Montag, 4. Juli 2011
(21) bis ins Wildschweinland
Der heutige Tag begann wieder mit stahlblauem Himmel doch bevor ich losfahren konnte, wollte ich noch den Blogbeitrag von gestern hochladen. Bis ich das gemacht und alles fertig gepackt war, war es schon kurz nach zehn Uhr und auf der Hauptstrasse vor Assisi war schon dichter Bus- und Touristenverkehr. Ja, dieses Geschäft läuft wie geschmiert...
Kaum verliess ich Assisi in Richtung Berge, war ich aber sofort wieder alleine unterwegs. Die Strasse führte leicht ansteigend nordöstlich um den Monte Subiano und war herrlich leer, was ich sehr genoss. Mittlerweile fahre ich ziemlich langsam und mache oft Pausen denn ich weiss, dass es nun wieder bergig wird. Ich denke, dass ich nun so in etwa meine Reisegeschwindigkeit als Tourenradler gefunden habe und die liegt so um die 16 km/h im Schnitt.
Heute machte ich nur wenige Fotos, denn die Hügellandschaft unterscheidet sich nur wenig von der, von letzter Woche. Ich genoss es ganz einfach still und gemütlich vor mich hin zu radeln. Um die Mittagszeit kam ich nach Capodaqua, was nach Wasser und Verpflegung klingt. Im kleinen Dorfladen liess ich mir ein Pannini mit Salami und Käse machen, welches ich zusammen mit einem Liter Mineralwasser direkt vor dem Lokal verspeiste. Als ich das GPS durchklickte, waren erst 31 Kilometer, doch schon fast 700 Höhenmeter registriert, was in etwa das Streckenprofil erahnen lässt. Ich war nun auf 400 Metern über Meer und es war ganz klar, dass die Strasse gleich wieder ansteigen wird, denn rundherum gab es nichts als bewaldete Hügel.
Auf etwa 800 Metern über Meer kam ich über eine kleine Hochebene mit viel hochstehendem Gras und weidenden Kühen. Das war nett anzuschauen, da hier die Kühe fast weiss sind, anders als unsere Braunen oder Gescheckten in der Schweiz. Es folgte ein GPS-Ausflug à la Beat, das heisst, es ging weg von der asphaltierten Strasse und über einen Schotterweg noch an die 100 Höhenmeter weiter hoch, bevor es dann steil abwärts ging. Während der Routenplanung dachte ich noch, dass ich so etwas lustig und abwechslungsreich finden werde, nun fand ich es schlicht unnötig. Dies auch deshalb, weil ich auf der Abfahrt mitten durch ein riesiges Firmengelände eines Steinbruch- Kies- und Sandwerks kam, wo nur Bagger und Lastwagen unterwegs waren, deren Fahrer ob dem komischen Velotourist nur den Kopf schüttelten. Damit es nicht so arg staubt, wurde die Fahrspur in regelmässigen Abständen gewässert, was dann eine dreckige Brühe hinterliess, die mein schön geputztes Bike gleich wieder einsaute. Nein, das war nicht lustig.
Im weiteren Tourenverlauf bin ich noch zwei Mal an solche Abzweigungen gekommen, wo die geplante violette Linie weg von der Hauptstrasse ins Nirgendwo führte. Beide Male überprüfte ich den Streckenverlauf und merkte, dass die Route ein paar Kilometer weiter wieder auf die gleiche Hauptstrasse zurückführt, auf der ich schon unterwegs bin. Da es sehr wenig Verkehr hatte und die Hauptstrasse sicher einfacher zu fahren war, blieb ich auf der Strasse, was bestimmt eine gute Entscheidung war. In Ponte Cerreto musste ich meine Position überprüfen und mir überlegen, wo ich übernachten will, denn es war nun schon nach 16 Uhr und ich hatte wirklich keine Lust, irgendwo hungrig zu zelten (wie auch schon).
Zu meinem Erstaunen kam ich an ein Häuschen mit einem grossen "i" auf dem Dach und ich fragte mich, über was denn hier informiert werde. Es sass sogar jemand drin und ich nutzte die Gelegenheit um nach grösseren Ortschaften zu fragen. Es stellte sich dabei heraus, dass ich in ein grösseres Fischfanggebiet gelangt bin, in dem Fliegenfischer hier ihre Patente lösen können. Nach ein paar Worten war mir klar, wie und wo ich den heutigen Tag beenden werde. Norcia, am Rande des Nationalparks der sibillinischen Berge, war nur noch knappe 25 Kilometer entfernt und das sollte schon noch zu schaffen sein.
Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg und tatsächlich sah ich nun immer wieder Fischer bis zu den Hüften im Wasser eines kleineren Flusses stehen und kunstvoll ihre Ruten schwingen. Dabei soll die Fliege (der Köder) knapp über der Wasseroberfläche geschwungen werden, damit der Fisch hochspringt um die Fliege zu fangen. Interessant. Etwa auf halber Distanz nach Norcia kam ich durch den kleinen Ort namens Serravalle, was ein richtiges kleines Fischermekka ist. Mehrere kleine Hotels und Anglershops boten hier ihre Dienstleistungen an. Ein paar Kilometer weiter flussaufwärts sah ich dann eine grosse Fischaufzuchtanlage mit vielen verschiedenen Becken, wo scheinbar die Fische aufgezogen werden, die die Fischer etwas weiter unten dann aus dem Wasser ziehen. Clever!
Norcia war dann eine Überraschung ganz anderer Art. Als Vegetarier sollte man diesen Ort meiden, denn hier werden Wildschweine der umliegenden Berge verarbeitet. Ich sah noch nie so viele Metzgereien und Salamibetriebe wie in diesem kleinen Ort. Wäre Obelix ein Römer und nicht ein Gallier, so würde er hier wohnen. Das Ortszentrum ist mittelalterlich und völlig umgeben von einer grossen Mauer. Von innen stellt man dann fest, dass die Mauer eigentlich aus einer Reihe von Häusern besteht, die dicht an dicht gebaut wurden und auf deren Dächern an der Aussenseite ein Wehrgang mit Schützentürmen angebaut ist. Sehr speziell, so etwas habe ich bisher noch nicht gesehen.
Ich suchte mir ein Hotel, duschte kurz und besichtigte den malerischen Ort. Hier gibt es alles rund ums Wildschwein und deren Zubereitung. Zudem ist der Ort bekannt für schwarzen Trüffel (ich erinnere mich zurück an Alba, Tag 6, bekannt für weissen Trüffel) und verschiedene Sorten von Bergkäse. Ein wahres Schlemmerparadies. Es war also klar, dass ich lecker und kalorienreich Abendessen werde. Die Kalorien kann ich morgen bestimmt gut gebrauchen, denn es wird nun richtig bergig. Es gibt hier mehrere Berge mit über 2´000 Metern Höhe und wenn ich mich richtig erinnere, führt meine Strecke über einen Pass von etwa 1´500 Metern. Auch heute war wieder ein sehr schöner Tag. Nicht nur wegen des Wetters, sondern auch wegen der sehr abwechslungsreichen Landschaft. Im Hotel gibt es keine Internetverbindung, weshalb auch dieser Beitrag verspätet publiziert wird. Das GPS sagt: 96 km., 6:01 Std., 1´690 Hm.
Dieser Link ist nicht aktiv. Er enthält eine kopierbare Trackback-URI, um manuell ein Ping- und Trackback zu diesem Eintrag für ältere Blogsysteme zu generieren; zB (immer noch valide) über das zur Verfügung gestellte Eintragsfeld des serendipity_event_trackback Plugins. Serendipity und andere Blogsysteme erkennen die Trackback-URL heutzutage aber automatisch anhand der Artikel-URL. Die Trackback-URI für ihren Link des Sender-Eintrages lautet daher wie folgt: »https://www.beatsblog.ch/1766-21-bis-ins-Wildschweinland.html«
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt
brigitte am :
beat am :
Danke für Deinen lieben Kommentar. Auf meiner Reise lässt sich das Eine (Höhenmeter) recht gut mit dem Anderen (essen) verbinden.