Sonntag, 7. August 2011
(55) arschflach = die Poebene
Eigentlich war der heutige Tag langweilig, denn ich fuhr einfach sieben Stunden durch flaches Land. Fläche kann man nicht fotografieren und es bietet auch dem Auge wenig interessante Anhaltspunkte. Zudem sind die Strassen häufig schnurgerade und so strampelt man einfach stundenlang vor sich hin, wie der Hamster im Rad.
Ich merkte sehr rasch, dass ich nicht mit Puls 135 durch die Gegend pedalen kann, sonst fahre ich mich in drei oder vier Stunden so leer, dass nichts mehr geht. Deshalb hiess es Druck vom Pedal nehmen und immer schön nach Pulsuhr fahren. Während meinen nun fast acht Wochen lag der Pulsdurchschnitt der schönsten Tage so zwischen 113 und 118. Über 120 war richtig anstrengend und das büsste ich meist an den Folgetagen.
In hügeligem Gelände kann man ruhig mal Puls 150 fahren, denn bergrunter geht der Puls auch wieder unter 100 und man kann sich dabei etwas erholen. Wenn es aber immer nur flach vorwärts geht, bleibt der Puls konstant und eigentliche Erholungsphasen gibt es einfach nicht. Deshalb nahm ich mir vor, maximal einen Puls von 120 zu fahren. Steigt er höher, schalte ich runter.
Ich hatte stundenlang Zeit für irgendwelche Spielchen wie zum Beispiel: Wie lange kann ich genau Puls 115 halten oder, wie lange kann ich genau auf der weissen Seitenlinie fahren oder ich rechnete aus, wie viele Kurbelumdrehungen ich pro Minute, Stunde oder 100 Kilometer denn so mache. Oder ich versuchte einfach einmal nichts zu denken, was natürlich nicht geht...
Die Landschaft war auf der ganzen Strecke gleich. Landwirtschaft und Schweinemast. Von der Landwirtschaft sieht man derzeit eigentlich nur noch die Maisfelder, denn alles andere ist bereits abgemäht. Natürlich gibt es auch Birnen- und Äpfelkulturen, doch nur sehr wenige. Keine Reben und keine Olivenbäume. Die Schweinemast riecht man jeweils schon von weit her. Hier werden alle die Parma-Schinken gezüchtet und leider sieht man keine Schweine in der Natur, alle werden in grossen Ställen gemästet. Kühe oder Schafe habe ich überhaupt nicht gesehen.
Mittags machte ich im kleinen Ort "Guastalla" einen richtigen Verpflegungshalt in einem feinen Restaurant. Nach Schinken und Melone zur Vorspeise, genehmigte ich mir eine grosse Portion Ravioli, gefüllt mit Basilikum und Ricotta, an einer kalorienreichen Buttersauce. Das gab mir dann die nötige Kraft für die vielen Kilometer, die am Nachmittag noch folgten.
Schon bald entschied ich nämlich, dass ich bis "Cremona" durchfahren will, denn alle flachen Kilometer die ich heute fahre, brauche ich morgen nicht mehr zu fahren. Und mit Puls 115 könnte man tagelang fahren, das ist nicht das Problem. Zum Problem wird höchstens, dass man irgendwann kaum noch gut sitzen kann und auch die Hände, die Handgelenke und der Nacken würden sich mehr Abwechslung in der Position wünschen. Doch Wiegetritt in der Fläche geht kaum ohne dass der Puls hoch geht. Also fuhr ich zwischendurch kilometerlang freihändig und lockerte dabei etwas die Hände und den Nacken.
Abends gegen fünf Uhr war ich dann in "Cremona", der Stadt in der Stradivari seine weltberühmten und wohl unerreichten Geigen baute. Gleich am Stradivariplatz sah ich ein schönes Viersternhotel und für die vielen Kilometer wollte ich mich mit einem schönen Hotelzimmer belohnen. Die gute Frau an der Reception liess dann auch noch etwas über den Preis handeln und so wurden wir uns einig.
Nach der Dusche machte ich dann meinen obligaten Spaziergang durch den Ort, kaufte etwas Milchprodukte ein und ass danach fein Pizza. Morgen möchte ich bis an das untere Ende des Comersees fahren, was eigentlich möglich sein sollte. Ich will diese flache Gegend einfach hinter mich bringen und freue mich schon jetzt auf Berge und Seen. Das GPS sagt: 165 km., 7:09 Std., 80 Hm.
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