Donnerstag, 2. Juli 2020
Corona - noch nicht vorbei
Vor zwei Wochen wurden weitere Lockerungsschritte vollzogen und man dachte, dass man sich einer neuen Normalität annähere. Das Notrecht wurde aufgehoben und somit liegt die Bekämpfung der Corona-Pandemie nun hauptsächlich in den Händen der Kantonsregierungen (und nicht mehr beim Bund). Klarerweise hat der Bund Vorgaben gemacht, doch verantwortlich für die Umsetzung sind nun -wie im normalen politischen Prozess- die Kantone. Für viele Bereiche ist dies sinnvoll, es gibt aber auch kantonsüberrgreifende Themen, wie zum Beispiel der öffentliche Verkehr, wo es dann schwieriger wird.
Wenn man sich die lokale Situation in und um Zürich angesehen hat so kriegte man den Eindruck, als sei nun alles vorbei. Es waren wieder viele Menschen auf den Strassen zu sehen, Gruppen bildeten sich und fast niemand trug eine Hygienemaske. Auch das Nachtleben kam wieder in Gang, Kinos, Bars und Nachtclubs wurden wieder geöffnet und die Polizeistunde abgeschafft. All diese Betriebe mussten ein Schutzkonzept vorlegen und maximale Besucherzahlen wurden für jeden Betrieb festgelegt.
Aber... Nach diesen Lock-Down-Monaten hatten sehr viele Leute Nachholbedarf. Es war sommerlich warm, alle waren gut gelaunt und wollten endlich wieder Party machen. Klar, dass dabei Abstands- und Hygieneregeln schnell in den Hintergrund tretten. Und so kam es, wie es kommen musste. Gleich in mehreren Nachtclubs haben sich Menschen infiziert. Die Fallzahlen steigen nun rasch wieder an und die Politik reagiert aufgeschreckt. Schon wird von einer anrollenden, zweiten Welle gesprochen und obwohl man diese natürlich verhindern will, weiss niemand so genau, wie man dies auch tatsächlich realisieren kann.
Ein erneuter Lock-Down scheint unrealistisch. Viel zu teuer und viel zu wirtschaftsfeindlich. Das kann man sich nicht mehrfach leisten. Ausserdem setzt man derzeit auf Contact-Tracing was soviel bedeutet wie, dass man alle Kontakte der Neuinfizierten ermitteln und in eine Quarantäne stecken will, bis sie die Krankheit ausgestanden haben. Doch dieses Contact-Tracing hat Grenzen. Sollte die Fallzahl sehr gross werden, so gibt es einfach nicht entsprechend grosse Ressourcen um alle Betroffenen aufzuspüren und "aus dem Verkehr zu ziehen".
A propos Verkehr: Es wurde -vor allem von Medien- immer wieder angemäkelt, weshalb es keine Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr gibt. Gerade in Stosszeiten ist Abstandhalten eine Illusion und in Bahn, Bus oder Tram sind meist viele Menschen auf engem Raum. Da kann rasch eine infizierte Person viele andere Menschen anstecken. Obwohl der Bundesrat das Maskentragen im ÖV empfohlen hat, scheint die Botschaft nicht anzukommen, denn weit über 90% tragen keine Maske. Darauf hat der Bundesrat nun reagiert und ab kommenden Montag, 06.07.2020, gilt eine allgemeine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln. Diese Massnahme ist verständlich, obwohl es bisher noch keine bestätigten Berichte von Massenansteckungen in öffentlichen Verkehrsmitteln gegeben hat.
Die Situation in Discotheken und Nachclubs wird nun noch genauer betrachtet. Eigentlich will man diese Geschäftsbereiche nicht wieder schliessen, doch sollte es erneut zu Infektionsherden kommen, hat man wohl nicht mehr viel andere Optionen.
Wir, also die Schweizer Gesellschaft, befindet sich momentan in einem ernüchterten Zustand. Wir alle sind froh, dass wir die "erste Welle" relativ glimpflich überstanden haben und wünschten uns, dass es nun vorbei ist und das Virus langsam aber sicher verschwindet. Dem ist aber nicht so. Die erneut steigenden Fallzahlen zeigen uns, dass wir -wohl oder übel- mit diesem Virus längerfristig leben müssen. Vermutlich so lange, bis entweder ein Impfstoff verfügbar oder eine gewisse Herdenimmunität erreicht ist. Doch beides kann noch Jahre dauern... keine schöne Perspektive.
Und ja, für mein kleines Rikschageschäft hat das verheerende Konsequenzen. Meine Umsatzzahlen sind im Vergleich zu 2019 um 90 Prozent eingebrochen. Die verbleibenden 10 Prozent reichen nicht annähernd um die laufenden Kosten zu decken. Von einem Lohn ganz zu schweigen. Dabei sollte nun, im Sommer, absolute Hochsaison sein....
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