Dienstag, 27. April 2021
vor genau 10 Jahren...
remember the day... "der letzte Arbeitstag"
Das ist erst zehn Jahre her und doch erscheint es mir wie eine kleine Ewigkeit. Ich kann mich kaum mehr erinnern, was ich als "Service Delivery Consultant" den ganzen Tag so getrieben habe. Das ist wie eine Erzählung aus einem früheren Leben. Abstrakt und unwirklich...
Es erscheint mir enorm, wie Vieles sich in der Zwischenzeit verändert hat, doch bei genauerer Betrachtung ist doch sehr Vieles auch gleich geblieben. Es hat sich vor allem mein Blick auf das tägliche Leben verändert. Es sind weniger die Hard-Facts die sich änderten, sondern wie ich diese beurteile und wie ich damit umgehe. Klar: In beruflicher Hinsicht hat sich sehr, sehr vieles verändert. Ich habe einen gutbezahlten und gesellschaftlich anerkannten Job hingeschmissen und wurstle mich seither über die Runden 😉🤗... (könnt ihr mich Lächeln sehen?).
Man darf über diese krasse berufliche Veränderung durchaus geteilter Ansicht sein. Ich würde es auch nicht als gut oder richtig bezeichnen, es war einfach das, was damals in meinem Leben passierte. Ich schreibe das absichtlich etwas passiv, denn es war ja durchaus so, dass ich mich nach diesem ominösen letzten Arbeitstag vorwiegend treiben liess. Am 27. April 2011 wusste ich erst, dass meine berufliche Karriere der letzten 30 Jahre ein Ende gefunden hat. Und so war es tatsächlich auch.
Anfang 2012 begann ich die Idee des selbständigen Rikschafahrers umzusetzen und dies war bis zum Besuch von Frau Corona meine Passion und mein Broterwerb. Auch wenn ich ganz offen zugebe, dass die Brötchen doch sehr klein waren, die ich mit dieser Arbeit erwerben konnte 😏. Klein aber fein 😉! Ich sehe das so, weil im nicht-monetären Bereich mein Leben ganz gehörig an Qualität gewonnen hat. Ich kann mit meiner Tätigkeit Menschen etwas Gutes tun, ihnen ein tolles Erlebnis bieten, belaste damit nicht die Umwelt und produziere keinen Abfall. Da wäre es wohl zu viel verlangt, wenn es auch noch gut bezahlt wäre 😁.
Was ich in den letzten zehn Jahren vor allem gewonnen habe ist Zeit, über die ich selbst bestimmen kann. Ich bin weit weniger fremdbestimmt als damals und das weiss ich extrem zu schätzen. Man lebt einfach intensiver, wenn man wenig "muss" und viel "kann"...
Natürlich hat das seinen Preis. Ganz direkt. Ich verlor viel finanzielle Sicherheit. Heute lebe ich mit einem Bruchteil des Einkommens von früher. Man muss wirklich lernen, mit wenig Geld zu leben und wer sich nicht von teuren Wünschen verabschieden kann, der sollte besser in seinem angestammten Job weiterarbeiten. Aus Sicherheit wird Unsicherheit und zumindest am Anfang ist diese Unsicherheit beängstigend und nur schwer zu ertragen. Es dauert etwas bis man dann merkt, dass Unsicherheit auch Freiheit bedeutet. Es gibt keine Freiheit in Sicherheit! Das ist ein Trugschluss, den uns vor allem rechte Politiker immer wieder verkaufen wollen. Doch das ist eine Lüge. Freiheit ist gleichbedeutend mit Unsicherheit!
Ja, in den letzten zehn Jahren lernte ich vor allem, von anerzogenen oder gesellschaftlich anerkannten Ansichten, Meinungen und Konzepten loszulassen. (Klickt man auf das Stichwort "ichbin", wird man über viele Beiträge stolpern, die "loslassen" zum Thema haben). Es ist nicht wichtig, was "die Allgemeinheit" über meinen Werdegang denkt. Ich bin derjenige, der allem in meinem Leben irgendeinen Sinn und Wert gibt. Niemand sonst. Und auch wenn das jetzt egozentrisch oder egoistisch klingt, so ist es das nicht. Der freie Mensch neigt nämlich nicht zu Egoismus sondern zu Empathie gegenüber seinen Mitmenschen und zu Demut und Dankbarkeit gegenüber der ganzen Schöpfung 🙏. Amen 😇.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es waren zehn intensive Jahre und das ist gut so.
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Kommentare
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Blogwart am :
Gut gesagt, Beat!
Von mir die volle Punktzahl. 🥂 Bei mir sind es jetzt schon 12 Jahre. 🙂
Außerdem erwirbt man sich damit die Freiheit hinter die Kulissen zu schauen, all die Narrative zwischen Mensch und Arbeit und der Definition seiner Selbst zu erkennen.