Sonntag, 12. Dezember 2021
Hui! Cooles Bike
Der Schnee vom Freitag ist bereits wieder Geschichte. Heute soll es trocken bleiben. Da muss nun einfach eine etwas aussagekräftigere Testrunde mit dem neuen Mountainbike unternommen werden.
Natürlich war es nass, teilweise noch mit Schneematsch und somit auch dreckig. Einerseits wollte ich das Bike nicht gleich komplett einsauen und andererseits meide ich bei diesen schlammigen Bedingungen auch gewisse Wanderwege um diese nicht kaputt zu fahren. Deshalb fasste ich eine Tour die vorwiegend auf Forststrassen verläuft, mit einigen eher steinigen Trails, ins Auge. Mein Ziel war, mindestens zwei Stunden im Sattel zu sitzen um die Ergonomie abschätzen zu können.
Die nebenstehende Grafik zeigt ziemlich gut, dass die Geometrie des CANYON Neuron (blau) praktisch identisch ist mit derjenigen des TREK 1120 (rot). Berücksichtigt man zudem, dass das vollgefederte CANYON nach dem Aufsetzen etwa 2cm in den Federweg einsinkt (SAG), so befindet sich auch das Tretlager praktisch auf gleicher Höhe. Somit überrascht es nicht, dass ich mich gleich recht wohl gefühlt habe. Spürbar unterschiedlich ist die Front. Die Starrgabel am TREK weist einen Lenkwinkel von 70,3° auf und die 140mm Federgabel am CANYON steht mit 67° doch deutlich flacher. Das lässt den Radstand deutlich wachsen. Zudem ist der Lenker am CANYON etwa 4cm tiefer.
Ich bin noch nie ein Mountainbike mit so flachem Lenkwinkel gefahren. Dieser Trend zu LSL (low-slack-long) begann vor etwa fünf Jahren und aus aktueller Sicht spricht man beim CANYON-Neuron von einer konservativen Geometrie. Sogenannt progressive/moderne Bikes haben noch flachere Lenkwinkel und dementsprechend noch steilere Sitzwinkel und längere Oberrohre. Vor dem Kauf des CANYON habe ich lange überlegt, in welche Richtung es gehen soll. Ich hatte nicht den Mut um gleich auf die modernsten Geometrien zu wechseln, da man dafür auch den Fahrstil deutlich anpassen muss und da weiss ich nicht, ob ich mit 58 da noch viel ändern will. Hinzu kommt, dass ich in technischem Gelände doch ziemlich versiert bin und bisher auch schwierige Passagen mit alter Geometrie gemeistert habe. Somit fand ich das CANYON interessant. Etwas modern, doch nicht ultimativ LSL.
Der flache Lenkwinkel ist mir dennoch gleich aufgefallen. Das Vorderrad ist spürbar weiter vorne. Das bringt viel Laufruhe. Bei langsamem berghoch Fahren fand ich es etwas kipplig. Nicht störend, einfach noch ungewohnt. Und wenn man eher flache Trails mit vielen Richtungswechseln fährt, muss man das Gewicht etwas nach vorne verlagern um mehr Druck aufs Vorderrad zu bringen, sonst neigt es zum aus der Kurve rutschen. Das meint man mit Fahrstil anpassen oder mit "aktiver Fahrweise". Da hilft nun, dass der Lenker tiefer liegt als beim TREK. So kommt das Gewicht automatisch etwas nach vorne.
Somit kommen wir zum zweiten Aha-Erlebnis. Der Lenker ist zwar tiefer, doch das störte mich heute überhaupt nicht. Es hilft berghoch um Körperspannung aufzubauen und eben im Flachen oder Bergrunter etwas mehr Gewicht auf das Vorderrad zu kriegen. Interessanterweise hatte ich auch nach zwei Stunden noch keine Probleme mit einschlafenden Fingern, was beim TREK ja lange ein Hauptproblem war. Als ich zuhause vom Rad stieg, hatte ich auch keine Rückenschmerzen. Super!
Zum Schluss noch ein paar Worte zu den verbauten Komponenten. Schaltung und Bremsen sind Shimano SLX. Das funktioniert wirklich super. Die Vierkolben-Bremsen verzögern kräftig und sind leicht mit einem Finger zu bedienen. Die 1x12 Schaltung funktioniert genauso gut wie die SRAM GX Schaltung am TREK. In einem Blindtest wären die beiden Schaltungen kaum zu unterscheiden. Ganz generell kann ich CANYON ein gutes Zeugnis für die Vormontage ausstellen. Ich habe an der Schaltung und an den Bremsen rein gar nichts eingestellt und alles funktioniert tip top. Keine schleifenden Bremsbeläge und eine exakt funktionierende Schaltung. Wirklich 1A.
Natürlich trägt man bei Neuanschaffungen immer etwas eine rosarote Brille, weil man den Kauf ja auch vor sich selbst rechtfertigen will, doch das CANYON Neuron bietet fürs Geld wirklich sehr viel. Das macht richtig Spass. Etwas Ernüchterung stellte sich aber dennoch ein. Und zwar nicht bezüglich des CANYON's sondern wegen dem TREK 1120. Es wurde heute deutlich klar, dass ein starres Mountainbike im Vergleich zu einem >100mm-Fully nicht den Hauch einer Chance hat. Das Fully ist in jeder Lebenslage schneller, auch wenn es 2kg schwerer ist. Wobei mir persönlich "schneller" überhaupt nicht wichtig ist, doch das Fully ist einfach um Welten komfortabler, hat viel mehr Reserven und vermittelt dadurch ein sehr sicheres Fahrgefühl. So sehr ich das TREK 1120 liebe, in Zukunft wird es wohl eher für einfache Touren und vor allem für Bikereisen/Bikepacking eingesetzt. Dafür ist es ja auch gedacht.
Wieder zuhause wollte ich das ziemlich eingesaute Bike dann noch waschen, bevor ich es wieder in den Bikekeller stelle. Und wie zu erwarten war, ist das Fully doch einiges schwieriger zu putzen als das starre TREK. Da gibt es mehr Rahmenteile, Umlenkpunkte und enge Stellen, an die man nicht wirklich gut rankommt. Somit also eine letzte Erkenntins der heutigen Runde: Ich brauche Plastikschutzbleche um den gröbsten Dreck abzuhalten.
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