Gestern feierte dieses Weblog sein 18-jähriges Bestehen. Seit dem 16.12.2005 habe ich hier über 3'300 Beiträge veröffentlicht und über 4'400 Bilder gezeigt. Im Schnitt ist also ziemlich genau jeden zweiten Tag ein neuer Artikel erschienen. So absolut gesehen finde ich das doch bemerkenswert.
Als ich 2005 damit begann, waren Blogs ziemlich angesagt. Es gab selbst hier in Zürich Bloggertreffen und man versuchte sich auszutauschen und zu vernetzen. Es war -zumindest für mich- die erste Form von digitalen, sozialen Medien. Wie man auch auf dem obigen Screenshot in der rechten Seitenleiste sehen kann, waren damals Links auf andere Blogs ein zentrales Thema. Jeder Blog sollte auf ähnliche, andere Blogs hinweisen, so dass der geneigte Leser den Spuren folgen kann um an für ihn relevante Informationen zu kommen. In den ersten Jahren roch es tatsächlich nach einer kleinen Revolution und dem Aufbrechen gewohnter geschäftlicher und gesellschaftlicher Strukturen, hin zu einer egalitären Welt des Teilens und des sich gegenseitigen Helfens.
Natürlich kann man rückblickend sagen, dass das alles ziemlich naiv war. Die Realität hat uns alle ein- und überholt. Die schon bald einsetzende Verbreitung von Facebook hat dann die Bloggerszene regelrecht pulverisiert. Da brauchte man keine eigene Domaine mehr, musste sich nicht selbst um den Betrieb der Blogsoftware kümmern und ganz wichtig: Man konnte sich innert kürzester Zeit eine breite Leserschaft aufbauen, weil die Vernetzung mit Freunden super einfach war. Und es war auch nicht nötig, dass diese Freunde selbst etwas beitrugen, wichtig war lediglich, dass auch diese Freunde wieder Freunde haben und so weiter. Da hatten diese selbstgestrickten Blog-Verbindungsnetzwerke keine Chance dagegen.
Und weil unsere gesellschaftliche Struktur auf Geschäft/Handel/Geld aufbaut, so verkamen sehr viele Blogs über die Jahre zu reinen Marketingvehikeln. Angefüttert über Facebook, Instagramm, TikTok und wie sie alle heissen, versuchen Blogseiten letztendlich nur noch die eigene Information zu zentralisieren und Produkte direkt zu vermarkten.
Privat geschriebene Themenblogs sind zwar nicht ausgestorben, doch sie fristen mittlerweile ein schattiges Nischendasein. Meist werden sie für nahestehende Personen verfasst um Informationen im kleinen Kreis zu teilen. Aber es ist halt nun mal so: Ein Blog zu betreiben kostet Zeit und Geld. Auch wenn man hier nicht über substantielle Beträge spricht so ist die Frage nach dem "return on investment" doch legitim. Und da muss ich offen zugeben: Den gibt es nicht. Private Blogs schlucken nur Geld. Man muss das wollen und als Hobby betrachten. Jedes Hobby kostet Geld. Und ganz ehrlich: Wenn ich sehe, wie viel Zeit ich schon in dieses Blogprojekt gesteckt habe, dann ist Geld nun wirklich nicht DAS Thema. Egal.
Noch ein andere Gedanke zu diesem Weblog: Man kann dieses Ausbreiten eines normal-langweiligen Lebens durchaus auch als problematisch betrachten. Ich bin gläsern geworden und verbreite sicherlich zu viel persönliche Informationen, die mir unter Umständen auch mal schaden könnten. Das ist mir bewusst und dieses Risiko nehme ich auch in Kauf. Schwieriger wird es bezüglich Personen in meinem nahen Umfeld. Meine Frau, Familie und Freunde werden auch öfters erwähnt und da frage ich mich dann schon ab und an, ob ich sie damit nicht ungewollt Risiken aussetze. Das ist nicht einfach zu beantworten.
Wie auch immer... Ich werde weiterhin Blogbeiträge schreiben. Ob ich es weitere 18 Jahre lang schaffen werde, wird sich zeigen. Für mich persönlich hat dieses "elektronische Gedächtnis" Relevanz. Alles andere liegt nicht in meiner Hand.
PS: Noch eine Anmerkung zum Titelbild. Ich denke nicht, dass dies das Layout von vor 18 Jahren darstellt. Es ist einfach die erste verfügbare Seite, die mir www.archive.org anzeigen konnte. Wie genau damals der Blog ausgesehen hat, weiss ich auch nicht mehr.