Mittwoch, 9. Dezember 2020
An Adventure in Non-Duality
Ein Film von Frank McCaughey, 22min. 34sec.
Draussen regnet oder schneit es abwechslungsweise, es ist wolkenverhangen und kalt. Drinnen ist es wohlig warm, die Kaffeemaschine ist nicht weit weg und es gibt nichts (dringendes) zu tun. Ich habe einfach Zeit und geniesse es.
Noch immer denke ich viel nach. Über mein Leben, über das menschliche Leben an sich, über Glaubenskonzepte. Darüber, wie «das Alles» zusammenhängt…
Schon vor ein paar Jahren stolperte ich über ein Konzept mit dem Namen «Non-Duality» und trotz vieler Irritationen blieb ich -aus welchen Gründen auch immer- daran hängen. Anfangs klang sehr vieles davon völlig abgefahren und jenseits meiner Vorstellungskraft. Nicht-Dualität oder einfacher Nicht-Zwei kriegte ich einfach geistig nicht zu fassen.
Logisch. Solange «ich» über irgendetwas nachdenke, solange gibt es immer mindestens zwei Dinge. Ich und das Andere. Subjekt und Objekt. Wie sollte also jemals aus dieser Dualität von Subjekt und Objekt eine Nicht-Dualität entstehen oder verstanden werden??? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Es scheint mir angebracht zu schreiben, dass Nicht-Dualität nicht das gleiche ist wie Einheit. Schon Einheit ist zu viel. Nicht-Dualität ist unbeschreiblich. Vor Gedanken und vor Sprache. Nicht-Zwei und noch vor Eins.
Am treffendsten finde ich die Analogie zum Tiefschlaf. Im Tiefschlaf erfahren, empfinden und wissen wir gar nichts. Nicht einmal, ob wir leben oder nicht. Wenn wir aufwachen, nehmen wir zwar an, dass wir im Tiefschlaf auch gelebt haben, doch wir selbst haben keine Erfahrung davon oder eine Erinnerung daran. Natürlich kann man mit einfachen Messinstrumenten belegen, dass wir im Tiefschlaf lebendig sind, denn auch dann schlägt unser Herz und durchblutet unseren Körper. Doch eine geistige Erfahrung oder ein Wissen davon haben wir nicht. Daraus kann man folgern, dass der physische Körper auch ohne Geist und ohne «ich» funktionieren kann.
Alles was wir denken, und noch viel schwerwiegender: alles was wir glauben, ist also gar nicht zwingend notwendig. Und deshalb lohnt sich doch sehr, vor allem die eigenen Glaubenssätze und -konzepte einmal -oder auch mehrmals- ernsthaft zu hinterfragen. Das mache ich nun schon seit ein paar Jahren und in dieser Zeit tauchte immer wieder das Schlagwort «loslassen» auf. Ich stellte fest, dass sehr vieles, woran ich glaubte, schlicht keine Relevanz (oder Wahrheit) hat und eben losgelassen werden kann. Manchmal ist es erstaunlich und verwirrend, was man alles glaubte, nur weil es als allgemeingültig, als Common-Sense, betrachtet wird. Man übernimmt extrem vieles, ohne es je konkret zu überprüfen.
Bei genauem Hinsehen entpuppt sich dann das Meiste als Fata Morgana (oder als schöne Geschichte). Als gesellschaftliche Übereinkunft oder auch als Fundament für zwischenmenschlichen Umgang. Kommunikation und Interaktion entstehen erst mit der Glaubensannahme von Dualität und wenn man diese Annahme nun in Frage stellt oder gar bezweifelt… bleibt NICHTS mehr übrig.
Genauso wie mit der Frage «Wer bin ich?». Die ehrlichste Antwort ist «ich weiss es nicht». Und wenn man weiter bohrt und sucht kommt man irgendwann an dem Punkt wo man feststellt: So etwas wie ein «ich» gibt es gar nicht. Es entpuppt sich alles als ein Gedanken- und Glaubenskonstrukt, welches einer ernsthaften Überprüfung nicht standhält. Und was bleibt dann übrig? NICHTS.
Alle unsere Sinneswahrnehmungen werden durch dieses Gedanken- und Glaubenskonstrukt gefiltert. Wir sehen nichts so wie es ist, sondern so, wie wir glauben, dass es ist. Deshalb können zehn Menschen den gleichen Vorgang beobachten und alle zehn erzählen danach eine andere Geschichte darüber. Die Hauptmerkmale mögen noch übereinstimmen, doch spätestens in den Details wird sich die Erinnerung erheblich unterscheiden. Je nach geistiger Prägung der jeweiligen Personen.
Um nun noch irgendwie die Kurve zu kriegen, bevor ich alles als absurd und unreal bezeichne, einigte ich mich innerlich auf «sowohl als auch». Das menschlich erfahrbare Leben ist voller Dualität, Abstufungen und Gegensätzen. Es ist aber auch NICHTS (Non-Dualität). Im oben verlinkten Video beschreibt Robin dies sehr schön als «Nothing appearing as everything» - NICHTS erscheint als ALLES. Es ist «sowohl als auch».
Das verstehe ich in keinster Weise als abwertend oder negativ. Das kann es auch gar nicht sein, denn alles «ist wie es ist». In jedem Moment Vollständig und ohne Alternative. Erst unsere Gedanken und Worte machen es zu etwas Anderem. Erst unsere Gedanken heften allem irgendwelche Etiketten an, machen es gut, schlecht, richtig oder falsch. Unvollständig.
Solche Überlegungen haben in den letzten Jahren mein Leben enorm vereinfacht. Natürlich beurteilt mein Geist immer noch alles was er sieht, hört, fühlt und schmeckt. Noch immer versucht mein Geist aus allem irgendeinen Sinn zu basteln, damit es im bestehenden Glaubenskonstrukt sein Platz findet. Ja, das geschieht immer noch genau gleich. Was sich aber grundlegend geändert hat ist, dass ich diesem ununterbrochenen Gedankentratsch viel weniger Beachtung und Bedeutung schenke. Es sind einfach Gedanken, die durch meinen Kopf ziehen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich identifiziere mich nicht mehr damit. Es ist nur eine Seite der Medaille, egal, ob das «sowohl» oder das «auch».
Das führte auch zur Erkenntnis, dass man vermutlich gar nie beschreiben kann, wer man ist. (Weil man es eben schon jederzeit war, ist und sein wird). Man kann eigentlich nur erleben und beschreiben, was nicht ist und wer man nicht ist. Man IST und das ist unbeschreiblich. Eben jenseits von Sprache und Dualität. 🙏
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