Samstag, 16. Juli 2011
(33) Castel del Monte und Venosa
Als ich kurz vor acht Uhr aus dem Hotel trat und das Gepäck ans Velo montierte merkte ich sofort, dass es heute nicht so heiss war wie gestern und dass ein angenehmer Wind wehte. Zuerst kaufte ich in einem Lebensmittelgeschäft frisches Wasser und ein paar Sachen zu essen ein und dann machte ich mich auf den Weg in Richtung Castel del Monte (UNESCO-Weltkulturerbe).
Dabei fuhr ich an grossen Olivenplantagen und Weintraubenanbaugebieten vorbei. Hier muss es sehr viel Grundwasser geben, denn alles wird aufwändig bewässert und wächst darum auch ausgezeichnet. Immer wieder höre ich kleine Dieselmotoren knattern, die das Wasser nach oben pumpen und über weit verzweigte Rohrsysteme zu den Traubenstöcken oder Olivenbäumen befördern, wo es dann versprüht wird. Aufgefallen sind mir auch die vielen kleinen Steingebäude, die scheinbar als Speicher dienen.
Das achteckige Castel del Monte kann man dann schon von weitem sehen, da es, wie der Name ja schon sagt, zuoberst und ganz alleine auf einem Berg steht. Mit dem Velo konnte ich an allen Parkplätzen vorbei und bis direkt vor den Eingang des Kastells fahren. Da waren dann auch schon andere Touristen und warteten darauf, dass die Türen zur Besichtigung geöffnet wurden. Ich setzte mich in den Schatten, genoss die tolle Aussicht und ass etwas Obst. Obwohl ich den Eintrittspreis von 6.50 ‚¬ etwas happig fand, wollte ich mir die Besichtigung natürlich auch nicht entgehen lassen. Architektonisch ist dieser Bau wirklich bemerkenswert. Alles ist streng geometrisch und die zwei Stockwerke die man besichtigen kann haben Raumhöhen von etwa acht Metern und jeder Raum verfügt über eine Art Kuppeldecke. Im Erdgeschoss wurden moderne Bilder eines lokalen Künstlers gezeigt und drei grosse, trapezförmige Räume waren als Bankettsääle für grosse Anlässe, vorwiegend für Hochzeitsgesellschaften eingerichtet. Im Obergeschoss waren alle Räume leer und man konnte die Bauart und -substanz gut erkennen. Ich vermute mal, dass alles aus dem hellbeigen Marmor von Trani gebaut wurde. Der Abstecher zum Castel del Monte war ganz sicher lohnenswert.
Danach führte mein Weg westwärts, weiter ins Landesinnere und ich hatte dabei immer mehr mit dem Wind zu kämpfen. Noch selten erlebte ich einen derart gleichmässig starken Westwind und obwohl es nur wenig bergauf oder bergrunter ging, hatte ich ziemlich zu kämpfen. Es wunderte mich deshalb auch nicht, dass ich an grossen Windenergieanlagen vorbei kam. Nach etwa dreissig grossen Windrädern habe ich aufgehört zu zählen auch weil ich sah, dass es entlang des nächsten Hügelzugs genau so weiterging. In "Minervino Murge" machte ich eine Verpflegungspause und machte ein Foto von den zwei lokalen Don. Der Eine mit dem Mercedes SL500 Cabriolet und der andere mit einer fetten Harley...
Am späteren Nachmittag kam ich dann nach Venosa, wo ich wieder meine Freunde traf. Zur Erklärung: Die Eltern meiner Freunde kommen ursprünglich aus Venosa und besitzen hier ein Haus mit grossem Grundstück. Im Feriendorf African Beach, wo ich vor zwei Tagen war, haben sie eine Wohnung, wo sie jeweils Badeferien am Meer machen. Die Mutter wohnt nun, nach fast fünfzig Jahren in der Schweiz wieder hier in Venosa und die Kinder, die teilweise in der Schweiz und teilweise in Italien leben, besuchen sie oft in den Ferien. In Italien bestehen Familien jedoch aus weit mehr Leuten. Brüder und Schwestern, Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen und so sind immer schnell viele Leute zusammen.
Als ich in Venosa ankam, sassen schon neun Leute im Garten und im Laufe des Abends kamen noch weitere hinzu. Das Herzstück dieser Familie bildet die Mutter, die alle umsorgt und immer schaut, dass alle zu essen und zu trinken haben. Diese Frau hat ein unglaublich grosses Herz und ist für mich der Inbegriff einer italienischen Mamma. Natürlich gab es ein grosses Essen, dazu viel Wein und Bier. Die Stimmung war prächtig und so brauchten wir schon ein paar Stunden dafür.
Gegen zehn Uhr abends (ich war natürlich schon ziemlich müde) wollten sie mir dann noch die Innenstadt von Venosa zeigen, was ich natürlich nicht ablehnen konnte. In typisch italienischer Manier fuhren wir mit dem Auto, mit runtergelassenen Fenstern und lauter Musik mitten ins Zentrum, wo an einem Samstagabend wie heute wieder hunderte, ja tausende von Passanten umherschlenderten und die vielen Strassencaffees füllten. Pure italienische Lebensfreude, überall ein "Ciao! Tutto a posto?"
So verstich natürlich die Zeit um Nu und als morgens um ein Uhr noch die Idee aufkam, man könne ja nun noch in eine Disco gehen, musste ich forfait erklären. Ich war einfach schon zu müde und wollte nur noch am Kissen horchen. So wurde auch dies wieder ein langer und bunt gefüllter Tag. Ich bin dankbar, solche lieben Leute zu kennen und solche Erlebnisse machen zu können. Das GPS sagt: 90 km., 5:14 Std., 1´010 Hm.
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