Sonntag, 7. Mai 2023
wieder ans Meer

Schon beim Aufstehen meldeten meine Beine, dass sie noch müde sind und gerne einen entspannten Sonntag erleben würden. Na ja, ganz entspannt konnte ich leider nicht bieten, doch immerhin sollte die für heute geplante Tour nur so um die 500 Höhenmeter beinhalten.
Das Wetter war wieder prächtig schön schon morgens um neun Uhr an die 20 Grad warm. Das half mental, auch wenn die Beine daraus kaum einen Nutzen ziehen konnten. Schon nach etwa zwei Kilometer kam ich am ersten Haus auf meiner Liste vorbei. Ein wahres Schnäppchen. 250m2 Haus auf 2'000m2 Grund, plus zwei kleine Nebengebäude für bescheidene 55'000 Euro. Meine Erwartungshaltung war also entsprechend gering. Deshalb überraschte dann das Gebotene. Hier war zumindest mal das hohe Gras gemäht und das Haus sah auch noch halbwegs stabil aus. Rund ums Haus war zwar viel Müll und Schutt zu sehen, doch so scheint es zumindest schon ziemlich leergeräumt. Ich machte zwei, drei Fotos und wollte mich schon wieder in den Sattel schwingen, als ein Auto vorfuhr. Diesmal wollte ich meine bescheidenen Italienischkenntnisse nutzen und deshalb sprach ich den Mann an. Ich hätte das Haus im Internet gesehen und wollte es mir ansehen. Er lächelte leicht und sagte dann, dass es nicht mehr zu verkaufen sei. Ah! Haben Sie es gekauft? Sichtlich stolz bejahte er. Er sei nun am aus- und aufräumen und beginne bald mit der Renovierung. Das hat mich gefreut und ich gratulierte ihm zum Kauf. Was ihn dann gefreut hat. Ich verabschiedete mich und dachte wirklich, dass sich dieser Mann richtig entschieden hat. Für den Preis, fand ich das Grundstück und die Gebäude echt Klasse.
Ich fuhr noch etwas einer Hügelkette entlang, bevor es talwärts ging. Leider sah ich schon von weitem, wie steil es auf der Gegenseite nach Morrovalle hochgeht. Meine Beine sagten: Aua! Runterschalten. Gleichmässig atmen. Was, schon der kleinste Gang erreicht? Dranbleiben. Das sind nur 250 Höhenmeter und das ist die einzig ernsthafte Steigung des ganzen Tages. Also weiter. Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung. Schwitzen ist gut...
In Morrovalle angekommen bin ich dann mitten in eine Art Stadtfest geraten. Entlang der gesperrten Hauptstrasse gab es viele Verkaufsstände und auf der zentralen Piazza wurden verschiedene Aufführungen geboten. Sehr schön, da kann man gut vor eine Bar Cappuccino trinken, den Menschen zusehen und dabei die übersäuerte Muskulatur entspannen. Nur keine Eile also. Nach dem Cappuccino passt auch noch eine kleine Cola rein.
Ich freute mich dann auf das zweite Haus, welches ich vom Ortsausgang Morrovalle bereits auf der gegenüberliegenden Hügelflanke erkennen konnte. Im Internet machte das einen recht guten Eindruck. Ich bräuchte jetzt nicht unbedingt einen Hektar Land, doch das könnte man ja einem lokalen Bauern zur Bewirtschaftung leihen. Oder so ähnlich. Das Haus an sich wäre ziemlich passend und macht einen brauchbaren Eindruck. Da man von oben anfährt sieht man auch gleich, dass das Dach in gutem Zustand ist. Das Wohnhaus ist nicht sehr gross. Die angegebenen 216m2 sind wohl brutto, brutto, inkl. dem Garagengebäude. Ich schätze das Wohnhaus auf zwei Etagen mit je etwa 80m2. Im Garten stehen mir etwas zu viele Olivenbäume, doch die Sicht nach Morrovalle ist schon fast spektakulär. Ja, da könnte man zu Fuss, mit Hund, hingehen. Das ist nicht weit. An der Fassade des Hause konnte ich kaum Risse erkennen. Den Putz ausbessern und das ganze Haus frisch streichen würde schon viel bringen. Ja, 160'000 Euro ist eine Stange Geld, doch das Haus ist noch recht gut in Schuss und ein Hektar Land ist ja auch nicht ohne.
Ich fuhr wieder los und wusste, dass das nächste Haus dagegen nur verlieren kann. Es steht in der Pampa, direkt an einem Wald, weit und breit kein anderes Haus in Sicht, die ideale Kombi für eine schreckhafte Frau. Aber, es lag am Weg und bot für die angeschriebenen 68'000 Euro nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch noch eine fast gleich grosse Ruine, das ursprüngliche Bauernhaus. Na ja, die Sache ist schnell erzählt. Auch für die bescheidenen 68 Tausend wird das niemand kaufen. Ausser ein begnadeter Handwerker, der sich die nächsten Jahre beschäftigen und möglichst niemanden sehen will.
Ich und vor allem meine Beine freuten sich, dass es nun vorwiegend bergrunter oder flach ans Meer gehen wird und da noch etwa zehn Küstenkilometer folgen. Unterwegs kam ich an einem Quellbrunnen mit herrlich frischem Wasser vorbei und da machte ich noch eine kurze Apfelpause. Später, am Meer, gab es dann nochmals Cappuccino und Gelati.
Wieder war ich viel zu früh am Zielort, doch ich hatte keine Mühe um noch etwas am Kiesstrand zu sitzen und aufs Meer hinaus zu schauen, bis ich dann zum Bed and Breakfast fuhr. Das heisst B&B fronteMare, was eigentlich schon alles sagt. Man tritt aus der Haustüre, überquert die Promenadenstrasse und steht schon fast mit den Füssen in Meer. Doch mir ist das Meer echt noch zu kalt. Mehr als kurz mit den Händen die Temperatur testen, lag nicht drin.
Ich werde die nächste Nacht gut schlafen denn ich weiss, dass mein Bike sicher untergebracht ist. Es steht nämlich direkt neben dem Bett.
Unter diesem Link findet man die heutige GPS-Aufzeichnung. Und hier noch der Link zum Fotoalbum des heutigen Tages.