Donnerstag, 20. April 2023
Mister styX
Heute bekam ich Besuch vom Entwickler der Blogsoftware Serendipity Styx, auf dessen Arbeit dieses Weblog aufbaut. Wir "kannten" uns bisher nur virtuell und er hat mir seit dem Umstieg auf die Styx Edition schon unzählige Male geholfen. Auf meinem Testblog hinterliess er über 1'500 wertvolle Kommentare und ohne ihn sähe diese Seite bestimmt nicht so schmuck und stimmig aus. 😍
Natürlich fragt man sich in all den Jahren ab und zu mal, wie dieser "Ian Styx" wohl aussehen mag, wie er wohl richtig heisst, was er so denkt und wie er so durchs Leben geht. Meist verdrängte ich solche Fragen, denn sie sind sinnlos. Das Internet ist (zu weiten Teilen) anonym und konzentriert sich auf "den Inhalt" oder "die Botschaft" und weniger auf die physische Erscheinung. Ich wusste erst ein paar Tage vorher, dass seine Reise an Zürich vorbeiführt und war ohne Zögern bereit, ihm Unterkunft und eine Stadtbesichtigung anzubieten. Ich habe schon so viel profitiert, da war es mir eine Freude, um etwas zurückgeben zu können.
Leider erwischten wir das schlechtest denkbare Wetter. Wolkenverhangen, immer wieder Regen und kalte +7° Grad. Da hat sich die Schweiz und Zürich wirklich nicht von der schönsten Seite präsentiert. So wurde dann auch nichts aus der angedachten Rikschafahrt. Bei Regen macht das wenig Spass und so bevorzugten wir einen Stadtbummel zu Fuss und mit Regenschirm bewaffnet.
Das Tagesbild zeigt den Blick vom Zürichsee-Schiff, mit dem wir eine kleine Rundfahrt machten. Ich bin nur einmal kurz vor die Türe um zu rauchen, denn Wind und Regen liessen uns vorwiegend drinnen sitzen und durch die Fenster schauen. Es war wirklich schade, denn so konnte ich von der "schönsten Stadt" und dem "herrlichen Bergpanorama" nur wenig überzeugend schwärmen. 😇
Abends sind wir in ein nahegelegenes Landrestaurant zum Abendessen gegangen und haben uns gut unterhalten. Danach noch zuhause bis gegen Mitternacht etwas getrunken und weiterdiskutiert. Nur so lernt man sich etwas kennen.
Virtuelle Bekanntschaften im "real life" kennenzulernen ist immer eine Herausforderung. Solche Erfahrungen machte ich schon früher, wenn ich Mountainbiker in echt kennenlernte, die ich zuvor über Jahre nur aus Beiträgen in Internetforen kannte. Beim realen Treffen versucht man dauernd sein theoretisches/virtuelles Wissen mit der physischen Präsenz abzugleichen um irgendwie ein kohärentes Bild herzustellen. Dabei stolpert man immer wieder über eigene Annahmen, die man sich so zusammengereimt hat und die nun wie Seifenblasen zerplatzen. Es waren Selbstspiegelungen und nicht "die Realität". Der Moment des physischen Erlebens ist echter/wichtiger und deshalb muss ich mich immer wieder zu Offenheit und Unvoreingenommenheit ermahnen. Egal, was ich von dieser Person schon gelesen und mir dabei gedacht habe.
Hier erlebe ich nun auch eine positive Seite des älter werdens. Man wird gelassener und grosszügiger. Man schenkt Offenheit und lässt dem Anderen den nötigen Raum um sich so auszudrücken wie er/sie mag. Ohne gleich zu werten und ohne den Anspruch, dass diese Person nun meinem inneren Bild entsprechen muss. Nein, ganz im Gegenteil. Ich erhalte die Chance einen anderen Menschen, eine andere Welt und einen anderen Kosmos kennenzulernen. Dafür bin ich dankbar und deshalb werde ich dieses Treffen auch in guter Erinnerung behalten. 🙏