Sonntag, 3. Juli 2011
(20) nach Assisi
Heute war der Himmel wieder blau, wie wenn nichts gewesen wäre. So freute ich mich auf die Fahrt nach Assisi. Dies auch weil ich wusste, dass es nicht sonderlich weit und anstrengend werden wird. Ich konnte es also gemütlich nehmen und etwas rumtrödeln, so, wie es sich für einen Sonntag gehört.
Nach Maglione del Lago stieg die Strasse ein erstes Mal an und schon bald hatte ich eine herrliche Aussicht über den nördlichen Teil des Lago di Trasimeno. Da hat es mir sehr gut gefallen und so fiel mir der Abschied nicht leicht, denn im Gegensatz zu gestern, wäre heute echtes Badewetter gewesen.
Durch die gestrige Abkühlung war es heute dafür nicht so heiss, was also ideales Bikewetter bedeutete. Kurz vor Perugia war nochmals ein Hügel eingeplant und der Anstieg hoch nach Coriano entpuppte sich dann als ziemlich steil, so dass ich viel auf dem kleinen Kettenblatt fahren musste. Dafür belohnte mich dann ein entzückender kleiner Ort mit einer Bar die beste Aussicht auf das Umland bot. Es verstand sich ja fast von selbst, dass ich einen kurzen Halt machte und mir ein Schoggigipfel mit einem Cappuccino gönnte.
Nach der kurzen aber rassigen Abfahrt begannen die Vororte von Perugia und die Strassen wurden so schlecht wie bisher noch nie. Es hatte fast mehr Schlaglöcher als Strasse und so musste ich ziemlich aufpassen, mir keinen Plattfuss einzufangen. Zum historischen Stadtzentrum von Perugia steigt die Strasse dann noch an die 150 Höhenmeter an und viel Verkehr erschwerte mir das Leben zusätzlich. Irgendwie drückte mir das auf die Stimmung und so widmete ich der Innenstadt wohl nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient hätte.
Nach einer weiteren Pause machte ich mich auf den weiteren Weg nach Assisi, welches nur noch knapp 20 Kilometer entfernt ist. In einer kleinen Nebenstrasse bin ich dann ganz unvorsichtig an zwei Begrenzungspfosten vorbeigefahren, wobei das der etwas falsche Ausdruck ist. Links hielt ich zu wenig Abstand und knallte mit der Seitentasche in den Pfosten, so dass es ziemlich knallte. Zum Glück bin ich nicht gestürzt, doch die Seitentasche hing nun ziemlich schief am Gepäckträger und ich sah sofort, dass die Halterung der Tasche abgerissen war. Ichärgerte mich unglaublich. Ich würde sogar sagen, dass ich mich über Gebühren ärgerte, denn es war ja sonnenklar, dass der Fehler zu 100% bei mir lag. Ich sah mir den Schaden an und konnte das Problem mit zwei Kabelbindern auch auf die Schnelle lösen, doch abends im Hotel würde ich mir das Ganze noch genauer ansehen müssen und eine bessere Lösung dafür finden.
Es war nun gegen zwei Uhr mittags und die Sonne heizte die Umgebung doch ziemlich auf. Ich war genervt und hatte Durst, weshalb ich schon wieder eine Bar ansteuerte. Drinnen lief auf Grossleinwand die Übertragung des MotoGP-Rennens von Mugello. Ja genau, Mugello, da war ich doch letzten Mittwoch. Etwa zehn Männer schauten sich die Sache an, während die Fahrer sich auf der Startlinie bereit machten. Das war genau das Richtige für mich und so genehmigte ich mir noch ein Gelati und schaute mir den Start und die ersten zehn Runden mit an. Da Valentino Rossi auf der Ducati nicht um den Sieg mitfahren konnte, liess das Interesse der Anwesenden schnell nach und sie begannen mehrheitlich Karten zu spielen. Für mich war nun auch der Moment gekommen, um die letzten paar Kilometer bis Assisi zurück zu legen.
Schon bald erkannte man die eindrückliche Kulisse dieses Pilgerorts, der sehr malerisch an eine Hügelflanke gebaut wurde. Noch in der Fläche, kurz vor Assisi kam ich an einem schönen Hotel mit Pool vorbei. "Nur" zwei Sterne, das sieht so aus als ob ich mir das leisten könnte. Als ich auf das Grundstück fuhr standen im Vorgarten viele sdrett gekleidete Leute rum und der Empfang war leer. Es kam eine netter Mann kurz vorbei und fragte nach meinen Wünschen. Sie hätten heute eine Taufe, weshalb das Restaurant geschlossen bleibe und der Pool auch nicht zur Verfügung stehe. Dafür gebe er mir 10 Euro Rabatt, 45 statt 55 Euro. Der direkte Blick nach Assisi und der gute Preis waren so verlockend, dass ich auf ein Bad im Pool verzichtete (zwar schweren Herzens). Mir gefiel einfach die Idee, dass ich bereits ein Hotelzimmer hatte und so fast ohne Gepäck zum Sightseeing starten konnte.
Assisi ist wirklich der Hammer! Eine Touristen- und Pilgerflut noch nie gesehenen Ausmasses spielt sich hier ab und man sieht eindrucksvoll, wie gut das Geschäftsmodell Religion plus Markt funktioniert. Alles ist sehr sauber herausgeputzt und den Besuchern werden alle nur erdenklichen Annehmlichkeiten geboten. Ich habe mich im Voraus nicht informiert, doch es gibt unzählige Kirchen, Klöster und Schwesternhäuser, so dass man kaum weiss, was man alles fotografieren soll.
Ich ignorierte alle Fahrverbote und fuhr kreuz und quer durch den Ort. Natürlich wollte ich auch zu der alten Festung, die am höchsten Punkt des Hügels liegt und bestimmt eine fantastische Aussicht bietet. So war es dann auch, doch für Panoramafotos war das Wetter wenig geeignet, da die Hitze sowie leichte Wolken ziemlich wenig Kontrast boten.
Als ich zum Hotel zurückfuhr, war dann das Fest zur Taufe in vollem Gange. Um den grossen Pool waren vermutlich mehr als 100 Gäste versammelt und wurden von einer Cateringfirma fürstlich bedient. Die Kellner trugen Smoking, ein weisser Tuch über den Arm und verwöhnten die Gäste mit immer neuen Leckereien und Getränken. Ich dachte mir, dass das Hotel gut rentieren muss, damit man so eine Tauffeier schmeissen kann. Ich mag es ihnen gönnen, auch wenn ich mir mit meiner Banane und dem Schokoriegel daneben etwas gar klein vorkam. Mal sehen, wann die Band zu spielen beginnt und wie lange die Gäste aushalten.
Ich werde in einem nahegelegenen Restaurant speisen und nicht allzu spät ins Bett gehen. Morgen stehen wieder richtige Berge an, die ich schon vom Hotelzimmer aus im Blickfeld habe. Das GPS sagt: 72 km., 4:39 Std., 1´020 Hm
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Marcello am :