Donnerstag, 12. Juli 2007
Gigathlontag 5: Fiesch - Brig
Heute komme ich in der Mitte zum Einsatz. Zuerst schwamm Marina im Thunersee (2,5 km), dann fuhr Thomas mit dem Rennrad über den Brünigpass bis nach Fiesch (105 km, 1'800 Hm), wo ich übernehme. Nach mir kommt Katrin auf den Inlinescates (28 km, 100 Hm) und zum Schluss muss Vali nach Leukerbad hochlaufen (16,5 km, 1'000 Hm). Für uns Biker ist der heutige Tag die Königsetappe. Es geht auf den höchsten Punkt des Gigathlons, den Schaflispass, auf 2'563 M.ü.M.
Heute ist das Wetter endlich gut und ich starte in kurz-kurz. Ich gehe vorsichtig ans Werk und als es nach etwa 5 Minuten gleich ultrasteil losgeht, steige ich ab und schiebe. Der Tag wird noch lange sein. Ich will nicht gleich zu Beginn meine Kräfte verbrauchen. Das war sicher richtig, denn schon bald konnte man wieder fahren und es begann eine herrliche Auffahrt durchs Schaflischtal. Es war stellenweise sehr steil, doch die Schotterstrasse war für gute Bergfahrer durchaus fahrbar. Ich bin zwei, drei Mal abgestiegen und habe geschoben. Dies um durchzuschnaufen und auch um meine Muskulatur mal für ein paar Minuten anders zu belasten. Die zweite Verpflegungsstelle liegt 600 Höhenmeter unter dem höchsten Punkt und ich tue gut daran, eine Banane sowei einen Energieriegel zu essen. Man sieht, wie sich der Schotterweg in Serpentinen den Berg hochwindet und unzählige Biker arbeiten sich fahrend oder schiebend hoch. Die Sonne steht hoch am Himmel. Zum Glück ist es auf 2'000 M.ü.M angenehm kühl. Je höher man kommt, desto besser wird die Aussicht. Das ist wirklich hochalpines Bikevergnügen. Einige Schneefelder gilt es zu überqueren und die letzten Kilometer vor der Passüberquerung müssen alle schieben oder tragen. In mir taucht das Bild einer Goldgräberkolonne auf, die auf dem Weg zum Klondike-River einen Berg überqueren muss. Es wird nicht viel gesprochen. Alle sind mit sich selbst beschäftigt.
Oben halten viele an, ziehen sich um oder ziehen sich zumindest eine Jacke über. Ich sehe den ersten Singletrail und bin nicht mehr zu halten Jetzt kommt meine Strecke! Vor jeder kniffligen Stelle steigen einzelne Biker ab und ich rufe sie alle zur Seite, damit ich durchfahren kann. Ich halte nur ein- oder zweimal an, den Rest kann ich alles runterzischen. Diese Abfahrt wird zum besten Downhill, den ich je gefahren bin! Zuoberst ist der Weg ruppig und steinig, mit vielen Stufen und kleinen Drops wo es öfters besser ist die Bremse zu lösen als zu langsam runterzufahren. Ich überhole Teilnehmer um Teilnehmer. Kaum an der Waldgrenze angekommen, geht es weiter steil runter. Immer wieder Haarnadelkurven, Steine, Wurzeln. Einfach fantastisch. Immer wieder treffe ich auf Gruppen von 4, 5 Bikern, wo der vorderste die hinteren einbremst. Ich schreie sie alle aus dem Weg! Meist sind sie bass erstaunt, wie man so etwas auch fahren kann. Der Singletrail will gar nicht mehr aufhören. Schon längst glühen die Bremsscheiben, doch es ist noch nicht genug! Insgesamt 1'800 Höhenmeter werden zu fast 100% auf supergeilen Singletrails vernichtet. Super-Mega-Cool! So etwas habe ich noch nie gesehen. Fantastisch war auch, dass ich an einem Stück runterheizen konnte. Nie anhalten, von Kurve zu Kurve gleiten, richtig berauschend das Ganze. Vor dem Ziel noch der obligate Gegenanstieg und schon war ich in Brig im Ziel. Ich nahm den Zeitmesschip ab und übergab an Katrin. Ihr gab ich den Rat mit, möglichst Windschatten zu suchen, weil der Westwind stetig das Wallis hinaufwehte und ihr so mächtig Gegenwind bescherte. Danach putzte ich kurz das Bike und verpackte es im Bikepark für den nächsten Tag. Noch immer war ich voller Adrenalin und machte mich gut gelaunt zum Bus-Shuttle.
Das bringt mich noch zum Thema Gigathleten Transport. Heute Morgen fuhr ich zuerst mit dem Busshuttle zum Bahnhof Interlaken. Von da mit dem Regionalzug nach Spiez um da in den Schnellzug nach Brig umzusteigen. Da wartete man dann wieder auf einen Busshuttle nach Fiesch zum Startort. Vom Ziel in Brig fuhr ich mit dem Bus zum Bahnhof Brig und von da mit dem Regionalzug nach Turtmann. Ich bin insgesamt 10 Stunden unterwegs. Für die Bikestrecke brauchte ich 4 Stunden und vier Minuten. Das sind Dinge, die man nicht vorbereiten kann und die zwar nicht anstrengend, aber doch belastend sind. Man muss wirklich aufpassen um jeweils in den richtigen Bus oder Zug einzusteigen. Ein falscher Transport kann das Team aus der Wertung kippen.
Heute hat wieder alles wie am Schnürchen geklappt und auch Katrin und Vali meistern ihre Aufgaben mit Bravour. Abends sitzen wir zusammen im Festzelt und das nun endlich bessere Wetter trägt natürlich auch zu der guten Stimmung bei. Der Wetterbericht sagt für die kommenden Tage sogar Sonne pur und Temperaturen über 30° Grad voraus. Wir können es noch gar nicht fassen, obwohl die heutige Sonne nicht nur bei mir einige Sonnenbrandstellen hinterlassen hat... Wir kriegen das Gefühl, dass unser Unternehmen klappen wird, dass wir auf gutem Weg sind, am Samstagabend in Bern im Ziel einzulaufen. Ein gutes Gefühl.
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