Dienstag, 15. Juli 2008
Langzeitreport INTENSE Spider29
Nachdem ich nun seit etwas über einem Jahr die meisten meiner Mountainbiketouren mit dem INTENSE Spider29 fahre, möchte ich hier eine Art Langzeittest und -beurteilung festhalten.
Vorgeschichte:
Im Herbst 2006 beschäftigte ich mich ernsthaft mit den Überlegungen, mit welchem neuen Bike ich mein sechs Jahre altes ARROW Sirius red racing ablösen wollte. Durch meine Körpergrösse von 1,92m war ich eigentlich ein idealer Kandidat um die neuen Ideen bezüglich grösserer Laufräder auszuprobieren. In den USA sind 29-Zoll-MTBs schon seit längerer Zeit ein Thema und einige Anbieter brachten nun auch entsprechende, vollgefederte Bikes auf den Markt. Ich habe mich dann wochenlang durch Internetforen und Herstellerseiten gelesen und reduzierte durch immer neue Erkenntnisse die möglichen Varianten auf deren drei. Das waren damals das NINER RIP9, http://www.ninerbikes.com/rip9.html das TURNER Sultan http://www.turnerbikes.com/08sultan.html sowie das INTENSE Spider29 http://www.intensecycles.com/2008/bikes.php?model=spider29 .
Für das NINER-Bike gab es keinen Schweizer Importeur und das TURNER gab es nicht in meiner Wunschfarbe weiss, so fiel die Wahl letztendlich auf das INTENSE (ich weiss, das sind vielleicht nicht die besten Kriterien um etwas auszuschliessen, doch so war es nun einmal). Egal. Am 17. November 2006 habe ich den Rahmen dann bestellt und nur sieben Monate Jahr später (?!?!?), am 29. Juni 2007, konnte ich mich dann zum ersten Mal auf den Sattel des neuen Bikes schwingen. Anfänglich brauchte es noch ein paar Anpassungen, doch schon bald fühlte ich mich auf dem Bike sehr wohl.
Meine Eindrücke nach 3'600 Kilometern oder 230 Stunden Gebrauch:
Was im Entscheidungsprozess schon wichtig war und sich auch als gut erwiesen hat:
- Flaschenhalter an normaler Position, Platz auch für grosse Trinkflaschen.
- Sattelstütze voll absenkbar.
- Gelungene Kabelzugführung (alles von oben, wenige Kurven).
- Dämpfer an geschützter, nicht dem Dreckbeschuss ausgesetzter Lage.
- Pulverbeschichtung ist haltbarer als Lack. Weiss ist schön.
- Gelungene Geometrie (erstaunlich wendig).
- Trotz der vielen Gelenke und Lager gab es bisher noch keine Knackgeräusche.
- Gute Lackqualität (Pulverbeschichtung).
- Das Bike fährt sich ausgesprochen komfortabel und macht auch nach Stunden im Sattel noch Spass.
- Sehr gute Steigfähigkeit (besser, als alles was ich zuvor gefahren bin).
- Die Bontrager Laufräder sind sehr stabil und mussten noch nie nachzentriert werden.
Neutral: (zwar eine Bemerkung wert, doch nicht wirklich wichtig)
- Weiss ist zwar schön, doch putzintensiv. (selbst schuld).
- Die mehrgelenkige Konstruktion ist vergleichsweise schwierig zu putzen.
- Das Bike lässt sich im Gebirge nicht sehr gut schultern.
- Das Bike ist mit ~13,5kg nicht wirklich leicht.
- Etwas weicher Hinterbau (bei sehr steilen Anstiegen in kleinen Übersetzungen merkt man, wie sich der Hinterbau verwindet).
- Die komplizierte Hinterbaukonstruktion hat zur Folge, dass die Kette bergab oft an die Kettenstrebe anschlägt.
- Der vordere Umwerfer streifte beim Einfedern an der Schwinge und machte dadurch Geräusche (etwas feilen am Umwerfer hat geholfen).
- Die untere Dämpferaufnahme schlägt etwas aus. Daraus ergibt sich etwas Spiel, was man während des Fahrens zwar nicht merkt, was man aber irgendwann beseitigen sollte (mit neuen Führungsbuchsen).
Defekte:
- Nach etwa 200km: Bruch der unteren Dämpferbefestigungsschraube (lockerte sich).
- Nach etwa 3´400km: Vordere Bremsscheibe und -leitung als Folge eines Sturzes.
- Ganz normal: ein paar Plattfüsse
Materialverbrauch:
Freiwillig ausgetauscht:
- Kleines Kettenblatt von 22 auf 20 Zähne reduziert.
- Vorbau von 100mm -6° Grad auf 110mm, 0° Grad geändert.
- Gerade Sattelstütze gegen eine gekröpfte (25mm Versatz) getauscht.
- Specialized Sattel gegen den bequemeren, Selle Italia SLR gel flow getauscht.
- Lenkerhörnchen durch angenehmer gebogene ersetzt.
- Vorderer Schnellspanner von tune-Titan zu Schimpanso-Stahl getauscht.
Verschleiss:
- 3 Schläuche nach Plattfüssen
- 4 paar Bremsbeläge hinten
- 2 paar Bremsbeläge vorne
- 1 Bremsscheibe vorne
- 1 Bremsleitung vorne
- 1 Satz Reifen (von Bontrager XR zu WTB Exiwolf gewechselt)
- 1 Ritzelpacket 11-34
- 2 9-fach Ketten
- 1 Innenlager (Truvativ GXP)
Fazit:
Das Spider29 ist ein gutes, stabiles und zuverlässiges Bike. Es erträgt meine 95kg und meinen zeitweise derben Fahrstil bisher klaglos. Der Rahmen hält und scheint nicht gleich zu brechen (drei meiner letzten vier Bikes sind unter meiner Belastung gebrochen). Die Hinterbaufederung funktioniert exzellent (ohne zu wippen). Das Bike gefällt mir optisch noch immer sehr gut und auf die 29"-Räder möchte ich nicht mehr verzichten.
Was könnte noch besser sein? Ich wünsche mir eine etwas längere Gabel, das würde die Downhilltauglichkeit noch verbessern (und den eher steilen Lenkwinkel etwas entschärfen). Mal sehen, wann die neue RockShox Reba, 80-120mm, mit Maxle Light Steckachse verfügbar ist. Die werde ich mir dann bestimmt genauer ansehen.
Die entscheidende Frage zum Schluss ist: Würde ich das INTENSE Spider29 wieder kaufen? Vermutlich JA. Selbst 1 ½ Jahre nach meiner Entscheidung sehe ich nur sehr wenige echte Alternativen am 29er-Fully-Markt.
Ich werde bestimmt noch mehrere Jahre mit diesem Bike fahren und freue mich schon jetzt auf die vielen schönen Kilometer, die wir noch zusammen zurücklegen werden.
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Kommentare
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Paddy am :
Informativer Erfahrungsbericht. Sowas find ich wertvoll, weil's irgendwie unabhängiger rüberkommt als in einem Fachmagazin.