Freitag, 3. Januar 2025
Freitag, 6. Dezember 2024
Radfahren in der Provence? 2025?
Jürg ist derzeit ziemlich erkältet und deshalb waren wir heute nicht radfahren, sondern wir spazierten mit dem Hund zu einem nahegelegenen Restaurant zu Kaffee und Kuchen. Unterwegs unterhielten wir uns über mögliche Bikeferien im nächsten Jahr. Jürg möchte im März oder April gerne eine Woche radeln und da fragt sich natürlich, wo es dann schon schön und von der Temperatur angenehm ist.
Für Italien bin ich eigentlich immer zu haben, doch als wir auf Frankreich und die Provence zu sprechen kamen, war ich auch gleich begeistert. Ich erinnere mich nur noch schwach, doch im letzten Jahrtausend war ich mal im März eine Woche alleine in der Provence um Rad zu fahren und die Bruchstücke, die mir dazu noch einfallen, sind durchwegs positiv 🤪.
Zuhause habe ich dann die Bike Butler Buchhaltung zur Seite gelegt und versuchte mich mal mit einer groben Routenplanung. Die Idee war wie folgt: Eine Woche Ferien macht 7 Tage. Ein Tag braucht die Anreise, dann kann man fünf Tage Rad fahren und danach braucht man wieder einen Tag um nach Hause zurückzukehren. Was für ein Gebiet mag man denn in 5 Tagen abdecken? Schon bald kam ich ins Schwelgen... Arles, Le Beaux de Provence, Aix en Provence, Luberon, Saint Rémy de Provence... woah... 😍 das könnte super werden.
Ich habe die erzeugten Daten nun Jürg per Mail zugeschickt, damit er sich das mal ansehen kann. Natürlich ist noch nichts fix, denn das ist wirklich nur mal ein erster Schnellschuss um eine Diskussionsgrundlage zu haben. Mal sehen, ob sich daraus wirklich ein Plan entwickelt, der irgendwann Realität wird.
Freitag, 27. September 2024
eine Woche in Porto
Vor einer Woche sind wir nach Porto (Portugal) geflogen und lernten in der Zeit die Stadt und die nähere Umgebung etwas kennen. Wir trafen auch zwei ehemalige Arbeitskollegen, die seit einiger Zeit in Porto leben und arbeiten. Es war eine sehr interessante Woche mit vielen neuen Eindrücken.
Ich habe einige Fotos gemacht und eventuell reiche ich noch ein paar Tagesbeiträge mit Bildern nach. Man wird sehen.
Sonntag, 16. Juni 2024
Mailand-Weekend
Samstag, 11. November 2023
Rückblick
Es ist an der Zeit um auf die diesjährigen Bikeferien zurückzublicken und ein paar Eindrücke festzuhalten. Ich versuche das etwas zu gliedern.
Anreise per Flixbus
Eine Woche vor dem Start wurde die Buchung meiner Direktfahrt von Zürich nach Ancona storniert und es musste rasch eine Alternative her, denn die meisten Unterkünfte der ersten Woche hatte ich bereits gebucht und bezahlt. Relativ schnell fand ich eine Variante mit einmaligem Umsteigen in Mailand. Der Umbuchungsprozess war recht einfach, nur wurde dabei mein Fahrrad nicht mitgebucht. Ein Fahrrad hinzufügen ging auch nicht. Ich konnte nur die Umbuchung stornieren und eine neue Buchung (inkl. Fahrrad) vornehmen, was mich zusätzliche Fr. 60 kostete. Nach mehrmaligem Rückfragen wurde mir die erste Buchung in Form eines Vouchers (ein Jahr gültig) zurückerstattet. Unschön war auch, dass ich in Mailand in den frühen Morgenstunden vier Stunden am Busbahnhof abhängen musste, bis die Folgeverbindung nach Ancona eintraf. Von diesen Punkten abgesehen hat die Reise gut funktioniert. Die Rückreise konnte ich wegen dem Unfall nicht antreten. Da erhielt ich zwei Tage vor der gebuchten Fahrt die Mitteilung, dass auch diese Reise storniert wird und dass wegen den starken Unwettern um Bologna auch kein Ersatz angeboten werden kann. Ich wäre also gestrandet...
Ich hatte keine allzu grossen Erwartungen an Flixbus. Für diese niedrigen Preise muss man damit rechnen, dass an allen Ecken und Enden gespart und optimiert wird. Bei der ersten Stornierung wurden deshalb verschiedene Reisen zusammengelegt um halbleere Fahrten zu vermeiden. Bei der zweiten Stornierung war Flixbus ebenfalls ein Opfer der Umstände, denn die schweren Überschwemmungen führten zu weitreichenden Strassensperrungen. Ob ich wieder mit Flixbus reisen werde kann ich derzeit nicht beantworten. Der Preis ist sicher unschlagbar, doch die Mitnahme eines Fahrrads gestaltet sich eher schwierig.
Unterkünfte
Ich übernachtete in Hotels oder Bed and Breakfast, sowie einmal in einem Agriturismo. Alles gebucht via Booking.com. Das hat sich schon auf früheren Reisen bewährt und hat auch diesmal ganz prima geklappt.
Routenplanung/Streckenwahl
Meine Route führte geschätzte 98% entlang asphaltierter Strassen und beinhaltete nur wenige Schotterabschnitte. Das wusste ich von vorne weg und deshalb darf ich mich auch nicht über den Strassenverkehr beschweren, der jedoch auch nur selten problematisch war. Nicht wirklich gelungen war meine Tagesplanung. Im Vergleich zu Sizilien wählte ich deutlich kürzere Tagesetappen, so um die 50 Kilometer, mit der Idee, dass ich a) genügend Zeit habe um mir Häuser anzusehen und b) damit ich abends nicht ganz so kaputt bin. Nicht berücksichtigt habe ich dabei, dass man alleine einfach schneller unterwegs ist, weil man kürzere Pausen macht und auch auf niemanden Rücksicht nehmen muss. Das führte dann dazu, dass ich oftmals schon kurz nach Mittag am Zielort eintraf und mir dort dann die Zeit um die Ohren schlagen musste, bis ich mein Zimmer beziehen konnte. Daraus lernte ich: Wenn ich alleine reise und vorwiegend auf befestigten Strassen unterwegs bin, dann dürfen die Tagesetappen ruhig etwas länger sein. Bei langsamen 15 km/h schafft man 70 Kilometer auch mit ausreichend Pausen innerhalb von 6 Stunden. Wenn man also um 09:30 Uhr startet, erreicht man gegen 16:00 Uhr das Ziel. Das wäre besser.
Das Thema - alte Häuser
Die Besichtigung von alten Bauernhäuser fand ich interessant und das gab der Reise auch ein Thema und eine Struktur. Die verschiedenen Objekte zeigten mir dann auch auf, was mir/uns doch eher wichtig ist und was weniger. So stellte ich fest, dass mir viele Häuser zu abgelegen waren. Ich will nicht alleine mit meiner Frau irgendwo in der Pampa leben. Ich brauche Kontakt zu anderen Menschen und möchte deshalb nahe einer Ortschaft leben. Ausserdem denke ich heute, dass der Ansatz der Internet-Recherche aus der Ferne eher der Falsche ist. Wenn man sich wirklich ernsthaft mit dem Thema "Hauskauf in Italien" befassen will, ist es sicher kluger, mit einem (oder mehreren) lokalen Makler(n) zusammenzuarbeiten. Es braucht jemand vor Ort, der den Markt und auch die lokalen Gegebenheiten und Gesetze kennt. Im Internet findet man oft nur noch die Objekte, die alle Einheimischen nicht wollten.
Wirklich positiv bewerte ich die bereiste Gegend, die Region Marken. Mir gefällt die hügelige Landschaft und die Nähe zum Meer. Ausserdem fand ich viele Ortschaften sehr gepflegt und man sieht -anders als in Sizilien- sehr wenig Abfall herumliegen. Die Menschen waren allesamt sehr freundlich und hilfsbereit und das Essen -wie immer in Italien- vorzüglich. Ja, damit könnte ich mich anfreunden.
Fazit
Die Reise hat schlecht begonnen (beklaut in Ancona) und noch schlechter geendet (Unfall in Monsampolo del Tronto). Dazwischen hat mir jedoch sehr vieles wirklich sehr gut gefallen. Die Gegend ist attraktiv und hat einiges zu bieten. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich diese Region erneut bereisen werde.
Ob Karin und ich wirklich jemals ein Haus in Italien kaufen werden, steht nach wie vor in den Sternen. Wenn die Klimaerwärmung weiter so voranschreitet, dann wird es auch hier, nördlich der Alpen, nur mehr milde Winter geben und wer weiss, vielleicht ist es in Italien im Sommer schon bald zu heiss. Ausserdem ist Italien ein aussterbendes Land mit einer zweifelhaften Regierung. Da muss man sich ein so grosses Vorhaben wirklich gründlich überlegen.
Donnerstag, 2. November 2023
Ferien-Verarbeitung
Seit meinen Bike-Ferien in Italien ist nun fast ein halbes Jahr vergangen und ich habe diese Geschichte hier im Blog noch nicht abschliessend verarbeitet. Das Fotoalbum muss final überarbeitet werden und es braucht auch eine neue Kategorie, die ich den betreffenden Beiträgen zuordnen kann. Und: Weil diese Ferien ja vorzeitig und mit einem Unfall endeten, möchte ich auch noch so etwas wie einen Schluss-Beitrag schreiben, denn irgendwie ist da noch eine Rechnung offen...
Aktuell profitiere ich vom schlechten und regnerischen Wetter. Da kann ich gut Zeit vor dem PC verbringen und habe nicht dauernd das Gefühl, dass ich etwas Sinnvolleres tun sollte 😉. Also begann ich gestern damit, das Fotoalbum zu überarbeiten. Doch schon bald merkte ich, dass ich da ein gröberes Problem hatte. Wenn man das Fotoalbum startete, erhielt man einfach keine Bedienelemente angezeigt und man konnte auch nicht mit der Tastatur von einem Bild zum Nächsten springen. Das war sehr merkwürdig und natürlich versuchte ich die Konfiguration entsprechend zu korrigieren. Doch was ich auch alles machte, Nichts schien zu helfen. So ein Mist!
Heute Morgen fackelte ich dann nicht lange und erstellte ein neues, leeres Album. Darin erstellte ich zwei Ordner mit je zwei Bildern und lud die Sache auf den Webserver. Und siehe da: Alles funktioniert wie gewünscht. Na denn. Ich weiss ja, wo die Ferienfotos sind und diese sind dann auch relativ schnell wieder in das neue Album eingefügt. Die Hauptarbeit bestand dann darin, die Bilder wieder zu sortieren und vor allem: alle neu und richtig zu beschriften. Da ziehen dann schon ein paar Stunden ins Land. Aber jetzt: Ta 📯 ta 📯 und Fanfarenklänge 🎶: Hier ist nun das fertige Fotoalbum.
Die weiteren Arbeiten sind noch zu tun, doch der Wetterbericht ist ja auch für die kommenden Tage eher mies 😉.
Donnerstag, 18. Mai 2023
Unwetter in Italien
Meine geplante Rückreise von Ancona nach Zürich hätte heute morgen um etwa 8 Uhr mit dem Autobus erfolgen sollen. Doch gestern Abend erhielt ich von FLIXbus eine SMS in der mitgeteilt wurde, dass die geplante Fahrt nicht durchgeführt werden kann und dass sie sich in Folge höherer Gewalt auch nicht im Stande sehen, eine Alternative anzubieten.
Diese "höhere Gewalt" waren schwere Regenfälle, die sich zu einem regelrechten Unwetter mit katastrophalen Folgen auswuchsen. Die Bäche und Flüsse der Emilia Romagna traten innert Kürze über die Ufer und überschwemmten grosse Teile des Flachlands. Städte wie Faenza, Forli und Cesena stehen derzeit unter Wasser und auch Bologna ist stark betroffen. Eisenbahnstrecken wurden unterspült und auch die Autobahn steht unter Wasser und ist aktuell unpassierbar. Gegen zehn Personen sind bisher ums Leben gekommen.
Kein Wunder also, dass FLIXbus in dieser Region nicht mehr fahren kann. Da gibt es wahrlich grössere Probleme. Auch dass der kleine Beat nun in Ancona stehen würde, sich am Kopf kratzt und überlegt, wie er nordwärts zurück in die Schweiz gelangt, wäre nicht mal eine Fussnote wert.
Irgendwie waren diese letzten zwei Wochen wie verhext. Zuerst wurde meine Hinfahrt storniert und ich musste auf eine unattraktive Alternativroute ausweichen. Dann wurde ich in Ancona beklaut. Später brach ich mir die Knochen und musste notfallmässig nach Hause transportiert werden und nun auch noch diese Unwetter. Ich gelange somit fast zur Aussage, dass ich Glück im Unglück gehabt habe...
Mittwoch, 17. Mai 2023
Home, sweet home
Kurz nach zehn Uhr konnte ich das Spital verlassen und wurde von einem Freund abgeholt, der mich nach Hause fuhr. Ich kann das irgendwie kaum fassen. Nur 4 Tage nach der Operation. Und ich meine, das war ja nicht einfach das Nähen einer kleineren Wunde, sondern eben der Einsatz einer Hüft-Totalprothese. Und nun bin ich körperlich schon wieder so weit hergestellt, dass ich das Spital verlassen kann. It's magic! 💫
Für den weiteren Heilungsverlauf dürfte es wohl nichts Besseres geben, als dass man sich eben in seiner gewohnten Umgebung bewegen kann. Wobei mein Bewegungsradius mit zwei Gehstöcken doch noch ziemlich eingeschränkt ist. Frage: Wie bringt man mit zwei Gehstöcken ein Tasse Kaffee ins Wohnzimmer? Antwort: Gar nicht. Man trinkt den Kaffee direkt in der Küche, nahe der Kaffeemaschine 😀.
Es wird nun einige Anpassungen brauchen, damit ich z.B. im Sitzen duschen kann oder dass mir ein paar andere Dinge leichter von der Hand gehen. Diese "Anpassungen" braucht es auch zwischenmenschlich, denn ich bin nun doch oft auf Hilfe angewiesen. Ob es mir passt oder nicht. Das hat zwangsläufig Auswirkungen auf Andere und birgt Konfliktpotential. Zudem muss ich vermehrt auf meinen Körper hören und auch die Ratschläge anderer annehmen. So steht zum Beispiel in der Patienteninformation ziemlich weit oben: "Sitzen Sie während der ersten Wochen wenig, um ein Anschwellen der Beine zu verhindern." Und was mache ich? Ich sitze vor dem Computer, bearbeite E-Mails, mache Abklärungen und schreibe Blog-Einträge. Nicht wirklich ideal...
Zu guter Letzt muss ich auch meine Erwartungshaltung tief halten. Es wird nicht in diesem Tempo weitergehen und ich werde auch nicht so schnell wieder radfahren oder mit der Rikscha unterwegs sein. Die ersten vier Wochen darf das operierte Bein mit maximal 20 Kilo belastet werden. Das wird eine harte Zeit.
Donnerstag, 11. Mai 2023
Rückreise
Es standen ein paar grosse Fragen im Raum, die es zu beantworten galt:
- Ist eine Hüftprothese wirklich die einzige Option?
- Muss man das innert Stunden operieren oder können bis zur Operation auch Tage vergehen?
- Wie komme ich wieder in die Schweiz? Vor oder nach der Operation?
- Wie kommt mein Fahrrad mit dem Restgepäck wieder in die Schweiz?
Natürlich stand für mich die Option einer raschen Rückreise in die Schweiz, sowie Operation und Rehabilitation zuhause im Vordergrund. Die grosse Frage dabei war ganz einfach: Bin ich transportfähig? Nur liegend-Transport oder wäre auch sitzend in einem PW denkbar? Und: Was kostet ein Krankentransport in die Schweiz und wann ist er verfügbar?
Mit dem Krankenwagen zu einem Flugplatz und mit der Schweizerischen Rettungsflugwacht nach Haus schied aus. Ich bin da seit etwa 10 Jahren nicht mehr Gönner und müsste voll bezahlen. Das kostet dann schnell weit mehr als Fr. 10'000. Weitere Abklärungen ergaben, dass ein liegend-Transport in einem Krankenwagen-ähnlichen Gefährt mit medizinischem Personal für etwa Fr. 4'000 zu haben ist. Immer noch sehr viel Geld.
Mein Freund Jürg bot an, dass er noch am Mittwochabend losfahren würde um mich heute Morgen in San Benedetto del Tronto abzuholen. Das mache er aber nur, wenn ich mir sicher bin, dass ich ein sitzend-Transport überstehe. Bin ich mir dessen sicher? Der Wunsch ist Vater des Gedankens... Ja. in ruhiger Sitzposition halten sich die Schmerzen in Grenzen. Ich weiss, dass ich leiden werde, doch das ist die beste Option. Jürg hat auch einen Fahrrad-Heckträger und so können wir auch gleich noch mein Fahrrad abholen und mitnehmen.
Heute Morgen besprach ich dann diese Entscheidung mit den hier anwesenden Ärzten. Es war nicht sehr verwunderlich, dass mir grosses Unverständnis entgegenschlug. Sitzend in einem PW? 800 Kilometer oder etwa 10 Stunden? Nein, das ist eine blöde Idee und wird so nicht funktionieren. Letztendlich sei es aber meine Entscheidung und ich müsse mich quasi selbst entlassen und jegliche Verantwortung für mein Tun übernehmen. Dafür würden sie nun die notwendigen Dokumente aufsetzen.
Ich möchte hier erwähnen, dass ich in keinem Moment an der Fachkompetenz der italienischen Ärzte gezweifelt habe. Die hätten diese Operation sicher genauso seriös durchgeführt, wie ein Spital in der Schweiz. Ich hatte einfach Bedenken wegen der Sprachbarriere und wollte nicht so lange von Karin und meinen Freunden getrennt sein.
Gegen halb elf Uhr traf dann Jürg im Spital ein. Ich unterschrieb die nötigen Dokumente, bekam eine CD mit Röntgenbilder mit und wurde dann in einem Rollstuhl neben die Beifahrertüre von Jürgs Auto gerollt. Dort zeigte sich dann die ganze Schwierigkeit dieses Unterfangens. Wie steigt ein fast 2m grosser Mann in ein Auto ein, wenn er nur auf einem Bein stehen kann und jede Hüftbewegung grosse Schmerzen auslöst? Seitlich einsteigen/hinsitzen ist schon der Terror. Mich dann noch aufstützen, das Becken anheben und in Fahrtrichtung drehen, während Jürg das lädierte Bein in den Beinraum hebt ist dann an der Grenze des Ertragbaren. Mir wird schlecht. Ich kriege einen Schweissausbruch. Das ist eine Scheiss-Idee! Doch das darf ich mir jetzt auf keinen Fall anmerken lassen. Das geht schon...
Wir fahren vom Spital zu der Bar beim Bahnhof von Monsampolo del Tronto, wo mein Bike steht. Jürg packt es auf den Heckträger, kauft noch zwei Paninis und dann machen wir uns auf die lange Rückreise. Das Navigationssystem des Autos sagt: 812 Kilometer. Wir schätzen etwa 10 Stunden, mit 2 oder 3 Pausen. Ich schlucke ein erstes Ibuprofen 600mg.
Solange ich mich nicht bewege, geht es eigentlich ansprechend gut und die Schmerzen halten sich in einem durchaus auch längerfristig ertragbaren Rahmen. Wir stellen dann bald fest, dass Autobahnfahren das kleinste Problem ist. Richtig hart sind Pinkelpausen, die über diesen Zeitraum zwingend nötig werden. Aussteigen, mit den Krücken zu einem Busch humpeln, dort auspacken, pinkeln ohne hinzufallen, ohne sich auf die eigenen Schuhe oder Hosen zu pinkeln, das ist alles nicht ganz einfach. Zumal es bei starken Schmerzen schwerfällt sich soweit zu entspannen, damit man die Blase auch vollständig entleeren kann. Und dann alles wieder zurück und wieder einsteigen. Das war jedes Mal ein riesiger Kraftakt und nach jedem Halt tankte ich wieder Schmerzmittel nach... Es muss einfach sein...
Um Mailand kamen wir voll in den Feierabendverkehr und verloren dabei über eine Stunde mit Stau und Stopp and Go. Später, über die Grenze und durch den Gotthardtunnel war es dafür problemlos. Doch nach der Axenstrasse, bei Schwyz, war dann die Autobahn gesperrt und wir mussten entlang des Zugersees via Zug und Baar wieder auf die Autobahn fahren, was dann noch einmal Zeit kostete. Bis wir endlich bei der Notfallaufnahme des Spitals in Bülach vorfuhren, war es schon nach elf Uhr nachts. Die Fahrt dauerte also über 11 Stunden, doch wir haben es hinter uns gebracht und das war für uns alle das Wichtigste. Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich Jürg bin. Er sagte spontan zu und ist in eineinhalb Tagen über 1'600 Kilometer für jemanden Anderen Auto gefahren. Ein grosses Herz und ein grossartiger Freund!
Und natürlich wartete auch Karin vor der Notaufnahme schon auf uns. Das Spitalpersonal war informiert, ein Rollstuhl stand bereit und so konnte ich rasch zur Eingangsuntersuchung gebracht werden. Alles wird gut....
Mittwoch, 10. Mai 2023
abruptes Ende
Wir alle wissen: Es kann immer etwas passieren. Doch durch Wahrscheinlichkeitsberechnungen und Verdrängung bleiben wir dennoch positiv und in Bewegung. Denn in 99,x Prozent der Fälle passiert wirklich nichts und das ist auch gut so. Doch dann gibt es halt auch Tage, an denen man auf diese ,x Prozent trifft...
Wie angekündigt war der heutige Tag regnerisch. Am Morgen noch dieser leichte Nieselregen wie am Montag, doch gegen Mittag wurden die Tropfen zahlreicher und schwerer und das Ganze nahm den Charakter eines Landregens an. Ich trug demzufolge die kurze Regenhose plus die Regenjacke. Zum Glück war es mit +18° Grad noch angenehm warm.
Etwa zweidrittel der heutigen Tagesetappe waren abgefahren, als ich in der Nähe des Bahnhofs von Monsampolo del Tronto vorbeikam. Es regnete ziemlich stark und ich wollte von der Strasse auf den Gehweg hochfahren um grossen Wasserpfützen auszuweichen. Dabei war ich wirklich nicht schnell unterwegs. Ich schätze maximal 15kmh. Da mein Winkel zur Bordsteinkante relativ flach war, rutschte bereits das Vorderrad ein kleines Stück der Kante entlang. Das Hinterrad wollte dann definitiv nicht auf den Gehweg, sondern rutschte der Kante entlang und überholte mich seitlich. Ich machte eine Pirouette und klickte dabei den rechten Fuss aus dem Pedal um mich abzustützen und den Sturz zu vermeiden. Das klappte jedoch nicht und ich ging trotzdem zu Boden. Dabei schlug ich hart mit der rechten Hüfte auf der Bordsteinkante auf.
Ich blieb einen kurzen Moment benommen liegen und aus der nahen Bar kamen gleich zwei Männer und boten mir ihre Hilfe an. Ich musste feststellen, dass ich alleine nicht aufstehen oder gehen konnte. Ich hatte kaum noch Kontrolle über das rechte Bein und heftige Schmerzen in der Hüfte. Die zwei Männer stützten mich und brachten mich zum Aussenbereich der Bar, wo ich mich hinsetzen konnte. Mein Fahrrad brachten sie ebenfalls unter das Vordach. Ich war also aus der Gefahrenzone und bei Bewusstsein, auch wenn mir etwas fad und schlecht war. Zeit also um ruhig zu atmen, mich etwas zu sammeln und zu analysieren wie schwer die Verletzung ist und wie es weitergehen soll.
Nach etwa 10 Minuten versuchte ich aufzustehen. Ich konnte nur das linke Bein belasten. Auftretten auf den rechten Fuss war unmöglich. Ich konnte das ganze Bein kaum steuern und keinen Meter gehen. Ich vermutete, dass ich mir das Hüftgelenk ausgekugelt hatte. Mir wurde klar, dass ich so nicht mehr weiterfahren kann und dass ich mich in ärztliche Behandlung begeben muss. Ich bat also die Dame an der Bar, doch bitte die Ambulanz zu rufen. Das dauerte etwa 30 Minuten, bis ich abgeholt wurde. Die wichtigsten Dinge liess ich mir vom Fahrrad in eine Tasche umladen und das Fahhrad selbst konnte in der Garage der Bar eingestellt werden. Dann machten wir uns auf den Weg ins Ospedale San Benedetto del Tronto.
Spätestens dort wurde mir dann wieder bewusst, wie wenig italienisch ich kann und wie wenig Italiener Englisch oder eine andere Fremdsprache sprechen. Die behandelnden Ärzte hatten Mühe sich an ihr Studium-Englisch zu erinnern und somit wurde bald die DeepL-Übersetzungs-App zu unserem Freund. Nach der üblichen Aufnahmeprozedur ging es zum Röntgen und die Röntgenbilder zeigten nun, dass die Hüfte nicht ausgekugelt ist, sondern dass der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens abgebrochen ist. Das ist beinahe undurchblutetes Knochen- und Gelenkmaterial, welches kaum mehr verwachsen und auf natürliche Art heilen wird. Da hilft eigentlich nur noch ein künstliches Hüftgelenk.😨 Ich war geschockt! 😱
So eine Diagnose muss man auch erst einmal verdauen. Ich wurde in ein Krankenzimmer gerollt und nach etwa einer Stunde kamen zwei Ärzte, die mir das Vorgehen erläutern wollten. Ich musste nun ein gosses 🛑 Stopp-Schild 🛑 hochhalten. Moment... Wie lange muss ich in diesem Spital bleiben. Wie komme ich danach zurück in die Schweiz? OP in Italien und ReHa in der Schweiz? Ich weiss nicht... das muss ich mir genau überlegen und mit meiner Frau besprechen. So gleich und sofort wird das also nichts mit einer Operation. Die Antwort war dann, O.K. wir können die OP auch morgen am Vormittag noch durchführen. Also ist erst einmal etwas Zeit gewonnen.
Diese Zeit musste ich nun nutzen um mit Karin einen gangbaren Weg zu suchen und eine Lösung zu finden.