Montag, 18. Juli 2011
(35) Sassi di Matera
Die Kurzversion des heutigen Tags geht so: Ich fuhr mit dem Velo zum nächsten UNESCO-Weltkulturerbe, nach "Sassi di Matera". Alles andere kann man z.B. auf Wikipedia nachlesen, indem man einfach auf obigen Link klickt.
In meinem Blog will ich mich aber nicht kurz fassen, denn ich will ja meine Erinnerungen und Eindrücke festhalten, damit ich später wieder nachschlagen kann, was mich heute so bewegte. Deshalb nun die lange Version.
Seit ein paar Tagen plagen mich zunehmend Schmerzen in der Mitte der Fussballen und als ich heute morgen aufstehen wollte, zuckte ich vor Schmerz zusammen. Mein linker Fuss war ziemlich angeschwollen und ich konnte kaum gehen. Ich denke mir, diese Schmerzen kommen von den Strandlatschen, mit denen ich einige Kilometer durch Andria geschlendert bin, doch ich weiss es nicht so genau. Auf alle Fälle hatte ich ziemliche Zweifel, ob ich die über 120 Kilometer bis nach Matera mit einem halblahmen Fuss schaffen würde.
Ich dachte mir, dass ich mehr seitlichen Halt im Schuh brauche als bisher, damit ich beim Pedalieren mir die Füsse nicht so platt drücke. Deshalb schnürte ich die Schuhe heute ziemlich fest. Rechts war nur ein leichter Schmerz, doch links war es echt übel. Deshalb stellte ich den Sattel auch eine Spur tiefer, damit ich links nicht ins Pedal einklicken musste und so mehr mit der Mitte des Fusses treten konnte. Wie ein alter Mann stieg ich aufs Rad und fuhr los. Velofahren geht schon mal einiges besser als laufen...
Zuerst führte meine Strecke meist leicht abwärts bis in die Nähe von Potenza, wo dann der Anstieg des Tages, auf etwas über 1'000 Metern über Meer anstand, wobei etwa 500 Höhenmeter zu überwinden waren. Das ging recht gut, doch Pinkelpausen oder Fotohalte waren noch immer äusserst schmerzhaft.
Danach führte die Strecke zwar wellig doch meist leicht bergab, was ich natürlich super fand. Ich befand mich heute in einer der Kornkammern von Italien. Abgemähte Felder, soweit das Auge reicht. In "Tricarico" wollte ich eigentlich einen Mittagshalt machen, was ich dann jedoch verwarf, weil ich einfach nicht vom Bike weghumpeln wollte. Das ist ja doppelt bescheuert. In der Hitze dieser Gegend Velo zu fahren und dann noch kaum gehen zu können. So fuhr ich weiter und machte nur bei Bars Halt, die direkt an meinem Weg lagen.
Was ich durchaus auch einmal erwähnen darf ist, dass der Wind heute mein Freund war. Meist wehte er seitlich von hinten was ich wirklich zu schätzen wusste. Je weiter herunter ich kam, desto heisser wurde es natürlich und am tiefsten Punkt des Tages, auf etwa 80 Meter über Meer, war es wie wenn man die Türe des Backofens öffnet. Heftig heiss!
Auch deswegen fand ich es nicht lustig, dass die alten Italiener ihre Ortschaften immer auf Hügel bauen mussten, denn so muss man zum Schluss immer wieder berghoch fahren. So auch heute, denn Matera liegt ziemlich genau 400 Meter über Meer.
Ich erinnerte mich nicht mehr wirklich, weshalb man Matera gesehen haben muss und die ersten paar Kilometer kreuz und quer durch den Ort fand ich ziemlich unspektakulär. Natürlich waren mir die vielen Schilder nach "Sassi" nicht entgangen, doch mit dem Wort an sich konnte ich noch nichts anfangen. Da aber viele "B&B"-Schilder nach Sassi zeigten fuhr ich zwangsläufig in die Richtung und nach ein paar Hausecken öffnete sich mir die grandiose Aussicht auf diese alte (Höhlen-)Stadt (siehe Tagesbild).
Sassi wurde sehr aufwändig restauriert, überall gibt es kleine Restaurants, Hotels, B&Bs und viele kleine Künstlerwerkstätten. So dachte ich mir, dass ich da wohl eine Unterkunft kriege, doch die Preise waren exorbitant. Nachdem ich kein Angebot unter 68 Euro für ein Bed&Breakfast finden konnte, entschied ich mich wieder hoch in die Stadt Matera zu fahren und da nach etwas günstigerem zu suchen.
Das war auch nicht so einfach, doch irgendwann stand ich vor dem Albergo Italia, betrat die Eingangshalle und wurde von einer älteren Dame ganz nett willkommen geheissen. Sie hätte nur Doppelzimmer, die eigentlich ab 75 Euro kosten würde. Als Einzelzimmer würde sie mir eines davon für 70 Euro vermieten. Ich war etwas enttäuscht und gab ihr zu verstehen, dass mir das zu teuer sei. Sie fragte nach, von wo ich mit dem Velo denn hergereist sei und auf die Antwort "da la Svizzera" nickte sie anerkennend und fragte, was ich denn maximal zahlen würde. Hmmm... Ich sah das WiFi-Internet-Logo und auch sonst machte alles einen propperen Eindruck. Ich dachte mir, dass sie 50 Euro beleidigen würden und sagte deshalb "60 Euro". Sie lächelte herzig und nickte. Das Velo könne ich gleich in ihre Garage, neben das Auto stellen. Sehr gut! Ich gab ihr meine ID und sie mir den Zimmerschlüssel 101.
Als ich mit dem Gepäck in der Hand hereinkam winkte sie mir nocheinmal zu und wollte den Schlüssel zurück. Sie gäbe mir Zimmer 108, denn von da hätte ich eine schöne Sicht auf Sassi. Ist ja reizend, dachte ich. Da ich für eine Etage aus Prinzip nicht den Lift nehme, betrat ich den schönen Treppenaufgang wo ein paar Fotos hingen und auf einem davon erkannte ich sofort Mel Gibson, den Schauspieler, neben ihr. Gibt's ja nicht... Weitere Fotos zeigten andere Berühmtheiten und irgendwie fand ich die Sache mittlerweile sehr speziell. Im Zimmer 108 öffnete ich natürlich sofort die Festerläden und schaute nach draussen (Bild links). Nicht schlecht, Herr Specht!
Nach der Dusche schaute ich meinen lädierten Fuss an. Die Schmerzen sind im Tagesverlauf glücklicherweise geringer geworden und auch die Schwellung bildet sich langsam zurück. Dies erlaubte mir dann noch etwas Sightseeing in dieser schönen Stadt. Was für ein Tag! Das GPS sagt: 139 km., 6:36 Std., 1'530 Hm.
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