Vier Tage ohne Blogeintrag ist eher lang und natürlich hat das seinen Grund. Wie am Ende des letzten Eintrags angesprochen, habe ich mich Ende der letzten Woche erkältet. Es begann mit Schluckbeschwerden, dann kam eine tropfende Nase dazu und irgendwann noch ein Husten. Husten? Nicht gut! Gar nicht gut! Hat mich jetzt das Coronavirus erwischt? 🤔...
Natürlich bin ich selber schuld. Ich hätte mich schon längst impfen lassen können. Wenn das nun tatsächlich COVID19 ist, ich schwer erkranke, im schlechten Fall auf der Intensivstation lande und später unter Long-Covid leide, dann habe ich Ignorant dies nicht besser verdient. Als Egoist und Mensch ohne jegliche Solidarität hätte ich unter Umständen einem schwer herzkranken Patient das letzte Intensivbett weggeschnappt, dieser hätte nicht operiert werden können und wäre nur wegen mir gestorben. Maximalschuld! Quasi willentlich herbeigeführter, indirekter Mord. Nur weil ich mich nicht impfen liess... Deshalb besser einfach mal die Klappe halten und abwarten, wie sich die Sache entwickelt.
Nun, eine knappe Woche später, ist es ausgestanden. Es war wirklich nur eine klassische Erkältung. Glück gehabt! 😇
Die obige Beschreibung zeigt, in welchem Dilemma wir -bisher noch- Ungeimpften mittlerweile stecken. Seit Monaten wird tagtäglich medial auf uns eingedroschen. Impfen ist der Königsweg aus der Pandemie! Natürlich anerkennt man eine kleine Gruppe von Menschen, die sich nicht impfen lassen kann, doch alle anderen sollten dies -möglichst schnell- tun. Erstens zum eigenen Schutz und zweitens zum Schutz der Mitmenschen. Wenn mehr als 80 oder 90 Prozent der Bevölkerung geimpft ist, wird das Virus keine Träger mehr finden und somit verhungern und verschwinden. So der politisch und wissenschaftlich gestützte Plan, Wer das bis jetzt noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Der ist einfach dumm, bildungsfern, ignorant, unsolidarisch und gefährdet bewusst das Leben Anderer. Der ist ganz einfach ein schlechter Mensch!
Tja...
Aktuell sind in der Schweiz etwa 60 Prozent geimpft. Wir sind also noch weit vom angestrebten Ziel entfernt und deshalb muss der Druck auf die Impfmuffel erhöht werden. 3G ist die neue Zauberformel. Geimpft, Genesen, Getestet. Wobei: Getestet ist schon grenzwertig. Tests kosten recht viel und wer heute negativ getestet wurde, kann morgen schon positiv sein. Eigentlich wird 2G, also Geimpft oder Genesen angestrebt. Nur das bietet wirklich Schutz. Solange sich weiter Menschen mit COVID infizieren, solange besteht die Gefahr, dass das Virus weiter mutiert und das ist insofern besorgniserregend, da somit auch eine Mutation auftreten könnte, die den bisherigen Impfschutz durchbricht und das würde uns als Gesellschaft wieder zurück auf Feld eins werfen. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden. Deshalb muss der Druck auf die Zögerer und Impfunwilligen kontinuierlich erhöht werden.
Als erstes wurde ein (digitales) Impfzertifikat eingeführt, dann wurden die Testkapazitäten reduziert (das war wohl zu einfach) und seit zwei Wochen darf man nur noch mit Zertifikat in ein Restaurant, Museum, Zoo, eine Bibliothek oder in ein Fitnessstudio. Seit Beginn dieser Woche wurde auch das Reisen weiter eingeschränkt. Erstmals muss man nun bei der Einreise in die Schweiz nachweisen können, dass man Corona-frei ist. Wer also ungeimpft (oder genesen ohne Zertifikat) ist, muss sich am Tag der Einreise und vier Tage danach erneut testen lassen. Ab Oktober sollen die Tests kostenpflichtig werden, währenddem die Impfung gratis bleibt.
Es gibt keine vernünftigen Argumente gegen die mRNA-Impfung. Auch wenn kein Hersteller irgendeine Garantie übernimmt und auch wenn dies der allererste Impfstoff mit dieser mRNA-Technik ist. Seit Anfang Jahr wurden COVID-mRNA-Impfstoffe weltweit milliardenfach verspritzt. Der Schutz vor einer ernsthaften Corona-Erkrankung wird bis gegen 90 Prozent erhöht und Impf-Nebenwirkungen sind nur mariginal aufgetreten. Also: DIE LÖSUNG! Impfen lassen! Sofort!
Warum ich mich bisher nicht impfen liess? Muss oder soll ich mich hier rechtfertigen? Kann ich mich überhaupt rechtfertigen? Hmmm... 🤔
Eigentlich habe ich diese Diskussionen satt. Am einfachsten würde ich mich impfen lassen. Das wäre wohl für alle Anderen und auch für mich das Allerbeste. Zweimal kurz piksen lassen und Thema abhaken. Klappe zu, Maus tot! Einer nächsten Erkältung könnte ich so entspannter entgegensehen und mit einem Impfzertifikat könnte ich sogar über Ferien im Ausland, wie eine nächste Bikereise in Italien, nachdenken. Win-Win!
Und trotzdem zögere ich. Ohne wirkliche Gegenargumente... Dann halt der Versuch einer Annäherung.
Seit eineinhalb Jahren schlagen wir uns nun mit COVID-19 herum. In diesen 18 Monaten mutierte das Virus schon vier oder fünf Mal und jedesmal wurde es als agressiver und ansteckender beschrieben. Trotzdem wurden in diesen 18 Monaten nur knapp 10 Prozent der Bevölkerung mit COVID-19 infiziert. Wenn das so weitergeht, würde es ja noch über zehn Jahre dauern, bis sich jeder einmal damit angesteckt hat. Das klingt für mich jetzt nicht nach hochansteckend. Und so gesehen bleibt auch Zeit für bessere Behandlungsmethoden oder die Entwicklung von Medikamenten.
Von den bisher 820'000 Infizierten sind 11'000 verstorben. Etwa 10'000 davon waren über 70 Jahre alt, die restlichen 1'000 unter 70. Der allergrösste Teil der Verstorbenen litt unter Vorerkrankungen. Diese Personen waren also schon geschwächt, als sie sich das Virus eingefangen haben (oder vielleicht haben sie es sich auch nur deshalb eingefangen). Die meisten gesunden Menschen entwickeln nach einer Infektion einen milden, grippe-artigen Verlauf, mit ein bis zwei Wochen Beschwerden. Das mag schmerzhaft und unangenehm sein, doch das würde ich wegstecken und somit in Kauf nehmen. Bleibt noch das Thema Long-Covid. Darüber wird viel Schreckliches geschrieben, doch anscheinend gibt es keine klaren Kriterien dafür und deshalb werden auch keine statistischen Zahlen erhoben. Die Vermutung, dass jede zehnte Infektion zu Long-Covid führt ist wohl deutlich zu hoch gegriffen.
Ich kann nicht wirklich gut rechnen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass ich a) infiziert und b) daran sterben werde, erscheint mir doch als sehr, sehr klein. Also warum genau soll ich mir ein neuartiges Impfserum spritzen lassen? Um die kleine Wahrscheinlichkeit noch kleiner zu machen? 🙄
Es werden drei Argumente für das Impfen ins Feld geführt, welche mich zumindest emotional doch nicht ganz kalt lassen. Erstens: Wer sich impft, schützt die Spitäler und das Gesundheitswesen vor Überlastung (weil das Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf extrem minimiert wird). Zweitens: Wer sich trotz Impfung infiziert, trägt eine viel kleinere Virenlast in sich und kann so kaum noch andere Menschen anstecken. Und Drittens: Diese Pandemie kann nur gemeinsam bekämpft werden. Die Minderheit der Impfverweigerer gefährdet also die Gesundheit und Bewegungsfreiheit aller geimpfter Personen (also der Mehrheit) und verhält sich deshalb unsolidarisch.
Ich höre das alles... doch allein, mir fehlt der Glaube. Ich bin ein Zweifler, ein Zögerer, ein Unentschlossener. Ich höre und lese zwar vieles, doch ich habe keine wirklich eigene Meinung dazu. Ich werde einfach misstrauisch, wenn sich Einheitsmeinungen breit machen und Vielfalt unterdrückt wird. Ich hänge auch nicht sonderlich an diesem Erdenleben. Da mach ich mir mehr Sorgen um mein Umfeld oder um Dritte. Und deshalb treffen mich auch diese Anschuldigungen von wegen Egoist und Solidaritäts-Verweigerer. Das will ich nicht sein, doch in diese Rolle werden alle, die sich bis jetzt nicht impfen liessen, gedrängt.
Hmmm... Irgendwann kommt wohl der Tag, wo ich mich aus lauter Bequemlichkeit (und dem Wunsch zu den Guten zu gehören) für die Impfung entscheiden werde. Doch noch ist dieser Tag nicht gekommen. Es wird demzufolge noch nicht der letzte Corona-Beitrag gewesen sein.