Freitag, 3. Juli 2020
déjà vu

Seit Mitte Juni klicke ich immer wieder auf die Reisebeiträge von "vor genau 9 Jahren". Das war eine spannende Zeit und eine interessante Reise. Die ursprüngliche Idee damals war, dass ich mich nach der Aufgabe meines bisherigen Bürojobs von alten Denkmustern befreie und "in mich gehen" wollte um herauszufinden, was ich zukünftig tun will. Die Radreise durch Italien sollte mir den nötigen Abstand vom alten Berufsleben verschaffen und somit Raum für neue Ideen eröffnen.
Wenn ich daran zurückdenke, muss ich immer irgendwie schmunzeln. Ich bin damals, in diesen zwei Monaten, sehr viel Rad gefahren... das "in mich gehen" oder "neue Ideen finden" hat nicht funktioniert. Es war ein "unterwegs sein", ohne je irgendwo anzukommen. Es ging einfach immer weiter, von Tag zu Tag, bis ich dann wieder zuhause war. Nach meiner Rückkehr brauchte ich weitere vier Monate, bis ich mich für die Selbständigkeit als Rikschafahrer entschieden habe. Aktuell befinde ich mich nun also in der 9. Saison und momentan fühlt es sich so an, wie wenn dieser Lebensabschnitt nun langsam zu Ende geht...
Die Gründe sind vielfältig. Hauptsächlich liegt es natürlich an mir selbst. Ich bin schlicht zu wenig zielstrebig und ehrgeizig. Hinzu kommen externe Gründe wie z.B. sehr gute und günstige öffentliche Verkehrsmittel. Oder die neuen Mobilitätsangebote wie Leihräder, Leih-E-Bikes und vor allem Leih-E-Scooter, die die Stadt in den letzten Jahren geflutet haben und gerade bei jungen Menschen grossen Anklang finden. Dann wäre da noch die Scham von vielen Menschen die es nicht ertragen, dass sich jemand direkt vor Ihnen für Ihre Bequemlichkeit abstrampelt. Zudem bin ich neun Jahre älter geworden und mit 56 (oder schon bald 57) wird man körperlich auch nicht fitter.
Und dann kommt 2020 das Corona-Virus... Lock-Down, keine Firmenevents mehr, kaum noch gebuchte Stadtrundfahrten, viel weniger Hochzeitsfahrten ... tja ... in einer Rikscha kann man schlecht Abstand halten... ein bescheiden funktionierendes Geschäftsmodell wird so zum Verlustgeschäft. Das ist nicht nur unbefriedigend, sondern auf Dauer schlicht nicht halt- respektive finanzierbar.
Und deshalb habe ich eine Art "déjà vu" des Jahres 2011. Wieder frage ich mich: "Womit will ich zukünftig meinen Lebensunterhalt verdienen?"
Und selbstredend sind die Möglichkeiten nicht grösser oder besser geworden. Gerade in der aktuellen Witschaftslage. Zumal über 55jährige mit "kurvigem" Lebenslauf und ohne Spezialwissen eh schlechte Karten haben. Hmmm... da braucht es wirklich eine gute Idee.
Glücklicherweise neige ich nicht zu Depressionen. Ich sehe das Glas halb voll und auch in Krisen eröffnen sich Chancen. Es ist nicht "das Ende" sondern einfach ein weiterer Umbruch oder Übergang. Noch habe ich keine Ahnung, in welche Richtung die Reise weitergeht. Nur, dass es weitergeht. Irgendwo wird eine neue Türe aufgehen...
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