Mittwoch, 9. Juni 2021
warten für Fortgeschrittene
Heute Nachmittag musste ich mit meiner Mutter ins Universitätsspital zu einer Nachkontrolle für ihr linkes Auge. Vor fast zwei Monaten löste sich bei ihr die Netzhaut des Auges ab, was sie erst nicht bemerkte und dann ignorierte. Erst als sich das Auge zu entzünden begann konsultierte sie ihren Hausarzt und der wies sie umgehend als Notfall in die Augenklinik ein.
Seither wurde das Auge zweimal operiert und mit verschiedenen Gasen und Medikamenten wird versucht, dass sich die Netzhaut wieder mit dem Augapfel verbindet und verwächst. Doch das alles zeigt leider nur mässigen Erfolg. Auf dem linken Auge kann sie seither nur noch Schatten wahrnehmen. Ein zusätzliches Lichtflackern ist dermassen störend, dass sie nun meist das linke Auge zukneift und nur noch rechts sieht.
Mit der beginnenden Demenz können wir unsere Mutter nicht mehr alleine auf den Weg in die Stadt und zum Unispital machen lassen. Sie würde sich mit grösster Sicherheit verirren. Für solche Transporte wechseln sich mein Schwager und ich nun ab. Heute war also ich an der Reihe. Der Termin war um 15:00 Uhr und auf der Einladung stand, dass man 10 Minuten vor dem Termin erscheinen soll. Wir waren dann schon um 14:45 Uhr dort und dann begann das Warten...
Nach einer Dreiviertelstunde Wartezeit wurde sie zum ersten Mal zu einer Konsultation gerufen. Als Begleitperson darf ich nicht mit (Corona-Schutzmassnahme). Zehn Minuter später kam sie wieder heraus und sagt dass sie warten müsse, denn der Chefarzt wolle sich das Auge auch noch einmal ansehen. Das dauerte... und dauerte... eine halbe Stunde... eine Dreiviertelstunde... eine Stunde. Endlich, um 16:45 Uhr wurde sie ein zweites Mal ins Behandlungszimmer gebeten.
Auch diese Konsultation dauerte kaum zehn Minuten. Als sie wieder in den Warteraum kam, zeigte sie mir die Unterlagen, die sie erhalten hat. Kurze Zusammenfassung: Gleiche Medikation wie bisher und in einer Woche ein nächster Kontrolltermin. Wir wollten uns schon auf den Heimweg machen, als eine Karkenschwester an uns herantrat und uns bat, wir sollten noch einen kurzen Moment warten. Ach so. Wozu denn? Das wisse sie nicht, doch wir sollten einfach noch etwas warten...
Nach etwa 20 Minuten kam die Krankenschwester noch einmal vorbei und ich sprach sie schon etwas angesäuert an. "Können Sie uns bitte sagen worauf wir warten? Meine Mutter hatte bereits ihren Arzttermin, kriegte eine neue Medikamentenliste und auch schon einen nächsten Kontrolltermin. Auf was warten wir also?" Ihre Antwort: "Das weiss ich nicht, doch ich werde nachschauen. Warten Sie einfach noch einen Moment". Aus diesem Moment wurden wieder etwa 20 Minuten. Mittlerweile war es nach 17:30 Uhr. Ich sass schon fast drei Stunden in diesem Warteraum... unglaublich...
Als sie dann tatsächlich wieder einmal auftauchte, hatte sie ein paar Papiere in der Hand und fragte: "Sind Sie Frau Schneider?" worauf eine andere Frau (die auch schon stundenlang im Warteraum sass) rief:"Nein, ich bin Frau Schneider". Die Krankenschwester war kurz perplex, erklärte uns dann, dass hier wohl eine Verwechslung vorgelegen hätte und dass wir nun also doch nach Hause gehen dürfen...
... ganz ruhig bleiben... tief durchatmen... so ist das im Jahre 2021 als allgemeinversicherter Patient in einem Universitätsspital... Unser Aufwand mit Hin- und Rückfahrt = 4,5 Std. Der Aufwand des Spitals = max. 20 Minuten. Die dadurch verrechneten Kosten = ca. Fr. 400.00. So funktioniert also unser hochtechnisiertes Gesundheitssystem 🙄. Na dann freue ich mich schon mal auf das gleiche Spiel in einer Woche... 😤
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