Man kann den Tag in drei Worten zusammenfassen: Schön, lang und anstrengend. Doch für diesen Blog dürfen es auch ein paar Worte mehr sein.
Der Tag begann um 8 Uhr mit einem schönen Frühstück in einer nahegelegenen Pasticceria. Vom B&B kriegten wir einen Frühstückscoupon und das war für einen Capucchino und ein Croissont. Natürlich reichte das nicht. Und so bestellten wir noch frisch gepressten Orangenjus, zusätzliche Croissonts (gefüllt mit Schoko- oder Vanilliecreme und andere Leckereien. Danach gings zurück ins B&B, wo wir uns umzogen und für den ersten Biketag fertig machten. Trödeln war nicht angesagt denn wir wussten, dass ein langer Tag mit über 60 Kilometern und 1'700 Höhenmetern auf dem Programm stand. Die Kirchglocken schlugen gleich neun Uhr, als wir losfuhren.
Zuerst galt es aus der Stadt zu fahren und schon vor dem Stadtrand zweigte die geplante Strecke von der Strasse ab und erste Wiesen- und Singletrails folgten. Das war gleich richtig anstrengend. Ein welliges Gelände mit immer wieder steilen Anstiegen. Zwar nie sehr lange, dafür mit losem Untergrund der das Klettern ziemlich anspruchsvoll machte. Das Wetter war von Beginn weg sonnig und deshalb gab es auch schon bald den ersten Halt um Jacken oder lange Hosen auszuziehen. Soweit ein perfekter Start.
Unsere Planung war so, dass wir bei Kilometer 17 in den malerischen Ort "Motta die San Anastasia" kommen und dort eine erste Kaffepause einlegen. Für diesen ersten Teilabschnitt brauchten wir aber unerwartet lange. Wegen der anspruchsvollen Wegführung lag unsere Durchschnittsgeschwindigkeit unter 10km/h. Dafür entschädigte die grandiose Landschaft und die immer wieder sehr schönen Blickwinkel zum Ätna-Vulkan.
Als wir dann endlich in San Anastasia ankamen und ein nette Bar gefunden haben, machten wir deren Besitzerin gleich ziemlich glücklich. Wir kauften jede Menge Süssigkeiten, kalte und warme Getränke um unsere Speicher wieder aufzufüllen. Wir begannen dann darüber zu reden, wie der weitere Tagesverlauf aussehen wird, denn uns allen war klar: Wenn es so weitergeht, werden wir die 60 Kilometer nicht überstehen. Doch ich konnte meine Mitstreiter beruhigen. Die nächsten 20 Kilometer finden vorwiegend auf Asphaltstrassen statt und der Anstieg des Tages, hoch nach Centuripe (750m.ü.M.) wird ebenfalls meist asphaltiert sein.
In Paterna, unserem nächsten Verpflegungsort besuchten wir das Castello auf dem höchsten Punkt, bevor wir im Ortszentrum eine Bar/Pasticceria aufsuchten. Tachostand: 34 Kilometer. Wir fühlten uns aber schon deutlich matter, als für Streckenhälfte eigentlich geplant war und uns wurde bewusst, dass es hart werden wird.
Die Auffahrt nach Centuripe führte durch eine unwirklich, skurile und doch spezielle Landschaft. Fast vegetationslose Hügel flankierten unseren Weg und das war höchst interessant um das anzusehen. Dann wurde die Strasse immer steiler... Wenn ich auf einer Asphaltstrasse berghoch auf den allerkleinsten Gang schalten muss, dann kann dies zwei Ursachen haben. Erstens, die Strasse ist extrem steil oder Zweitens, ich bin mit den Kräften ziemlich am Ende. Etwas unschön war heute, dass Erstens und auch Zweitens zutraf... 😛 ich musste richtig beissen... als ich auf einem etwas flachern Abschnitt das GPS durchklickte und feststellte, dass der Anstieg erst etwa zur Hälfte geschafft ist, krochen ernsthafte Zweifel in mir hoch, ob ich das wirklich packen werde. Da hilft nur, solche Gedanken zu verdrängen und einfach langsam aber stetig weiterzufahren... und so packten wir heute alle diesen Anstieg und genossen die Ausswicht in Centuripe dann ziemlich kaputt und geschafft. Mittlerweile war es schon nach 17 Uhr. Wir wussten, dass noch knappe sieben Kilometer, die glücklichwerweise fast vollständig bergrunter auf uns warteten. Also eine Kaffepause musste schon noch sein.
Der Downhill hatte es dann noch richtig in sich. Zuerst war es noch eine gepflasterte Strasse, dann noch ein Schotterweg und schon bald nur noch ein holpriger Trampelpfad, der zunehmend mit wildem Fenchel und dornigen Büschen überwuchert war. Die Dämmerung begann einzusetzen und so musste man sehr vorsichtig fahren. Ziemlich müde und zu später Stunde wäre ein böser Sturz natürlich sehr blöd.
Ich schaute auf dem GPS, wie weit es noch bis zum gebuchten Agriturismo ist. Nur noch zwei Kilometer. Sehr gut, denn es wird langsam dunkel. Plötzlich höre ich Remy hinter mir rufen: "Halt! Plattfuss!". Zum Glück kamen wir gleich an einem Bauernhof mit Aussenbeleuchtung vorbei, wo wir dann den Schlauch bei ausreichend Licht wechseln konnten. Bis wir aber wieder zur Weiterfahrt bereit waren, war es schon fast vollständig dunkel. Zum Glück nur noch zwei Kilometer!
Das gewählte Agriturismo ist sehr schön und das Abendessen aussgezeichnet, reichhaltig und grosszügig. Genau das, was vier übermüdete und ausgehungerte Biker nötig haben. 👍. Bilder vom Agriturismo kann ich halt erst morgen nachreichen.
Hier der Link zu GPS-Aufzeichnung des Tages (63km., 5:33 Std. 1'840 Hm.). Die Fotos des heutigen Tages kann man sich unter diesem Link ansehen.