Samstag, 6. Mai 2023
noch mehr Hügel
Das Bett war perfekt, wie fast alles in diesen Hotel, und trotzdem habe ich nicht sonderlich gut geschlafen und bin immer wieder aufgewacht. Als dann kurz vor sieben Uhr die Sonne in mein Zimmer schien entschied ich mich, aufzustehen. Denn, ab sieben Uhr ist das Frühstücksbuffet geöffnet. Das war dann ebenfalls spitzenmässig und bot alles, was man sich vor einem langen Biketag so wünscht. Danach alles zusammenpacken und ans Velo binden. Um 08:06 Uhr startete ich das GPS und fuhr los.
Mein erstes Ziel war Loreto. Das ist, gemäss Wikipedia, die zweitwichtigste Wallfahrtsstätte der katholischen Kirche, nach Rom. Denn in Loreto soll sich das Geburtshaus der Maria von Nazareth befinden. Wer sich dafür genauer interessiert, kann das z.B. hier nachlesen. Ich hab's ja nicht so mit Religionen und Glauben, doch die prächtigen Gebäude die dadurch entstanden sind, sehe ich mir immer gerne an. Es war dann auch imposant und die vielen Heiligen-Andenken-Souveniershops haben mich leicht amüsiert. Ich musste an Assisi oder an San Giovanni Rotondo denken, wo auch mit dem Glauben ein sehr gutes Geschäft gemacht wird.
Dann ging es weiter in Richtung Recanati und auf dem Weg dahin kam ich an den ersten zwei Häusern vorbei, die ich mir im Internet ausgeguckt hatte. Wobei ich hier einen Einschub mache. Ich habe heute sechs Häuser und zwei Grundstücke besichtigt. Ich will nicht über jedes Einzelne schreiben doch ich denke, ich habe jedes fotografiert. Die heutige Fotoalbum ist also gefüllt mit alten, heruntergekommen Landhäusern. Beschriftet sind die Bilder noch nicht. Das werde ich zu einem späteren Zeitpunkt nachholen.
Aus meiner Sicht gibt es überall (mindestens) etwas auszusetzen. Meist scheitert es schon an der Lage des Grundstücks oder man trifft auf eine Ruine, die man eigentlich nur noch abreissen kann und etwas komplett Neues hinbauen. Das hat mich nicht enttäuscht, sondern so ist nun einfach mal die Realität. Ein schön grosses Grundstück mit Aussicht, nahe an einer Ortschaft und mit Gebäuden die nicht gleich einzustürzen drohen, gibt es in günstig wohl nur im Traum. Das ist in Italien nicht anders als zuhause. Zumal man die wirklich guten Objekte vermutlich nicht im Internet findet, denn die gehen schnell auf dem lokalen Markt weg. Ich bin da nicht blauäugig und weiss, dass man Kompromisse machen muss. Die Frage ist halt, wie viele Kompromisse kann und will man eingehen.
Über zwei Häuser will ich doch noch ein paar Worte verlieren. Das erste ist das "eingezäunte Haus" in der Nähe von Recanati. Das Beste daran ist echt das "modellierte" Grundstück. Die etwa 1'700m2 Land sind mit einer kniehohen Betonmauer umzäunt, auf der dann ein geschmiedeter Eisenzaun angebracht ist. Innerhalb der Mauern ist das Grundstück eingeebnet und mit zwei kleinen, erhöhten Terassen versehen, die ebenfalls durch kleine, gerundete Mauern abgetrennt sind. Am Rand des Grundstücks verteilen sich etwa zehn verschiedene, recht schöne Bäume. Das sieht alles richtig gut aus. Das Haus selbst ist relativ klein (zwei Etagen à ca. 70m2), was aber völlig ausreichen würde. Die Bausubstanz ist.. na ja... alt, baufällig. Immerhin scheint am Haupthaus das Dach noch dicht zu sein. Beim Garagenbau und dem Hühnerstall ist davon nicht mehr viel zu erkennen. Beides müsste neu gebaut werden. Also grundsätzlich finde ich die aufgerufenen 150'000 Euro o.k. Wären da nicht ein paar (gravierende) Nachteile. Die da wären: Das Haus verfügt über keinen Trinkwasseranschluss und keine Kanalisation. In einer Ecke des Grundstücks gibt es einen Grundwasserbrunnen, der das Haus versorgt. Eine Sickergrube müsste irgendwo vorhanden sein, diese habe ich jedoch nicht gesehen. Wie auch immer: Das müsste alles komplett neu gemacht werden. Also Wasserpumpe, -filterung, -aufbereitung, Verrohrung, Kleinkläranlage, gesamte Elektrik, etc. p.p. Dann liegt das Grundstück recht isoliert und ab vom Schuss. Das nächste bewohnte Haus ist geschätzte 300m entfernt. Bis nach Recanati sind es zwar nur zwei Kilometer, doch auch da müssen viele Höhenmeter überwunden werden. Da macht man keine regelmässigen Spaziergänge in die Zivilisation. Ausserdem ist das Grundstück auf den letzten 500m nur über eine ziemlich ausgewaschene Schotterstrasse zu erreichen. Ich will nicht wissen, wie sich diese Strasse nach heftigen Regenfällen präsentiert.
Das zweite Haus nannten wir aufgrund der Internetbeschreibung das "Riesen-Haus" in der Nähe von Potenza Picena. 4'000m2 Grund, ein Haupthaus mit etwa 300m2 Wohnfläche und ein (eingestürztes) Wirtschaftsgebäude mit etwa 60m2 Grundfläche. Ein tolles Haus auf einem sehr schönen, eingeebneten Grundstück. Das Dach scheint vor einigen Jahren neu gemacht worden zu sein und aus der Distanz sieht das stattliche Gebäude auch recht ansprechend aus. Für die verlangten 120'000 Euro würde man auch die überschüssigen Quadratmeter verkraften. Wenn man aber näher zum Haus geht, erkennt man bald ein paar heftige Risse, die teils mehrere Zentimeter dick sind. An einer Stelle konnte ich durch einen Riss in das Innere des Gebäudes sehen. Solche Risse habe ich schon an mehreren Gebäuden gesehen und ich denke, dass dies auf Erdbeben zurückgeht. Ich bin kein Baufachmann, frage mich aber schon, ob man so grosse Risse überhaupt reparieren kann und wie stark dies die Grundsubstanz und -stabilität beeinträchtigt. Anyway: Das Haus ist für unsere Bedürfnisse viel zu gross. Und eine Grundsanierung, mit Wiederaufbau des Wirtschaftsgebäudes würde Unsummen von Geld verschlingen, welches wir nicht haben. Ein schöner Traum, mit guter Aussicht, war es allemal.
Meine heutige Biketour führte also vom Wallfahrtsort Loreto nach Recanati, einer prächtigen Stadt mit etwa 16'000 Einwohnern. Da machte ich einen Kaffeehalt und fuhr danach durch das nächste Tal hoch zum nächsten Hügeldorf, nämlich nach Montelupone (was soviel wie Wolfsberg heisst). Viel kleiner als Recanati, doch nicht minder hübsch anzusehen. Dort machte ich auf dem zentralen Platz meinen Mittags-Verpflegungshalt. Von da ging es dann weiter nach Potenza Picena, wo ich heute im "Romantik-Zimmer", direkt neben dem Hauptplatz übernachte. Gegen Ende der Tour machte ich noch ein paar Umwege, und so kamen auch heute wieder etwas mehr als 50 Kilometer und etwa 1'200 Höhenmeter zusammen. Und das bei prächtig schönem Frühlingswetter und etwa 24 Grad. Es war ein interessanter und abwechslungsreicher Tag.
Unter diesem Link findet man die heutige GPS-Aufzeichnung. Und hier noch der Link zum Fotoalbum des heutigen Tages.
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