Samstag, 5. Juli 2008
das Downhill-Abenteuer
Die Geschichte der heutigen Tour begann eigentlich schon vor drei Wochen. Damals fuhr ich zusammen mit Peter die schöne Palfris-Tour, ausgehend von Sargans. Beim Studium der verschiedenen Bikekarten und -bücher ist uns damals ein schwarz gepunkteter Downhill ins Auge gestochen, der vom Palfris ziemlich direkt runter nach Heiligenkreuz führt. Schwarz gepunktet bedeutet: Höchster Schwierigkeitsgrad. Weil damals der Boden noch ziemlich nass war, wollten wir aber nichts riskieren und fuhren den uns schon bekannten Weg. Doch schon damals war mir klar, dass ich diesen Downhill bei trockener Witterung einmal ausprobieren will. Heute war es dann soweit.
Weil meine Bikekumpels heute alle schon etwas anderes vor hatten, machte ich mich früh am Morgen ganz alleine auf den Weg nach Sargans. Ab und zu fahre ich gerne auch mal alleine eine Tour, vorallem, wenn ich etwas Neues ausprobieren will. Kurz nach halb neun Uhr war ich dann schon startbereit und nahm den bekannten Aufstieg zum Palfris in Angriff.
Das Wetter war auch heute wieder perfekt. Am Morgen, für die lange Steigung schon sonnig, doch noch nicht zu heiss. Dennoch floss natürlich der Schweiss wieder in Strömen. Ich liess es gemütlich angehen und kurbelte mein Tempo. Nach knapp 2 1/2 Stunden war ich dann am höchsten Punkt, beim Bergrestaurant Palfris. Heute war ich cleverer als vor drei Wochen, denn ich hatte ein komplettes Set Bikekleider im Rucksack, so dass ich die durchgeschwitzten Kleider gleich ausziehen und in die Sonne hängen konnte.
Ich genehmigte mir heissen Fleischkäse mit Spiegelei und einen Liter Rivella und plauderte angeregt mit anderen Bikern, die auch im Restaurant waren. Ich fragte mich durch, ob jemand diesen "schwarz gepunkteten Downhill" kenne, doch nein, keiner der Anwesenden ist diesen Trail schon mal gefahren und ein paar lokale Biker waren sogar der Meinung, dass das überhaupt nicht geht. "Viel zu steil und zu ausgesetzt. Unfahrbar."
Das machte mich etwas unsicher und doch wollte ich es wagen. Ich habe den ganzen Weg bis hierhin doch nicht umsonst gemacht. Also packe ich meine Sachen zusammen, senke den Sattel ab, binde den Rucksack fest und starte in mir unbekanntes Gelände. Das Bild zeigt in etwa, wie steil das Gelände schon im obersten Abschnitt war... und es wurde noch steiler,
Zuerst geht der Wanderweg über zwei Alpwiesen, die tief von Kuhtritten zerfurcht sind. Ich fahre sehr vorsichtig und steige an zwei, drei kniffligen Stellen ab. Wenn man alleine unterwegs ist, muss man noch vorsichtiger sein. Ein heftiger Sturz in diesem unwegsamen Gelände könnte fatale Auswirkungen haben. Und kaum denke ich daran, bremst mich urplötzlich etwas abrupt ab und kurz vor dem Stillstand falle ich doch noch hin. Was war denn das? Ich bin in einen Viehzaum gefahren, den ich einfach nicht gesehen habe. Zum Glück habe ich mir nicht weh getan und das Bike sieht auch noch ganz o.k. aus. Ich repariere kurz den Zaun und fahre dann weiter.
Der Wanderweg wird immer steiler und schon bald folgen erste Serpentinen. In steilstem Gelände reiht sich Kurve an Kurve. Immer wieder mit Steinen und Stufen durchsetzt. Das ist super-heftig! Ich kann die Bremsen nie mehr lösen und zirkle so langsam und kontrolliert wie möglich runter. Nur nicht stürzen! Es ist derart steil, dass man sich bei einem Sturz kaum irgendwo festhalten könnte und die vielen Felsen und Steine sehen auch nicht gerade wie geeignete Landeplätze aus... Auf dem Printscreen rechts sind etwa 200 Meter Fahrstrecke zu sehen. Die Zickzacklinie zeichnet die vielen Serpentinen nach. Sicherheitshalber steige ich noch ein paar Mal ab und trage das Bike ein paar Stufen runter, bevor ich wieder aufsteige und weiterfahre.
Es schiesst mir Adrenalin ins Blut, ich bin auf's Äusserste angespannt und staune immer wieder, was man alles fahren kann. Die Serpentinen scheinen kein Ende zu nehmen. Stufen, Wurzeln, Steine, engste Kurven. Mir fällt auf, wie ich zu zittern beginne und mache deshalb einen Fotohalt. Ich bin völlig aufgedreht. Dieser Trail ist schlicht extrem. Der Ausblick ins Tal ist atemberaubend, was man aber höchsten bei einer Pause wahrnehmen kann. Man kriegt das Gefühl, dass es fast senkrecht nach unten geht.
Nach etwa einer halben Stunde lichtet sich der Wald und ich komme wie geplant bei Heiligenkreuz wieder in die Zivilisation. Phuu, das war wirklich der Hammer!
Die paar flachen Kilometer von Heiligenkreuz nach Sargans brauchte ich, um mich wieder etwas zu beruhigen und meinen Adrenalinspiegel wieder halbwegs auf Normalniveau abzusenken . Das war eine unglaubliche Tour, vor allem ein unglaublicher Downhill! Solche Strecken darf man nicht empfehlen oder verbreiten, das wäre viel zu gefährlich. Deshalb zeige ich auch keine Übersicht oder GoogleEarth-Datei.
Kaum war ich zuhause, stöpselte ich das GPS-Gerät an den Computer um mir den Trail nochmals im Detail anzusehen. Dabei stelle ich folgende Eckdaten für den Downhill fest: 5 Kilometer Länge, -1'170 Höhenmeter (das ergibt ein Durchschnittsgefälle von etwa 23% Prozent!), etwa 30 Minuten Fahrzeit. Unglaublich. Diesen Downhill werde ich nicht so schnell vergessen! Der findet Eingang in meine ganz persönliche "Hall of Fame" der besten, je gefahrenen Downhills. Fahrbar nur bei absoluter Trockenheit. Der Tacho sagt: 27km., 3:00 Std., 1'500 Hm.
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