Donnerstag, 28. Juli 2011
(45) zwei Hügel und dann ans Meer
Das Hotel war wirklich alt und schäbig doch um halbwegs gut zu schlafen hat es gereicht. Etwas überrascht war ich heute Morgen dennoch, als der Hotelier für ein Brioche und einen Cappuccino zusätzliche fünf Euro wollte. Netterweise sagte er das vorher und fügte gleich an, dass ich dies in der Caffetteria nebenan günstiger erhalten würde, so dass es mir nicht schwer fiel, dankend zu verzichten. Es gibt Leute, die wollen einem einfach nichts verkaufen...
Ich fuhr dann jedoch zuerst aus Caserta heraus, bis ich im nächsten Dorf bei einem kleinen Lebensmittelgeschäft einen Frühstückshalt einlegte. Ich kaufte ein Jogurt, einen halben Liter Milch, ein frisch zubereitetes Schinken-/Käsebrot und eine grosse Flasche Mineralwasser, was insgesamt 3 Euro 80 kostete.
Es folgte eine kleine Kuppe mit nachfolgender Abfahrt und dann einige flache Kilometer in Richtung der ersten Berge. Das Wetter war heute sehr stark bewölkt und in den Hügeln hingen schwere Regenwolken, so dass ich förmlich damit rechnete, nun nach über einem Monat Trockenheit wieder einmal die Regenjacke benutzen zu müssen. Ich packte zur Sicherheit schon mal die Lenkertasche in eine der wasserdichten Seitentaschen und die Regenjacke oben drauf.
Die Strasse hoch zum "Monte Maggiore" wurde schmaler und schmaler und ich befürchtete schon bald, dass der Asphalt enden und eine Schotterstrasse weiterführt, doch dem war nicht so. Auch der Regen schien andere Wege zu nehmen, so dass ich nur nass vom Schwitzen und nicht vom Regen wurde. Auf 750 Metern über Meer war dann der höchste Punkt erreicht und nebst ein paar Häusern gab es auch einen schönen kleinen Platz, von dem man scheinbar eine gute Aussicht hätte geniessen können, doch heute war ausser weissgrauen Wolken nichts zu sehen.
Auf der nachfolgenden Abfahrt wurden dann die Strassen nass und ich dankte Petrus, dass er es vorher hatte regnen lassen und ich verschont geblieben bin. Nach einem kurzen flachen Stück stieg meine Route ein zweites Mal an, wobei ich gerade um die Mittagszeit in den recht hübschen Ort "Teano" kam. In den engen Innenstrassen habe ich mich dann etwas verfahren, weil meine Streckenplanung stets in falscher Richtung durch Einbahnstrassen wollte und bei den engen Platzverhältnissen sollte man das dann doch bleiben lassen. Ich fand kein passendes Restaurant, doch bei einem kleinen Platz gab es einen Mini-Mercato und gleich daneben ein Früchte- und Gemüseladen. So kaufte ich etwas Brot, eine Flasche Fanta, drei Pfirsiche und fünf Pflaumen und picknickte auf einer Parkbank.
Der zweite Berg hiess dann "Rocca Monfina" und führte mich auf knapp 800 Meter über Meer. Ab etwa 600 Metern über Meer enden die Hasel- und Baumnussanbaugebiete und man fährt lange Zeit durch kultivierte Edelkastanienwälder, was sehr schön anzusehen ist. Hier musste es sehr stark geregnet haben, denn immer wieder wurde Laub, Erde und Steine quer über die Strasse gespült und blieb da liegen. Ich musste ziemlich langsam bergrunter fahren, denn erstens wollte ich nicht total dreckig werden und zweitens ist der dadurch rutschige Untergrund ideal um sich ungewollt hinzulegen.
Als sich der Wald lichtete sah ich in das schöne Tal des "Suio". Die Abfahrt ins Tal war steil und brachte die Bremsen zum glühen. Die nachfolgende Fahrt entlang des Suino in Richtung Meer dahingehend interessant, dass man an bestimmt zehn Thermalbädern mit Hotels oder Sanatorien vorbeikommt und auch an einer Mineralwasserfabrik.
Ich dachte eigentlich, dass ich nun bald ans Meer komme, doch es zog sich noch ziemlich hin und so brauchte ich noch zwei Pausen in Bars, wo ich mich mit Coca Cola wieder aufpeppte. Kurz vor "Formia" war es dann endlich soweit und ich kam an die Küste.
Ein Strandbad reihte sich an das andere, doch es war fast nichts los, denn noch immer war es stark bewölkt, am Meer windete es wie immer und die Temperatur war kaum bei 25° Grad. Es gab da wieder die bekannten Ferienhaussiedlungen und auch ein paar Hotels, doch ich dachte mir, dass mir das zu öde ist und ich lieber im Ortskern ein Hotel suche. Ich habe dann Formia aufgekreuzt und nichts gefunden. Dann dachte ich, dass es wohl entlang der Küste Hotels gibt, doch das war auch eine Fehleinschätzung, denn da gab es nur viele prächtige Villen und kein Hotel.
So ging es weiter bis zum Ortseingang von "Gaeta" einer auf einer Landzunge gebauten, alten Stadt. Gleich am Ortseingang gab es ein Hotel-Infoschild, doch darauf waren nur sieben Hotel aufgelistet. 2x 2 Stern, 3x 3 Stern und 2x 4 Stern. Ich versuchte es zuerst bei den Zweisternhotels, wobei ich das erste gar nicht finden konnte. Irgendwie fuhr ich im Kreis, doch ein Hotel war nicht zu sehen. Langsam war ich müde und genervt.
Dann versuchte ich es beim zweiten Zweisternhotel, welches ich tatsächlich auch finden konnte. Ausgebucht. Auf dem Weg zu einem Dreisternhotel fuhr ich direkt an einem Viersternbunker vorbei. Fragen kostet nichts. Stimmt. Für das Einzelzimmer wollten sie aber 110 Euro, worauf ich dann doch dankend ablehnte.
Beim Dreisternhotel Serapo schien ich mehr Glück zu haben. Ja, sie hätten noch ein Einzelzimmer, für 60 Euro. Ich war müde und wollte endlich unter eine Dusche, also sagte ich zu. Der Mann an der Reception nahm mir meine ID ab und meinte, dass ich doch schon mal das Velo in den Innenhof stellen und mit dem Gepäck wieder herkommen solle. Er mache in der Zwischenzeit die Papiere bereit und zeige mir dann das Zimmer. Als ich dann wieder vor der Theke stand, legte der nette Mann einen Dackelblick auf, entschuldigte sich und sagte, dass sie leider nur noch ein Doppelzimmer frei hätten und er mir dieses statt für 120 für 80 Euro geben könne. Ich fühlte mich voll betrogen und er konnte froh sein, dass ich kaum italienisch sprechen kann, sonst hätte ich ihm meine Meinung gesagt. Ich überlegte mir ernsthaft ob ich Nein sagen und mich wieder auf die Suche machen soll, doch ich war wirklich fertig. Zähneknirschend unterschrieb ich das Anmeldeformular, liess mich aufs Zimmer begleiten und kochte innerlich. Dieser Scheisskerl!
In solchen Situationen hilft es, wenn ich lange dusche, mich rasiere und auch sonst etwas pflege. Viel Zeit hatte ich jedoch nicht, denn ich wollte vor Einbruch der Dunkelheit noch ein paar Eindrücke von der Altstadt von Gaeta gewinnen und Hunger hatte ich auch. Was für ein Ferienstress!
Ich fand einen kleinen Imbiss, der fünf verschiedene Sorten Pasta und etwa gleichviel verschieden Pizza anbot. Das war genau das Richtige für mich. Zuerst Pasta, dann Pizza und dazu eine grosse Flasche Bier, danach fühlte ich mich besser. Bis ich dann im Bett war, war es nach 23 Uhr... Das GPS sagt: 122 km., 6:50 Std., 1´680 Hm.
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