Freitag, 6. Mai 2022
TWINT
In der Schweiz hat sich die mobile Zahlungs-Applikation TWINT weitgehend durchgesetzt. Es ist etwas erstaunlich, dass sich eine lokale App gegenüber den global Playern wie Apple-Pay oder Google-Pay durchsetzen konnte. Wobei durchsetzen wohl der falsche Begriff ist, es ist wohl eher ein Nebeneinander. Sehr viele nutzen neben TWINT wohl auch eine der zwei grossen Bezahl-Apps. Der Vorteil von TWINT ist, dass es sehr simpel funktioniert und direkt mit einem Bankkonto verknüpft wird. Man muss also nicht zuerst eine virtuelle Brieftasche befüllen um daraus bezahlen zu können. TWINT ist vor allem für Kleinbeträge und für Geldtransaktionen zwischen Privatpersonen beliebt. Wie man auf der obigen Abbildung sieht, installiert man sich einfach die TWINT-App der Bank, bei der man ein Privatkonto führt. Finanziert wird die App einerseits durch Geschäftskunden, welche eine 1%-Kommission angeben, und andererseits durch die teilnehmenden Banken selbst. Für Privatpersonen ist die App völlig kostenlos. (Wir bezahlen mit unseren Daten).
Ich bin ein ewiggestriger Fan von Bargeld, doch ich wurde in den letzten Jahren immer häufiger auf TWINT angesprochen und zu Beginn dieses Jahres habe ich dann die App auf meinem Mobile (eher widerwillig) installiert und mit dem Geschäftskonto verbunden. Und siehe da, in den ersten vier Monaten dieses Jahres wurden schon fast die Hälfte aller Bar-Bezahlungen durch TWINT ausgeführt. Was bedeutet das nun für mich?
Einerseits fällt sofort auf, dass mobile Zahl-Apps das Ende des Trinkgeld einläuten. In Bar bezahlt niemand Fr. 89 für eine einstündige Rundfahrt, sondern immer 90 oder bei etwas Goodwill 100. Per TWINT wird genau Fr. 89 überwiesen. Das fällt mir auch immer wieder beim Züni-Service auf, der unser Büro beim Morgenjob besucht. Dort wird per TWINT ein QR-Code gescannt, der mit dem Konto der Bäckerei verknüpft ist. Die Bäckerei erhält also nur 99% des überwiesenen Betrags und die liebe Frau, die sich um den Service bemüht, geht völlig leer aus. Es würde ja auch keinen SInn machen um mehr Geld zu überweisen, denn die Lieferperson selbst würde davon ja nichts abbekommen. Wenn ich jedoch bar bezahle und auf den nächsten Franken aufrunde erhält die Bäckerei 100% des Geldes und die Lieferfrau ein paar Rappen Trinkgeld. Natürlich: Bargeld-Handling kostet auch Geld, doch das kleine, nett gemeinte Trinkgeld geht mit TWINT (und anderen Bezahl-Apps) immer mehr verloren.
Mein Buchhalter und die Steuerbehörden freuen sich über diese elektronischen Zahlungssysteme. Da bleibt nichts mehr im schwammigen Zwischenbereich. Die Anzahl der Transaktionen steigt und jeder eingenommene Franken ist dokumentiert und muss versteuert werden. Da bleibt kein Spielraum mehr. Wenn ich von bar bezahlten 90 Franken zwei Kaffees getrunken habe, so schrieb ich abends halt nur 80 Franken Einnahmen in die Buchhaltung. Das geht nun nicht mehr. Durch solche Applikationen werden wir immer transparenter... jede Furz-Transaktion wird registriert und nichts bleibt mehr privat.
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