Mittwoch, 28. Februar 2018
eiskalte Erinnerung
Wegen der aktuellen Kältewelle blieb ich in den letzten Tagen vorwiegend zuhause in der warmen Stube. Als ich jedoch heute Morgen die Sonne sah, wollte ich doch wieder einmal etwas raus an die frische Luft und ein paar Velokilometer zurücklegen.
Über die Wintermonate dachte ich schon ein paar Mal daran, auf die Lägern-Hochwacht zu fahren, doch meist war ich zu faul und konnte mich nicht richtig motivieren. In den MTB-Anfangszeiten waren die Lägern quasi mein Hausberg, doch seit wir vor 15 Jahr umgezogen sind, haben die Besuche auf der Aussichtplattform immer mehr abgenommen. Seit ich Rikscha fahre und eigentlich nur noch in den Wintermonaten freie Zeit finde, bin ich schon froh, wenn ich es einmal pro Jahr schaffe. Ich schaue kurz nach... hier, am 30. Oktober 2016, also vor fast 1 1/2 Jahren, war ich das letzte Mal dort oben. Es war also wirklich wieder einmal an der Zeit.
Ich wusste: Es ist und bleibt kalt. Doch spätestens seit meiner Winterreise 2017 weiss ich auch, wie ich mich dafür zu kleiden habe. Zwei paar Socken an den Füssen, darüber feste Wanderschuhe. Gepolsterte Unterhose, dann eine lange Merino-Unterhose und als Aussenschicht eine winddichte Winterradhose. Oben zuerst ein kurzes Thermo-Shirt, dann ein Merino-Langarmshirt, darüber ein dünner Fleece-Pullover und zum Schluss eine gefütterte Windstopper-Jacke. Ein Buff für Hals und Kinn, sowie ein dickes Stirnband für die Ohren und darüber eine Fleece-Mütze. Und natürlich zwei verschiedene paar Handschuhe (1x dünn für berghoch und 1x dicker für flach und bergrunter). Nach diesem Tenü-Marathon konnte es also loslegen.
Ich brauche etwa eine Stunde Anfahrtsweg. Zum Warmfahren zuerst über einen Hügel mit etwa 150 Höhenmetern und danach vorwiegend flach. Vor allem in der Fläche kamen die Erinnerungen an die Winterradreise wieder deutlich hoch. Es ist kalt, man kurbelt so vor sich hin, die Natur ist im Winterschlaf, der Spass hält sich in Grenzen... Am Fuss der etwa 400 Höhenmeter langen Steigung mache ich einen kurzen Halt. Ich ziehe den Fleece-Pullover unter der Jacke aus und verstaue diesen in der Seitentasche. Dann ziehe ich die dünneren Handschuhe an, setze mich wieder auf und fahre weiter.
Irgendwie werden die Berge mit zunehmendem Alter immer steiler... Mein Fitness-Level ist nicht gerade prickelnd... ich muss runter schalten, auf's kleine Kettenblatt... das konnte ich auch schon besser... dranbleiben... gleichmässig atmen... nicht übertreiben... in der Ruhe liegt die Kraft...
Die gewählte Route zwingt mich die letzten etwa 50 Höhenmeter das Fahrrad durch den Wald hoch zu schieben. Das ist auch im Sommer zu steil um zu fahren, im Winter mit Schnee und Eis dann unmöglich. Es stört mich nicht. Im Gegenteil. Mal eine andere Art der Bewegung und auch eine gute Belastung. Doch am schattigen Nordhang ist es schon sehr kalt... das GPS sagt - 11,2° Grad... Immerhin, das Ziel, die Aussichtsplattform, liegt dann nicht mehr im Schatten. Nur hat sich in der Zwischenzeit eine Art milchiger Hochnebel gebildet und deshalb ist die Aussicht nicht wirklich gut. Hier zeigt das GPS nun -8,5° Grad, doch es weht ein unangenehmer Nordwind. Auch die noch schneebedeckten Bänke laden nicht wirklich zum Verweilen ein. Deshalb mache ich nur ein paar Fotos, schaue ein paar Mal in die Ferne, ziehe mich wieder warm an und schon bald geht es wieder runter.
Es ist ganz klar, dass ich auf dem Nachhausweweg noch eine Kaffeepause einlegen werde und dafür bietet sich der Imbiss am Flughafen-Pistenende bei Oberglatt förmlich an. Das ist ein guter Belohnungsort, denn von da gibt es nur noch einen Hügel und weniger als 10 Kilometer bis nach Hause. Ich geniesse den heissen Milchkaffee und schaue den Flugzeugen bei der Landung zu. Flugzeuge, egal ob beim Start oder bei der Landung sind immer wunderbare Gedankenspender. Wo kommen die jetzt wohl her? War es dort sonnig und heiss? Ferien oder Business? Freuen sie sich wieder zu Hause zu sein oder steigen sie hier nur um? Herrlich, was man sich da alles zusammendichten kann... Bei mir ist es ganz sicher. Ich fahre jetzt nach Hause und stelle mich unter die heisse Dusche. Darauf freue ich mich! Das GPS sagt: 49,9km, 2:59 Std., 830 Hm.
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