Freitag, 26. Januar 2024
schlimmer geht immer...
... oder: Ironie des Schicksals.
Vor zwei Wochen habe ich aufgehört zu rauchen. Ein Auslöser dafür war, dass ich -erstmals in meinem Leben- während dem Rauchen einen leichten Druck/Schmerz auf der Lunge verspürte. Ich habe das wie immer erstmal ignoriert und nicht weiter ernst genommen. Ein paar Tage später nahm der Schmerz im linken Lungenflügel jedoch spürbar zu und ich hatte nachts Mühe um zu schlafen.
Sitzend und stehend war ich nahezu schmerzfrei, doch sobald ich mich hinlegte registrierte ich einen stechenden Schmerz beim Einatmen. Nicht gut. Es folgten deswegen ein paar schwierige Nächte. Am letzten Samstag war ich dann erstmals in diesem Jahr auf dem Rad (siehe letzter Beitrag) und die Folgenacht war dann richtig schlecht. Enorm starke Schmerzen im linken Lungenflügel und somit eine fast schlaflose Nacht waren das Resultat.
Während des Morgenjobs am Montag musste ich mir eingestehen, dass an einem Arzttermin wohl kein Weg dran vorbei führt. Nach der Mittagspause rief ich deshalb in der Gemeinschaftspraxis an um einen Termin zu vereinbaren. Die Antwort war, dass mein betreuender Arzt nicht mehr dort arbeitet und dass die Praxis derart überlastet ist, dass ich über eine Woche auf einen Termin warten müsse. Dennoch wurde ich von der netten Frau am Telefon gefragt, wo das Problem denn läge. Nach meiner kurzen Schilderung war ihre Reaktion dann ziemlich eindeutig: "Gehen Sie sofort in die Notaufnahme des Spitals und lassen sie das abklären! Mit Schmerzen auf der Lunge ist nicht zu spassen und zuwarten ist keine Option."
Ich dachte: Na ja, so wild ist es nun auch nicht. Das plagt mich ja nun doch schon ein paar Tage. Ich habe keine Lust um im aktuellen Regenwetter mit dem Motorrad ins Spital zu fahren. Da kann ich auch morgen Dienstag, direkt nach dem Morgenjob, noch hin. Während des Abendessens erzählte ich dann Karin erstmals von diesen Schmerzen und von der aktuellen Situation. Sie fand das alles gar nicht lustig und bestand darauf, dass wir direkt nach dem Essen zum Spital fahren.
Hier die Kurzfassung: Kurz nach 20:00 Uhr trafen wir in der Notfallaufnahme ein und meldeten mich an. Um ca. 20:30 Uhr wurde ich befragt und eingeteilt. Ich solle im Wartezimmer warten. Es war klar, dass es dauern wird, weil das Wartezimmer doch schon gut besetzt war. Es wurde dann 01:30 Uhr, bis ich an der Reihe war. Phua, fünf Stunden warten. Dann gab es Blutuntersuchung, EKG und später noch ein Röntgen der Brust. Bis alles getestet und ausgewertet war und eine Ärztin für eine Diagnose auftauchte, war es 03:45 Uhr.
Die Faktenlage war auch nach diesen Abklärungen noch unklar. Es standen drei Möglichkeiten im Raum: 1. eine Lungenentzündung, 2. eine Lungenembolie oder 3. ein Lungentumor. Um dem jedoch auf die Spur zu kommen, müsse eine CT-Aufnahme der Lunge gemacht werden und dafür sei nachts kein Personal verfügbar. Man würde mich nun erstmal medikamentös behandeln und am Dienstag werde in einer Ärztebesprechung das weitere Vorgehen bestimmt und danach würde ich entsprechend informiert. Um 04:15 Uhr verliessen wir das Spital. Auf dem Heimweg textete ich dem Vorgesetzten des Morgenjobs, dass ich zumindest heute Dienstag nicht zur Arbeit erscheinen werde.
Ich war doch (negativ) überrascht, dass ich den ganzen Tag lang keinen Telefonanruf erhielt. Immerhin erzielten die Medikamente Wirkung und so konnte ich am Mittwochmorgen wieder zur Arbeit. In einer Kaffeepause rief ich dann im Spital an um mich schlau zu machen. Natürlich erreicht man nicht gleich die richtigen Personen und wird deshalb mit einem Rückruf vertröstet. Doch immerhin, klingelte dann wirklich kurz nach dem Mittag das Telefon und ich wurde gefragt ob ich in den nächsten Stunden vorbei kommen könne, damit man die angesprochene Computer Tomografie machen könne. Klar! Ich bin schon auf dem Weg.
Wieder: Aufnahmegespräch, warten, Blutentnahme, warten, EKG, warten, dann endlich: CT, warten, erneute Blutentnahme, warten und etwa vier Stunden später steht dann tatsächlich die Chefärztin neben mir und verkündet mir das Urteil die Diagnose. Ich habe/hatte tatsächlich eine Lungenembolie. Das heisst: Irgendwo in meinem Körper hat sich ein Blutgerinnsel gebildet, welches durch den Blutkreislauf in die Lunge transportiert wurde, wo es bei einer Lungenverästelung stecken blieb und somit die weitere Durchblutung dieses Lungenbereichs verhindert. Dieser Teilbereich der Lunge entzündet sich nun, was meine Schmerzen verursacht.
Die gängige Behandlungsmethode sei nun blutverdünnende Medikamente einzusetzen, damit sich dieses Gerinnsel möglichst zersetzt und die Überreste aus der Lunge gespült werden können. Üblich sei eine Behandlungsdauer von etwa sechs Monaten mit regelmässigen Blutuntersuchungen um die Entzündungswerte (und andere Indikatoren) im Auge zu behalten.
Sch...........................................................................
Alt werden ist kein Zuckerschlecken!
Ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll. Bewertungen sind unsinnig, denn: es ist so. Das ist die einzige Wahrheit.
Natürlich bin ich nicht erfreut. So etwas wünscht sich niemand. Eine weitere Unsicherheit ist, dass man nicht weiss, woher dieses Blutgerinnsel kommt. Ich hatte in den letzten Wochen/Monaten keine Thrombose in den Beinen oder auch sonst keine Verletzungen. Alle Ursachen-Fragen musste ich mit Nein beantworten. Auch Covid hatte ich nicht. Ganz flapsig sagte ich: "Na immerhin kommt es nicht von einem Lungenkrebs." worauf die Ärztin meinte: "Stimmt, die Lunge können wir ausschliessen. Doch es könnte auch von einem Darm- oder Prostata-Krebs kommen. Das müssen Sie im nächsten Halbjahr durch Vorsorgeuntersuchungen abklären." Na super! Da könnte also noch etwas Gravierenderes im Gebüsch lauern.
Mein momentanes Fazit ist, dass ich das hier im Blog nicht wirklich weiter ausbreiten möchte. Das soll ein Radfahrer- und Alltags-Blog sein und kein Jammeri-Medizinal-Blog. Zumal solche Dinge doch sehr persönlich sind und man mit solchen Informationen wohl etwas vorsichtiger und selektiver umgehen sollte.
Auf alle Fälle zerfleddert das letzte Jahr mein Selbstbild eines gesunden Mannes im besten Alter ganz enorm. Der Oberschenkelhalsbruch und das künstliche Hüftgelenk haben mir gezeigt, dass ich nicht unverletzbar bin und diese Lungenembolie-Geschichte zeigt nun, dass ich auch nicht unsterblich bin. Es bleibt nicht mehr viel heldenhaftes übrig... 😉
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Kommentare
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Spoony am :
Sch..... Beat
Ich hoffe das kommt alles gut. Wünsche Dir jedenfalls viel Geduld und forciere nichts! Alter braucht Zeit, obwohl man denkt, dass man die nicht mehr hat.
LG
Irène & Andreas am :
Das ist wirklich übel. Wir drücken dir die Daumen, dass es dir bald besser geht und du das Ganze gut überstehst. Alt werden ist wirklich nichts für Feiglinge😉.
LG von unten