Donnerstag, 18. Januar 2024
festgefahrene Muster
Es lässt sich halt nicht vermeiden, dass auch dieser Beitrag sich wieder um das Thema "Nichtraucher" dreht. Ich meine, Rauchen war für mich mehr als nur eine schlechte Angewohnheit. Es war ein Lebensstil, den ich mir mit 16 oder 17 Jahren angeeignet habe. Damals wurden Zigaretten mit "grenzenloser Freiheit" beworben. Echte Männer rauchten und da wollte ich natürlich auch dazu gehören. Die ersten 20 Jahre (oder noch länger) rauchte ich CAMEL. Da war der Werbe-Slogan: "Ich gehe meilenweit für eine CAMEL Filter" 😆 Was für ein Käse! 🤣
Na ja, mich haben sie erwischt und ich bin über 40 Jahre diese Extrameile gegangen. Wieder und wieder. Geschätzte 20x am Tag. Und das hat natürlich fest eingefahrene Gedankenwege erzeugt. Die Genuss-Zigarette nach dem Essen, die Belohnungs-Zigarette nach einem Arbeitseinsatz oder auf dem Gipfel einer Radtour, die Lass-mich-nachdenken-Zigarette, die zum-Kaffee-Zigarette, die Frust-Zigarette, und, und, und. Ich fand gegen 20x am Tag irgendein Argument, weshalb ich mir nun gleich eine Zigarette anzünde, Ich habe mir immer eingeredet, dass mir das irgendetwas bringt/gibt. Die triviale Wahrheit, dass ich ganz einfach ein Nikotin-Süchtiger bin/war, hätte ich nie so einfach zugegeben.
Nun rauche ich seit einer Woche nicht mehr und das Nicht-Rauchen an sich ist eigentlich kein wirkliches Problem. Problematischer ist die Antwort auf die Frage "was mache ich an Stelle von 'eine Zigi' rauchen"? Das Rauchen war für ganz unterschiedliche Dinge eine geistige Krücke und der Wegfall dieser Krücke lässt mich oft verunsichert zurück. Ich weiss, dass dies nur ein psychologischer Trick der Nikotin-Sucht ist und dass solche Krücken gar nicht notwendig sind, denn kein Nichtraucher braucht sie.
In mir sind 40-jährige Mechanismen am ablaufen und plötzlich stockt es. "Nein, ich brauche jetzt keine Zigarette und ich werde mir auch keine anzünden." Egal ob Frust, Langeweile, Belohnung, oder eingebildeter Genuss - es geht auch ohne... 18 Zigaretten multipliziert mit 5 Minuten macht eineinhalb Stunden pro Tag. Unglaublich! Geschenkte Zeit! Meine Rauch-Reflexe kann ich auf die Schnelle nicht einfach unterdrücken, doch ich fülle diese geschenkte Zeit zukünftig mit der Dankbarkeit dafür, dass ich nicht mehr rauchen muss und dass ich nun ein paar Minuten Zeit habe um mich mit positiven Affirmationen neu zu programmieren.
Trackbacks
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| Weiter: "kleine Lücken"
Vor zwei Monaten stellte ich in diesem Beitrag fest, dass ich als Nichtraucher eineinhalb Stunden Wachzeit geschenkt erhalte, die ich früher verpafft habe. Dabei handelt es sich natürlich nicht um ein einziges, 90 Minuten langes Zeitfenster, sondern um ge […]
Kommentare
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Ian Styx am :
Ha! Welcome to the Club!
Bei mir wars Camel Ohne. 😆
Ich wage zu behaupten, dass es auch nicht das Nikotin ist das die "Sucht" veranlasst, sondern einfach die eingefahrene Gewohnheit. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Man muss also die Leere die zunächst erzeugt wird einfach aushalten lernen. Ansparen kann man sie leider nicht, um dann anderthalb Stunden extra auszugeben. Mit der Zeit schrumpft der Effekt und die Lücke wird kleiner. Ein bisschen Ekel gegen den Gestank den man mit sich herumgetragen hat hilft auch. Ein Mea Culpa für alle die man damit belästigt hat, denn man selbst roch es einfach nicht und die eigene Freiheit war grenzenlos. 😏 Man muss nur rechtzeitig die Kurve kriegen sonst wird man im Gegenzug zu einem dieser militanten Nichtraucherkrieger.
Das mit der Dankbarkeit gefällt mir! Und so wird der Beat doch noch zum Programmierer...☺
Rudi am :
Ach ja, die Raucherei - inzwischen bin ich ja schon fast 15 Jahre Nichtraucher...
Vielleicht hilft meine Geschichte - https://www.kilometermacher.at/13-03-2019-10-jahre-nichtraucher/ -!