Dienstag, 17. März 2020
politischer Bankrott

Bevor ich mir auf die Zunge beisse, lasse ich hier doch noch ein paar Gadanken zu der Corona-Politik und der bundesrätlichen Erklärung von gestern Montag los. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass ich ein Laie, ohne medizinisches oder sonstwie themenspezifisches Wissen bin. Ich habe mich mit dem Corona-Virus bisher auch nicht sonderlich auseinander gesetzt oder mich dazu online schlau gemacht. Alles was jetzt kommt, ist also auf Stammtisch-Niveau anzusiedeln. 😏
Ich finde es schlicht ungeheuerlich, wie hier Bürgerrechte eingeschränkt werden und ein (temporäres) Arbeitsverbot über ganze Berufsgruppen ausgesprochen und durchgesetzt wird. Wie diese Kleinstunternehmer wie Coiffeure, Masseure, Physiotherapeuten, Gastrobetriebe und viele andere finanziell überleben wollen, bleibt dabei völlig unklar. Es wird zwar von "unbürokratischer Hilfe" und einem Fond von 10 Milliarden Franken gesprochen, doch wie man da rankommt und in welchem Zeitraum die finanzielle Unterstützung auch wirklich ausbezahlt wird, bleibt bislang völlig offen. "Das wird in den nächsten Tagen definiert" (klingt nicht sehr unbürokratisch). Ganz abgesehen davon, dass nicht wenige Kleinstunternehmer dieses Arbeitsverbot finanziell schlicht nicht überleben und es völlig unklar ist, wie sie nach diesem "Corona-Lock-Down" weiterlexistieren können. Da nützt dann auch eine begrenzte Ausfall-Entschädigung nicht viel.
Am allermeisten auf den Senkel geht mir jedoch die Entmündigung der Bürger. Menschen über 70 erleben derzeit ein faktisches Ausgehverbot. Das verbieten von Ansammlungen über 15 Personen ist ein faktisches Versammlungsverbot und so können sich auch Gegner dieser Entscheidungen nicht organisieren ohne gleich in die Illegalität abzurutschen. So wird ein Meinungsmonopol durchgesetzt.
Mit diesen bundesrätlichen Anordnungen wird dem Bürger jedes Gefühl von Eigenverantwortung abgesprochen. Es wird uns signalisiert, dass wir alle so doof sind, dass wir uns ohne Befehl von Vater Staat nicht verantwortungsvoll verhalten und dass wir deshalb sogar genaue Anleitungen zum Händewaschen brauchen. Aus nützlicher Information wird so Polit-Willkür. Das gehört sich so nicht und ist ein Vertrauensbruch der Regierung, ihren Bürgern gegenüber.
Dass die Politik im Dunkeln steht und einfach irgendwelchen Aktionismus betreibt, lässt sich auch an der täglichen Anzahl von Tests ableiten. Man spricht von einer "Epidemie", ist aber nicht in der Lage mehr als 2'500 Tests pro Tag durchzuführen/auszuwerten. Das ist leider kein Witz! Wie will man denn bei so einer bescheidenen Anzahl an Tests überhaupt wissen, ob es eine Epidemie ist? Bei dieser Testrate würde es ja 3'400 Tage (etwa 9 Jahre) dauern, bis alle Einwohner der Schweiz getestet wären. Es ist einfach unglaublich...
Und nun noch so eine unfundierte Rechnung: Bei 8'500'000 Einwohnern sterben bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren jeden Tag etwa 290 Menschen. Stand heute, sind in der Schweiz bisher 21 Menschen am Corona-Virus gestorben. Und das seit Ausbruch dieser "Epidemie". Selbst wenn alle am heutigen Tag gestorben wären, so läge der Anteil an Corona-Toten immer noch unter 10% aller Sterbenden. Und zudem heisst es über die Corona-Toten: "Alle Verstorbenen galten wegen ihres Alters und weiterer vorliegender Erkrankungen als Risikopatienten." Es wird also eher vermutet, dass diese Personen am Corona-Virus gestorben sind, als dass man es genau weiss. Erwiesen ist jedoch, dass noch kein gesunder Mensch unter 50 Jahren am Corona-Virus erkrankte und folgedessen verstarb (zumindest nicht in der Schweiz).
So... genug ausgekotzt. Ich hoffe einfach, dass diese Anordnungen/Beschränkungen und "ausserordentlichen Massnahmen" wirklich nur von zeitlich beschränkter Dauer sind und nach der "Corona-Krise" rückgängig gemacht (und die erzeugten Kollateralschäden so weit wie möglich bereinigt) werden.
Kommentare
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Ferdi Strickler am :
Da bin ich ganz deiner Meinung, du sprichst mir aus dem Herzen. Deine Beispiele finde ich sehr anschaulich und überzeugend, deine Argumente sind mindestens "gehobenes Stammtisch" Niveau.
Patrick am :
Beat, der Bundesrat geht die Sache meiner Meinung nach viel zu zögerlich an. Gerade weil wir nicht schnell genug testen können, gehört jeder nach Hause. Die Wirtschaft lässt man aber im Moment noch munter weiter arbeiten. Viel Lob kann ich da nur Konzernen wie der Rolex aussprechen, die den Laden für die nächsten paar Wochen bereits dicht gemacht haben und alle Mitarbeiter nach Hause geschickt haben. Vontobel, der Arbeitgeber meiner Frau, hat lange vor der bundesrätlichen Home-Office Empfehlung, ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt. Als tägliche Pendlerin und Risikoperson, macht meine Frau ihre Arbeit nun auf unbestimmte Zeit zu Hause. So wie ich die Situation einschätze, wird sie wohl bis in den Sommer oder Herbst im Home-Office sein.
All die Massnahmen haben ja nur eines zum Zweck, unsere Spitäler vor dem Kollaps zu bewahren, damit uns nicht die gleichen Zustände wie in Italien widerfahren. Unsere Intensivstationen haben eine sehr limitierte Anzahl Betten. Wir haben 82 Intensivstationen mit etwa 1000 Betten und rund 750 Beatmungsgeräten. Es ist zu erwarten, dass dies in den kommenden Wochen bei weitem nicht ausreichen wird. In Italien ist dies bereits der Fall. Ärzte müssen eine Triage machen und nur jene, die die besten Überlebenschancen haben, werden mit lebensrettenden Massnahmen behandelt. Diese Situation versucht man mit allen Mitteln zu verhindern. Aus diesem Grund darf man beispielsweise in Spanien und Italien nicht mehr Biken gehen. Hat man einen schweren Sturz mit dem Bike, kann man unter Umständen nicht mehr im Notfall aufgenommen werden, oder man besetzt ein Bett, welches ein Corona-Patient dringend brauchen würde. Es wird für jeden einzelnen von uns hart, aber nur wenn wir für eine Weile auf gewisse Freiheiten verzichten, kommen wir da durch.
Beat am :
Hallo Patrick
Es ist doch einfach seltsam, dass ein Land wie die Schweiz, welches sich rühmt in Pharma-Belangen zur Weltspitze zu gehören, nicht mehr Tests durchführen kann.
Auch bezweifle ich, dass in Spanien und Italien täglich Biker so schwer stürzen, dass sie in signifikanter Anzahl Intensivbetten belegen. Da müsste man wohl eher den motorisierten Individualverkehr verbieten. Bei dieser Massnahme geht es wohl eher darum, grössere Gruppenbildungen zu vermeiden. Gerade in Spanien sind im Frühjahr tausende von Radfahrern um Formaufbau zu betreiben. Ich war im März 2007 auch mal eine Woche in so einem Velo-Hotel auf Mallorca, wo etwa 1'000 Radfahrer jeden Tag in Gruppen eingeteilt wurden und dann auf Trainingsfahrt gingen.
Interessant wird es nach dieser "Corona-Krise" werden, wenn man die zwei Ansätze von England und Kontinetaleuropa vergleichen kann. Ich mag Boris Johnson eigentlich nicht, doch sein Ansatz (möglichst keine wirtschaftlichen Eingriffe, Immunisierung der Gesellschaft durch Ansteckung), dürfte in hiesigen Medien durchaus auch einmal diskutiert werden. Nur scheint mir im Moment, dass niemand das will, damit nicht unnötige Fragen auftauchen.
Ich möchte hier eigentlich keine grosse Corona-Diskussion führen. Ich, und ich glaube wir alle, wissen derzeit einfach viel zu wenig und deshalb prallen hier einfach Ansichten und Meinungen aufeinander. Jeder darf seine Meinung haben (und auch kundtun), doch auf Basis von Meinungen lässt sich einfach schlecht diskutieren. Oder man kann endlos diskutieren, ohne dass jemand von seiner Meinung abrückt.
Wie auch immer. Zum jetztigen Zeitpunkt ist es irgendwie müssig, über die bundesrätlichen Entscheidungen zu debatieren. Man soll diese so gut wie möglich umsetzen und das Beste hoffen. Mehr kann man nicht tun.