. Die grüssen nicht und machen immer einen sehr gestressten Eindruck. Die pissen ungeniert an den Strassenrand (mit den komischen Schuhen können sie ja nicht gehen) und wollen scheinbar zeigen, dass sie fitter und schneller sind als alle anderen. Hier in Italien fahren sie immer nebeneinander, egal wie viel Verkehr herrscht. Dann die Mountainbiker... weshalb sieht man hier so viele auf der Strasse? Immerhin grüssen die fast alle sehr freundlich. Dann die Praktiker mit dem Alltagsrad, meist mit Körbchen oder Packtasche. Und ab und zu trifft man auch andere Reiseradler wie mich, die mit Sack und Pack unterwegs sind. Die Kategorie der Öko-Spinner, Selbst-Sucher und Möchtegern-Aussteiger...
In Lucca sass ich etwa eine Stunde in einem Restaurant und beobachtete spazierende Touristen. Davon gibt es genauso viele Kategorien und auch hier könnte man endlos viele Vorurteile pflegen. Der Typ: Ich fotografiere alles! Oder: Schau mal Schatz, was es hier Originelles zu kaufen gibt! Oder: Kind komm her, mach dies nicht und das auch nicht! Oder: Glotzt nur auf meinen dicken Bauch, die weissen Beine in kurzen Hosen und das unpassende Hawai-Hemd. Ist mir egal, denn so bin ich nun mal. Oder: die Reiseführertypen, die alles genau so wie vorgeschrieben abwandern. Und, und, und...
Ich stelle fest, dass ich ganz schön viele Vorurteile mit mir herumtrage, die ich besser vergessen würde. Ich schubladisiere hier Individuen ohne sie zu kennen. Ist etwas armseelig und nimmt einem zeitweise auch die Möglichkeit auf neue, interessante Kontakte. Vielleicht hilft es, wenn ich mir dessen schon einmal bewusst werde. Das Bild des Tages zeigt meine Füsse, die so quasi den Negativabdruck meiner Radschuhe zeigen. -> Dieser Beitrag ist eh für die Füsse (oder Füchse)...
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Kommentare
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Karin am :
Pass auf Dich auf und weiterhin viel Vergnügen in bella Italia!
Bacioni