Dienstag, 5. Juli 2011
(22) Traumtour an den Lago di Campotosto
Das Hotel Garden in Norcia machte mir schon gestern nicht den besten Eindruck, doch das Frühstück heute Morgen war dann einfach grausam. Es gab weder irgendeinen Fruchtsaft, noch ein Brioche, lediglich einen Cappuccino und zwei Scheiben Zwieback mit einem Butter und einer Konfitüre. Dies ist also wahrlich keine Empfehlung wert.
Deshalb machte ich schon in Norcia selbst einen ersten Halt und verpflegte mich in einem Caffee. Das Wetter sah beängstigend nach Regen aus. Grauschwarze Wolken hingen in den Bergen und schon auf 600 Metern über Meer war es kaum 20° Grad. Ich packte die Regenhose und -jacke also ganz oben in eine der Seitentaschen, richtete ein kurzes Stossgebet an Petrus und machte mich auf den Weg.
Schon nach etwa fünf Kilometern zweigte meine Route von der Hauptstrasse ab und folgte einer Nebenstrasse, immer aufwärts, dem ersten Pass entgegen. Herrlich, null Verkehr und immer wieder fantastische Aussichten ins Tal und in die Ebene von Norcia. Mit jedem Höhenmeter wurde es etwas kühler, was bergauf überhaupt nicht störte und ich war froh und erstaunt, dass es nicht zu regnen begann.
Im Vergleich zum ligurischen Apennin sind hier die Berge deutlich höher, doch auch weiter und grosszügiger, wenn man das so sagen kann. Auf etwa 1´530 Metern über Meer war dann der höchste Punkt erreicht und leider gab es kein Pass-Schild, von dem ich ein Foto hätte schiessen können. Nun war es richtig kühl, wohl nicht viel über 10° Grad und der zunehmende Wind machte die Sache auch nicht angenehmer. Dafür entschädigte eine unglaubliche Ruhe und trotz der Wolken eine gute Sicht auf die umliegenden Berge. Ich entdeckte eine kleine Bar, die jedoch geschlossen hatte, was mich aber nicht davon abhielt, mich an einen der windgeschützten Tische zu setzen, etwas zu essen und mich wärmer anzuziehen. Trotzdem fror ich auf der nachfolgenden Abfahrt und im Tal, auf etwa 700 Metern über Meer musste ich mich erst mal hinsetzen und etwas aufwärmen.
Meine Strecke begann dann wieder leicht anzusteigen und die teilweise nassen Strassen zeigten klar, dass es hier bereits geregnet hatte. Nun lockerte sich jedoch die Bewölkung und für kurze Momente zeigte sich sogar die Sonne. Herrlich! Ich schaute auf die Uhr, es war kurz nach 12 Uhr und so plante ich meinen nächsten Verpflegungshalt in einem der kommenden Dörfer ein. Ich fand da zwar nur eine Bar, doch ein Schokoriegel und ein Cappuccino waren zumindest etwas. Aus der Tasche nahm ich noch ein paar Guetsli, die ich in Norica kaufte.
Es folgten zwei leichte Wellen, bevor die Strasse wieder anzusteigen begann. Bald schon kam ich in die Ortschaft Amatrice (990m.ü.m.), den Geburtsort der Spaghetti al´amatriciana, wovon ich mir natürlich gerne eine Portion einverleibt hätte, doch dafür war es schon zu spät. Um 14:30 Uhr gibt es in Italien nicht mehr wirklich etwas Warmes zu essen. Amatrice ist aber ein sehr hübscher Ort, am Anfang des Nationalparks Gran Sasso & Monti della Laga. Eine Klasseumgebung und dazu noch eine spezielle Kuriosität. Es gibt da nämlich eine Wasserquelle, von der man Wasser mit Kohlensäure zapfen kann. 5 Eurocent der Liter. Ich schaute ins Portemonnaie und nahm mein einziges 5 Cent Stück um meine Flasche zu füllen. Das Wasser kommt eiskalt, mit ziemlich viel Kohlensäure versetzt, schmeckt jedoch absolut vorzüglich. Das ist nun wirklich eine Empfehlung wert.
Mittlerweile schien sogar die Sonne, was ich am Morgen schlicht für unmöglich hielt (Danke Petrus!) und so war ich natürlich motiviert, noch etwas weiter zu fahren. Ich wollte hoch zum Lago di Campotosto (1´300m.ü.m.) und eventuell dann och weiter bis nach L´Aquila. Ein Wegweiser unterwegs zeigte für L´Aquila jedoch noch 55 Kilometer an, war mir aber eindeutig zu weit war.
Die Strasse hoch zum Lago di Campostoso ist ein absolutes Highlight. Nie sehr steil, links und rechts hohe Berge, zwischendurch immer wieder traumhafte Ausblicke ins Tal und wie schon zuvor, fast ohne Verkehr. Mittlerweile dämmerte mir auch, weshalb hier so wenige Autos anzutreffen sind. Die von mir gewählten Strassen waren früher mal die Hauptverbindungswege, doch mit zunehmendem Verkehr wurden viele Schnellstrassen gebaut, die nun von den Autofahrern genutzt werden. Die Autos die man sieht, werden entweder von Touristen gefahren oder von Einheimischen, die weg von der Schnellstrasse ins nächste Dorf fahren. Das ist für Velofahrer natürlich ideal.
Beim Lago di Campotosto angekommen, präsentierte sich mir dann eine absolut fantastische Aussicht über den See und das dahinterliegenden Gran Sasso Gebirge. Natürlich musste ich Fotos machen, am liebsten von der Mitte der Staumauer, die ich eigentlich überqueren wollte. Das war dann aber nicht möglich, denn die Staumauer ist abgesperrt und nicht öffentlich zugänglich. Macht nichts, so fuhr ich halt links um den See, statt rechts herum. Das bot den Vorteil, dass ich durch den kleinen Ort Campotosto kam, wo ich eine Unterkunft suchte. Vor dem einzigen Hotel stand eine ältere Frau die nicht so aussah, als wenn sie Velofahrer mag. Ich fragte trotzdem. Nein, Einzelzimmer habe sie gar nicht und das Doppelzimmer koste 70 Euro. Das war mir zu viel und ich bot ihr 50 an, doch das war ihr zu wenig. Dann halt nicht.
Ich fuhr also weiter und war mir nicht sicher, ob das eine gute Entscheidung war. Ich war langsam müde und hatte keine Lust auf zelten, was auf 1´300 Metern über Meer wohl auch ziemlich kühl würde, zudem scheinen hier Hotels Mangelware zu sein. Ganz am südlichen Ende des Sees entdeckte ich dann ein Schild "SERENA, Ristorante, Bar, Pensione". Cool, gleich fragen. Ja, sie hätte noch ein Zimmer, wolle es aber nur vermieten, wenn ich auch hier zu Abend essen würde. Für alles, Abendessen, Zimmer mit Dusche und Frühstück wolle sie 50 Euro. Ich war sofort einverstanden, da ich sowieso keine Ahnung hatte, wo ich als Velofahrer denn sonst hätte essen sollen. Meine mitgebrachten Energieriegel im Zimmer?
Das (Doppel-)Zimmer ist geräumig, aus der Dusche kommt wirklich warmes Wasser und eine Garage für das Bike gibt es auch. Was will ich denn mehr? Ein Glückstreffer! (o.k. WLAN und Internet wäre noch nett gewesen, doch hey, das hatte ich anderen Orts, in bedeutend stärker zivilisierten Gegenden auch nicht. So z.B. gestern in Norcia). Übrigens, die Pension verfügt über einen kleinen Strand am See (siehe Bild), das Wasser war mir für ein Bad aber viel zu kalt.
Es folgte die übliche Prozedur, duschen, Kleider waschen und danach widmete ich mich noch kurz dem Bike. Die hintere Scheibenbremse machte Geräusche die anzeigten, dass die Beläge runtergefahren sind. So war es dann auch. Sie hielten knapp 2´000 Kilometer und 26´000 Höhenmeter. Die vorderen Beläge sind noch gut, von den zwei paar Ersatzbelägen die ich mitnahm habe ich nun ein Paar verbraucht.
Der heutige Tag war wirklich super! Bisher einer der schönsten Tage meiner Reise. Die Umgebung ist unglaublich schön. Von den sibillinischen Bergen geht es morgen nun zum Gran Sasso Massiv. Bis auf kleine Abweichungen kann ich den geplanten Track "04 Campotosto" wirklich empfehlen (zu finden auf gpsies.com). Das GPS sagt: 86 km., 5:27 Std., 1´790 Hm.
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